Kolumnist Paddy Klink tanzt sich durchs Großherzogtum – und bringt uns mit Eternal Tango eine Band aus dem Ländchen näher, die man erlebt haben sollte.
Ist es mit dem Tag einer Bandgründung nicht ein verinnerlichter Traum, dass man „eines Tages“ den angesagtesten Club der lokalen Rockszene mit seiner eigenen Headliner-Show ausverkauft und mit Hunderten partywütigen Anhängern der eigenen Musik bis in die frühen Morgenstunden abfeiert? Ich sage: JA! Und ich sage: Herzlichen Glückwunsch an ETERNAL TANGO, die es nahezu geschafft haben, das Atelier in Luxembourg Hollerich aus allen Nähten platzen zu lassen!
Mit Ihrer „Season’s Closing-Party“ (wobei man sich hier wieder nur auf Ihr Heimatland beschränken darf, da zwischenzeitlich doch noch ein paar Shows dazugekommen sind) unter dem vielversprechenden Namen „Golden Fox Academy Prom Night“ zelebrierte das Quintett am Freitag, dem 17. Dezember im Atelier in Hollerich sein eigenes Dasein und ließ – auf die Länge einer amtlichen Headliner-Show – nochmal Revue passieren, was sie in den vergangenen zwölf Monaten deutschland- und europaweit auf den großen und kleinen Bühnen der Welt so erlebt haben. Spontan denke ich da an ihre BAD RELIGION Support Tour, gefolgt von einer weiteren Tour mit MADSEN. Und wenn man den „Gerüchten“ glauben darf, geht es in 2011 gemeinsam mit ONE REPUBLIC genau da weiter, wo ETERNAL TANGO kürzlich aufgehört haben. ROCK AND ROLL!
Ein weiteres Highlight war ganz sicher der Kurztrip nach Berlin anlässlich der „Luxembourger Rocknacht“ (oder so…), zu der große Geschütze in Form einer Nightliner-Flotte aufgefahren wurden. So machte man es wie die „Großen“ und schaukelte mal eben quer durchs Land. Bei den berichterstattenden Fotos kann jede andere semiprofessionelle Band nur vor Neid erblassen: 🙂
Ansonsten fährt man standesgemäß Sprinter mit langem Radstand, um die gesamte Backline, das mittlerweile riesige Merchandise-Arsenal und natürlich die Band inkl. Crew zu transportieren.
Aber Moment mal… WER ist E.T. eigentlich? Ich gehe ganz unverschämt davon aus, dass eine Band aus dem überschaubaren Luxembourg, die zwar durch Ihre vorgenannten Shows bereits großflächig für viel Aufsehen gesorgt und somit ihren Bekanntheitsgrad enorm gesteigert habt, plötzlich JEDERMANN geläufig sein sollte. Sorry! Fangen wir doch ganz von vorne an.
Auf der kürzlich zu Ende gegangenen „Prom Night“ habe ich mir die in meiner Sammlung noch fehlende erste „CD“ der Band zugelegt. Hierbei handelt es sich um eine Split-CD mit der Band SPYGLASS. Zu meiner Freude wurden auch ein paar alte Stücke hiervon am gleichen Abend live zum Besten gebracht. Liebevoll nennt man die eigenen alten Songs „Cover“. Sie stammen aus der Zeit der alten Bandbesetzung. Musikalische Einordnung? Ich stelle mir das so vor: beim Öffnen der „Schublade“ kommen einem wild-kreischende kleine bunte Monster ins Gesicht gesprungen. Hier hämmert wirklich progressiver Metal-Punkrock (gibt’s das?) auf das Trommelfell des Zuhörers ein. Aber geil! 🙂 Irgendwann um 2006 herum muss es gewesen sein (Recherche? *gähn*) als ETERNAL TANGO um Sänger David Moreira und Bassist Tom Gatti bereichert werden. Gemeinsam mit Drummer Pyt Romersa, David Schmit und Joe Koener – beide erstklassige Rock-Gitarristen! – schließt man sich im Proberaum ein und prügelt anschließend „FIRST ROUND AT THE SISSY CAFÉ“ im Studio auf die Bänder. Damals kennt sie wohl noch – mit Verlaub – kein Schwein! Außer vielleicht in und um Dudelange, ihrem heißgeliebten Heimatort und Austragungsort der jährlich stattfindenden Skate-Veranstaltung DUDELANGE ON WHEELS (und jedes Mal mit fettem Band-Aufgebot!). Es wird eine mächtige Werbewelle auf die Menschheit losgelassen. Bei dem RISE AGAINST Konzert in Saarbrücken Anfang 2007 drückt mir ein „Typ“ (am Ende war es noch selbst einer von der Band – ich habe nie nachgefragt) eine Demo-CD vor der Bühne in die Hand. Ah ja, cool, kostenlose CD, holst de doch mal mit. In die Buxentasch gesteckt, aus den Augen, aus dem Sinn. Nach dem Konzert wringe ich mir im Parkhaus vor der Abfahrt noch schnell die verschwitzten Klamotten aus (gut, GANZ so schlimm war’s jetzt nicht) und krame dabei nochmal die Demo-CD hervor. Hörst de dir mal an. Drei, vier Songs… die kann ich dann bis Trier auswendig. Beim ersten Song fallen mir schon die Eier in den Matsch. WHO THE FUCK?! Eternal Tango, Luxembourg… aha… guter Vorsatz fürs neue Jahr: gehst de dir mal bei Gelegenheit anschauen. So war es am Ende natürlich mehr als nur eine großartige Überraschung, als wir (PROJECT 54) anlässlich des Luxembourger Kulturjahres 2007 (Daher kommen auch die ganzen blauen Hirsche, die man hier und da mal antrifft!) als Vertreterband für Rheinland-Pfalz auf einwöchige Tour durch die Großregion geschickt werden und die ursprünglich angedachte Band METRO als Vertreter fürs Großherzogtum krankheitsbedingt (hieß es mal…) durch ETERNAL TANGO „ersetzt“ wird. Total geflashed warteten wir bei der Abfahrt auf den Nightliner und den Truck-Fuhrpark, weil die Aktion mit der Demo-CD ein Bild von einer großen – sehr großen – Rockband in meinem Kopf hinterlassen hat. Umso größer die Verwunderung, als zwei bis drei bis unters Dach vollgepackte Kleinwagen um die Ecke biegen. Es steigen tätowierte, bärtige Rocker aus, die einen „kleinen Mann“ erstmal ehrfürchtig in die Knie gehen lassen. Bereits nach den ersten Kilometern im Bus zeichnet sich jedoch schon ab, dass die Jungs genauso mit Wasser kochen wie wir und wir in den nächsten gemeinsamen Tagen noch viel Spaß miteinander haben werden. SO kam ich an ETERNAL TANGO. Hier noch ein TOP-Video von Stefano Harig (The Convois), der unsere Woche mal eben „kurz“ in Farbe zusammengefasst hat. Gibt’s übrigens auch in einer verkürzten Version für diejenigen, die es nicht ganz so genau wissen wollen!
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Na, wem ist aufgefallen, dass David und ich seit 2007 ein paar Pfunde verloren haben? *ähem*
Durch die sporadischen gemeinsamen Gigs und stetig wachsende Freundschaft konnten wir nie voneinander lassen und… tja… so kommen die Jungs heute an Ihre „eigene“ Kolumne, die ich ihnen quasi zu Weihnachten spendiere 🙂
Aber die Story geht noch weiter. Zwar sind die Songs der Longplayers „First Round…“ mega geile Kracher, die jedes Konzert in BeNeLux, Deutschland und Portugal zu einem Erlebnis machen, aber die Radiotauglichkeit hält sich leider schwer in Grenzen. Das ändert sich schlagartig mit dem Release der Platte „WELCOME TO THE GOLDEN CITY“. Bereits hier zeigt sich die gewachsene Beliebtheit der Combo in ihrer Heimat und zieht Hunderte Besucher zur Releaseparty in die KuFa nach Elsch/Alzette (Project 54 mittendrin). Die CD in den Player und ein Hit nach dem anderen. Angefangen vom Titeltrack mit Kinderchor: G-O-L-D-E-N… und einem Mega-Mitsing-Chorus! Dies trifft so ziemlich auf jeden Song zu. Hier ist ihnen der große Schlag gelungen. Mit Rückenwind von VISIONS, Rockstar Energy Drink und wohlwollenden Radiosendern fahren die „Pirates of Dudetown“ mit voller Kraft voraus. Meine Meinung: selbst anhören und wirken lassen. Entweder es gefällt oder nicht. Ich liebe es!
Natürlich habe ich es bei der „Prom Night“, die ich leider schnee-bedingt viel zu früh verlassen musste, um meine einzige Mitfahrgelegenheit Richtung Trier wahrzunehmen (Danke Steffi und Sascha!), nicht versäumt, die Jungs zu fragen, wie es ihnen aktuell geht. Tenor: „Joa, ganz gut, aber das Atelier wird heute Abend nie im Leben voll… scheiße! Alles nur wegen diesem Schnee!“ Auch mein Argument, dass ich schon eine halbe Stunde vor Einlass in der Warteschlange bis auf die Strasse gestanden habe, wollte nicht so recht überzeugen. Letztendlich war die Bude nachher doch voll und diverse Fotos (Facebookt oder googelt es mal…) belegen dies sehr spektakulär! Da geht jedem Musiker das Herz auf! Ach ja… und ich konnte Sänger David noch entlocken, dass man sich im Frühjahr 2011 wieder ins Studio „zurückziehen“ wird, um den nächsten Kanonenschlag der Musikindustrie vorzubereiten! Die Vorfreude steigt. Noch mehr Ohrwürmer!
Wie die Geschichte der Jungs weiter geht, kann man nur erahnen. Mit ihren Musikvideos belegen sie bereits, dass Sie auf dem Weg zu den ganz Großen sind. Doch mit Ihrer Herzlichkeit zeigen sie uns: wir gehören zu Euch, sind mit den Füßen auf dem Boden geblieben und für jeden Spaß zu haben!
(An dieser Stelle bin ich aus dem Zug ausgestiegen und durch den Schnee in Richtung Arbeit gestiefelt. Bei der erst besten Gelegenheit habe ich mir das Luxembourger Tagesblättchen L’Essentiel gekrallt und siehe da… es schließt sich der Kreis. Auf dem Umschlag Werbung für die Großen 4 in Frankreich (Metallica & Co.) und auf der „richtigen“ Titelseite springt mir das Foto von Sänger David ins Gesicht. Wie geil ist DAS denn? Meine Lobpreisungen finden sich im heutigen Artikel der Zeitung auf Französisch wieder. Also kann ich doch nicht wirklich so falsch liegen, oder?!)
Weitere Konzerttermine, um ETERNAL TANGO einmal selbst live zu erleben, findet man auf ihren diversen Internetauftritten bei myspace, ihrer Blog-Homepage, Facebook etc. Schaut mal rein und ab zum nächsten Konzert!
Schnell sei noch der grandiose Auftritt der zweiköpfigen Support-Combo CANNIBAL KOFFER erwähnt. Ich glaube, ich hatte das schon in der letzten Kolumne zur Konzertvorschau erwähnt: So etwas hat die Welt noch nicht gesehen! Die Band heißt nicht nur so, sie spielen auch wirklich auf einem wahrhaftigen Koffer, den sie als Bassdrum missbrauchen. Die Songs: Cover (oder auch „Koffer“ – wie meine gute Freundin Yvonne aus Dresden so schön auszusprechen weiß; herzliche Grüße an Dich!). Aber wie! Los ging es mit einer Interpretation von einem Hit von Justin Timberlake. Die großen Renner sind außerdem Britney Spears und Katy Perry. Selten so gelacht und selten so auf diese Musik getanzt – so weit das in meinen schneetauglichen Wanderschuhen möglich war. Die zweite Supportband „LUMI“ war musikalisch nicht so mein Genre. Hier bewegt man sich förmlich im experimentellen Weltraum voller Sounds „from outer space“. Der Gesang der hübschen Sängerin ging mir teilweise dann doch etwas zu spitz ins Ohr und klingt für meine Punkrock-verwöhnten Ohren zu klassisch. Nur nochmal zur Erinnerung: das hier ist meine Kolumne, in der ich über meine persönlichen Eindrücke berichte! Also nix gegen LUMI! *räusper* E.T. werden die Band schon sehr wohlbedacht ausgewählt haben!
Bleiben wir für die nächste Vorschau im Ländchen. Am Mittwoch, 29. Dezember feiert ANGEL AT MY TABLE gemeinsam mit den Trierer Rockbuster Finalisten THE ORANGE INDIEPENDENTS und uns von PROJECT 54 ihren Jahresabschluss unter dem schönen Motto „We won’t wait until new years eve until we burn the house down…“ im Cafe ROCAS in Luxembourg City. Ab 20 Uhr gibt es für 5 EUR auf die Fresse. Wer zu spät kommt, ist selbst schuld, denn der Club / die Kneipe fasst nur ca. 70 Gäste. Also nach der Arbeit noch nen Glühwein schlabbern und ab zur Location! Wir freuen uns auf Euch!
So long, friends!
Euch allen ein Frohes Weihnachtsfest und gemütliche Feiertage gehabt zu haben und einen guten Start ins Neue Jahr! Haut rein und lasst es krachen!
Euer Speck Ruprecht
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