(*Palaver heißt es natürlich richtig, aber damit geht ne schöne Alliteration verloren…als Zusatzinfo für alle Rechtschreib-Fanatiker!)
Frohes Neues! Eigentlich sollte an dieser Stelle eine völlig andere Kolumne stehen, die ich noch im alten Jahr begonnen hatte. Allerdings brachte mich der Besuch beim „Bunker bebt“ Festival vergangenen Samstag dazu, diesen Plan zu verwerfen und Euch statt dessen eine brandheiße Story zu liefern. Also wundert Euch nicht, wenn ich Mitte Januar noch anfange, über die Jahreswende zu reflektieren! 😉
Trotzdem darf ich Euch schon an dieser Stelle auf meine FACEBOOK Gruppe „Paddy’s Rock and Roll Kolumne auf 5vier.de“ aufmerksam machen! Beitreten, teilen, Werbung machen und immer auf dem neuesten Stand sein! Hoffentlich finde ich auf diesem Weg noch viele begeisterte Leser!
So, und nun schnappt Euch Kaffee und Gebäck, legt die Füße hoch und macht es Euch bequem: es wird lang! Meine erste Kritikerin meinte schon beim Anblick der sechs Seiten: „Bist du dir sicher, dass du das alles bringen willst? Da bekommt man doch schon Angst vor der Menge!“ Was meint ihr? Wie lang sollte eine Kolumne sein, damit sie noch Spaß macht? Meldet Euch einfach bei mir! Und nun: viel Spaß!
„Der Bunker bebt“ – auch in 2011
Traditionell trommelt das Ex-Haus zum Jahresbeginn alle weihnachtsgans-geschwängerten und von Raketen durchlöcherten Feiertagsgeschädigten unter dem Weihnachtsbaum hervor, um das neue Jahr mit lauten Klängen zum Leben zu erwecken und die Harnwege mit dem guten Trierer Löwenbräu durchzuspülen. Lecker Idee!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt dort hin geschafft habe. Zum Glück hab ich dank meines Auftrittskalenders der letzten Jahre die passenden Entschuldigungen griffbereit, weil ich im ersten Samstag im Jahr meistens selbst die „Publikümmer“ beglückt habe. Doch mit zunehmendem Alter und dem leichten Anflug vom Gefühl einer „Presse-Schlampe“, wie ich mich beim Eintritt in die heiligen Hallen selbst bezeichnet habe, freue ich mich im Nachhinein umso mehr, dass ich es nun endlich mal wahrhaftig selbst erlebt habe! Keine Sorge – gute Konzerte und gute Bands sollen und müssen unterstützt werden! Die 7 Euro (eigentlich schon ne Frechheit, ein solches Bandaufgebot zu so nem Mini-Preis anzubieten, wo doch gerade erst die Omas und Tanten zu Weihnachten die Geldbriefe geschickt haben 🙂 – oder ist das Ticket-Knut wie bei Ikea?) habe ich selbstverständlich ordnungsgemäß an der Kasse bezahlt, wo der Veranstalter selbst noch den Stempel schwingt. DAS ist Rock and Roll!
Bedenkt man, dass man heutzutage auf ’nem Dorffest schon fast 10 Euro für den Eintritt los ist und dort dann wenn’s gut läuft 1-2 Bands geboten bekommt, so sollte man vor dem Hintergrund der eigentlichen Geschichte des „Bunker Bebt“-Festivals doch noch einmal darüber nachdenken, ob man den Preis nicht wenigstens leicht nach oben anpasst oder wenigstens ein Sparschwein an der Kasse aufstellt.
Man kann es überall nachlesen, aber hier für Euch: es war einmal vor vielen Jahren, als die Trierer Bands keine Proberäume mehr in der City fanden. Dicken Mist! Allerdings gab es ein paar clevere Leute (ich glaube es war der Bürgermeister gemeinsam mit ’ner wohlwollenden Initiative für Rockmusiker, sowie dem Ex-Haus), die mit der Freigabe des alten Bunkers dieses Problem zu lösen wussten. Also wurde kräftig renoviert und umgebaut und fertig waren die wohl kultigsten Proberäume der Stadt. Ich war selbst vor ein paar Jahren mal bei einer Probe zu Gast: sicher ist man unter den dicken Mauern allemal! 🙂
Um die Kosten für die Mieter im Rahmen zu halten, verpflichten sich die dort „ansässigen“ Bands, einmal im Jahr für einen (bzw. für ihren) guten Zweck das Ex-Haus zu rocken, da die Einnahmen der Unterhaltung (damit ist jetzt nicht die Musik gemeint!) der Location dienen. En Sauwer Sach, wie man so schön sagt. (Sofern meine Informationen jetzt im Detail nicht ganz richtig sein sollten, freue ich mich natürlich über korrigierende Kommentare weiter unten! Danke!)
An diesem ersten Samstag im Jahr feiert somit jede Bunker-Band ihre Daseinsberechtigung live auf der Bühne – ich tippe jetzt einfach mal, dass dies für viele Hobby-Künstler und Freizeit-Rocker die einzige Möglichkeit ist, sich auf der Bühne zu präsentieren. Denn sie tun es wirklich nur aus Spaß an der Freude (am Wochenende oder nach Feierabend) und steigen in die Katakomben hinab, um das zu zelebrieren, was sie innerlich am Leben hält:
Rock and Roll (in allen Farben und Variationen…)
Für mich hatte das Festival so was von Rock am Ring…nur halt entsprechend kleiner. Man muss sich schon im Vorfeld mit einem Plan bewaffnen, um zu wissen, wer wann wo spielt. Fast 20 Bands auf drei Bühnen – da kommt man schon mal alleine durch die ganze Rennerei ins Schwitzen! Mein Versuch, wirklich alle Bands wenigstens ein paar Minuten zu sehen, ist zuerst an der Theke und schließlich bei dem Auftritt von Nanny Goat völlig gescheitert. Außerdem wollte ich ja noch ein paar „Interviews“ (wenn man das so nennen kann) machen, um die heutige Kolumne mit Leben zu füllen.
Dennoch möchte ich behaupten, einen sehr schönen Konzertabend verlebt zu haben, den ich nun in groben Zügen und natürlich unter Berücksichtigung meines persönlichen Musikgeschmackes in Worte fassen werde. Damit diejenigen, die es dieses Jahr (schon wieder nicht) in die Zurmaiener Straße geschafft haben, einen neuen Vorsatz für 2012 mitnehmen können. Es lohnt sich!
Los ging es um 20.00 Uhr im großen Saal mit „Black Blossom“. Hier springen einem metallische Gitarrenriffs ins Ohr, gepaart mit einer sehr druckvollen weiblichen Stimme. Passt leider nicht so ganz in mein „Genre“, daher bin ich dort auch nicht sehr alt geworden. Bisher war das Exil aber schon ansehnlich gefüllt, was bereits zu früher Stunde erahnen ließ, dass es nachher noch richtig schön voll werden sollte.
Immerhin rechnete man ja mit rund 1.000 Besuchern
Danach zum Schimmelkeller – mit Zwischenstop an der Theke. Oh ja, da wird mir beim erstmaligem Betreten am Abend immer wieder bewusst, warum der irgendwann mal so getauft wurde. Aber schön. Der Inbegriff von (nicht nur regionaler) Livemusik. Was habe ich hier schon geschwitzt und gesungen. Sowohl vor als auch auf der Bühne. Eine wahre Freude, wenn das Publikum im gleichen Boot sitzt! „Hilfsarbeiter“. Klingt erst mal vom Namen her nach vorpubertärem Oi-Punk, entpuppt sich aber als das, was der Name schon verrät. Auf der Bühne fünf Männer mittleren Alters, original mit Warnweste, Binford Tools T-Shirt und passendem Holzfäller-Thermo-Hemd, die mit etwas Fantasie wirklich so aussehen, als ob ihr Chef sie von der Baustelle mit den Worten: „Ihr müsst jetzt gleich im Ex-Haus rocken! Zack Zack!“ abgezogen hätte.
Umso sympathischer, dass sie (zumindest soweit ich hier selbst befragen konnte) wirklich mehr oder weniger im Baugewerbe tätig sind und zu der Art Band gehören, die wohl das Musizieren als schöne Untermalung zum Genuss des Feierabend-Bierchens nutzen. Mit dem Blick auf die Noten oder Instrumente gerichtet geht es hier mit den „alten Rock-Schinken“ volle Kraft voraus. Ob man will oder nicht, man singt trotzdem mit! „Whisky in the Jar“, „Smoke on the water“…Klassiker halt! Wie die Band selbst. Meine Meinung: ein wenig mehr Sicherheit am Instrument, dafür mehr Blickkontakt zum Publikum, ein paar Stunden und Bierchen später am Abend und die „Hilfsarbeiter“ hätten das kleine Exil auseinander genommen. Geil! 🙂
Nur noch mal fürs Protokoll! Ich bin hier kein Bandbewerter! Ich hab ja selbst nix drauf. Notel lesen, weit gefehlt! Ich führe hier nur Tagebuch und ihr lest mit!
Ich habe mich mit meinem „Korrespondenten“ Götz förmlich losreißen müssen, um die Stufen Richtung Balkensaal hoch zu stolpern. Hier war im Vergleich zum Keller noch so gut wie gar nichts los. Unter „Feinripp“ hatte ich mir ehrlichgesagt etwas „flacheres“ vorgestellt als gute Countrymusiker, wenn ich das mal so pauschal und spontan in eine Schublade stecken darf. Bottleneck-Gitarristen find ich sowieso schon mal sehr cool, aber im Vergleich zu der Baustelle im Keller war das dann doch alleine vom Spaß-Faktor ein gewissen Stilbruch.
Also wieder runter. Zwischenzeitlich hatten wir es auch irgendwie hinbekommen, dass wir die Band „Trinity“ verpasst hatten, obwohl mir die noch kurz vorher sehr ans Herz gelegt wurden. Aber bei der ganzen Rennerei trifft man unglaublich viele Bekannte und Freunde, die man zum Teil schon lange nicht mehr gesehen hat und sich dann unbedingt noch ein wenig austauschen muss. Man KANN halt nicht auf 3 Hochzeiten gleichzeitig tanzen!
Cruise-Mukke! Wunderbar!
Candy Apple Grey gaben zwischenzeitlich Vollgas. Uwe Heil kenne ich von seinen Studioaufnahmen zum aktuellen Album bei Daniel Bukowski. „Der Trierer Bob Dylan“, wie man so schön sagt. Für mich ist der Mann einfach eine Ikone und bei meinem anstehenden Schweden-Urlaub im Sommer werde ich mit offenem Fenster durch die Landschaft fahren und „Hold On“ trällern. Cruise-Mukke! Wunderbar! Schnell erkennt man, dass es sich bei Candy Apple Grey um gute Musiker handelt, die ihr Handwerk verstehen! Nur wiederum… nicht so ganz meine Schublade.
Wieder zurück im Balkensaal trällert uns der Klang einer Querflöte entgegen – gepaart mir schöner lauter Rockmusik. „Thick as a brick“ brachten die Zuschauer, die sich doch nun schon vermehrt dort eingefunden hatten, zum Staunen, dass man nicht nur Trübsal blasen kann. Richtig geile Sache, wenn auch wieder nicht das, was mein Herz schneller schlagen lässt. Da war die Vorfreude auf Nanny Goat und Monopeople (wobei ich keinen blassen Schimmer hatte, was da auf mich zu kommt!) doch schon sehr fixiert.
Sehr lustig war schon die Ankunft im Ex-Haus und der gleichzeitigen Begrüßung von Anne, der Sängerin von Nanny Goat. Ich wollte sie direkt mal „festnageln“, dass ich auch nachher noch an mein Interview und die bisher veröffentlichten CDs komme. Ich glaube so ein freudestrahlendes Gesicht und dem Ruf nach der Band „Ey, wir werden nachher interviewed! Wie geil ist das denn?“ werde ich so schnell nicht mehr zu sehen bekommen, wenn ich nach ein paar Minuten Zeit frage. Jetzt muss ich aber mal einen riesigen Flashback wagen… sagen wir mal…locker 10-12 Jahre. Ich kann es selbst nicht mehr genau abschätzen. Vielleicht war es sogar mein erster Konzertbesuch im Ex-Haus, als Nanny Goat und unsere damalige Schulband des Gymnasiums Konz, die „Shitty Beatles“ den Schimmelkeller rockten und die „Beatles“ „Das erste Demo-Tape auf CD“ veröffentlichten. Ohne Witz! Es war das Zeitalter der Cassetten und nur die coolsten (oder vielleicht besser betuchten) der Schule hatten einen CD-Brenner zu Hause. An diesem Tag ging wohl die Ära der guten alten Demo-Tapes zu Ende!
Weil ich Nanny Goat damals schon auf Anhieb sehr geil fand, bin ich dem Sänger der Shitty Beatles (Robert Detering – viele Grüße an Dich!), der mit mir damals auch im Schwimmverein war, jahrelang auf die Nerven gegangen: Er solle mir doch bitte mal so ein Demo-Tape von den Goats besorgen. Tja, jetzt hab ich ja die beiden CDs. Und wie es sich gehört: signiert! 🙂
Was anderes kommt mir nicht ins Regal!
Wie man schon an meinem Vorbericht erahnen kann, sind die Musiker der Indie-/Alternative-Rock-Band auch nicht mehr die jüngsten *räusper*. Mit Anfang, Mitte Dreißig stehen alle mit beiden Füßen fest im Berufsleben – das wollen wir jetzt auch gar nicht näher beleuchten…reicht ja schon, dass ich gelernter Versicherungskaufmann bin! Damals hat man als Konzertbesucher vielleicht noch den Walkman unterm Pulli getragen, heute stehen weibliche Konzertbesucher schon mit der „nächsten Generation“ unterm Pulli vor der Bühne und bringen ihre Kinder bereits im prenatalen Stadium auf die richtige musikalische Laufbahn. Sehr löblich und meiner Meinung nach auch sehr schön anzusehen (Herzliche Grüße von hier aus an den Planeten und toi toi für Anfang März, wenn ich mich nicht irre. Schwanger macht sexy! Auch auf dem Rockkonzert!)
So, um euch nun ein wenig Erholung zu gönnen und die Vorfreude auf die nächste Woche zu steigern, werden wir an dieser Stelle Paddys Kolumne teilen. Dies war also der erste Teil! Wer jetzt neugierig geworden ist und miterleben möchte, wie Paddy die Auftritte von „Nanny Goat“, „NEO“, „Model for Monument“… fand und was er noch alles im bebenden Bunker erlebt hat, der sollte am nächsten Mittwoch unbedingt wieder reinschauen. Dann gibt es den zweiten Teil von Paddys „Ballawa im Bunker!“
Triererjung meint
auch super, die Kolumne hier. Ich finde das immer besser, macht weiter so! Lob muss auch mal sein!
Paddy meint
Sehr schön! 🙂 Allerdings habe ich aus brandaktuellem Anlass eine weitere geile Festival-Empfehlung…der Weg ist nicht so weit und man muss auch nicht zelten, trotzdem: hochkarätigstes Lineup und mega Stimmung! ROCK-A-FIELD Festival im Sommer in Luxembourg! Bisher bestätigte Bands: BLINK 182 (!!!), WOMBATS, ARCTIC MONKEYS, FANTA 4 …
ich brech ab! Hinkommen, mitrocken!
Eddi un Merci!
claas meint
Wieder mal saucool. Der Bunker ist einer meiner absoluten must-have Stops im Januar.
Einfach immer wieder sauber, was da geboten wird.
Geb Dir aber recht: die könnten da wirklich zumindest mal eine Spendendose aufstellen. Das ExHaus kann das Geld doch echt gebrauchen.
Und jetzt her mit dem zweiten Teil! 🙂
blubb78 meint
Sauwer Sach!
selbst mich, als eher Radiohöhrer, hast Du dazu gebracht zu überlegen nächstes Jahr den bebenden Bunker zu besuchen. Das letzte RaR ist schon 3 Jahre her evtl. besuche ich in diesem Jahr ab und an mal das Ex-Haus.
freue mich auf Teil II!