Als weiteren Beitrag zum Jubiläumsjahr „1700 Jahren jüdisches Leben in Deutschland“ stellt die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier in ihrer Podcast-Reihe eine Rarität der jüdischen Druckkultur der frühen Neuzeit als „Buch des Monats“ für April vor.

Zwischen 1452 und 1454 druckte Johannes Gutenberg in Mainz die erste Bibel. Möglich war dies durch seine geniale Erfindung der beweglichen Lettern. Das erste gedruckte jüdische Buch entstand etwa 20 Jahre nach Gutenbergs Erfindung in Italien. Mit den Thora-Kommentaren des bedeutenden jüdischen Gelehrten und Rabbiners Raschi, der bereits zwischen 1040 und 1105 lebte. Bevor er um 1070 in seinen französischen Geburtsort Troyes zurückkehrte und dort die Kommentare verfasste, war er länger in Worms tätig. Nicht nur die moderne Drucktechnik Gutenbergs, auch das damit verbundene Gedankengut wurde aus dem Norden Europas nach Italien importiert. Bald entstanden in einigen Städten jüdische Buchdruckereien, unter anderem in Mantua. Dort wurde ein Buch gedruckt, das 1883 der jüdischen Lehrer Isaak Levy mit seiner gesamten Sammlung der Stadtbibliothek in Trier stiftet. Eine Mischna, erster Teil des Talmuds mit den wichtigsten Regeln und Gesetzen des jüdischen Lebens.
Frühdrucke fielen den Flammen zum Opfer
Zu den 20 ältesten Druckereien Italiens, die jüdische Bücher produzierten, gehörte eine in Sabbioneta. Diese bekannte Idealstadt in der Lombardei, die heute auf der Liste der Unesco- Welterbestätten steht, gründete der Staatsmann Vespasiano Gonzaga zwischen 1554 und 1571. In der Residenzstadt waren Juden willkommen. Viele, die im Vatikan diskriminiert wurden, ließen sich dort nieder. Schon vor der neuen Gründung der Stadt hatte dort Tuvia (Tobias) Foà mit Erlaubnis Gonzagas eine hebräische Buchdruckerei errichtet. Dort arbeiteten viele Experten, darunter der aus einer deutschen Familie stammende und in Venedig ausgebildete Cornelius Adelkind. Er verließ die Lagunenstadt 1553, nachdem Papst Paul IV. die Konfiszierung und Verbrennung vieler jüdischer Schriften angeordnete hatte. Viele Frühdrucke fielen den Flammen zum Opfer. Daher ist die Zahl der bis heute erhaltenen Bücher so gering. In nur wenigen Städten konnten die hebräischen Buchdrucker nach 1553 tätig sein – so in Sabbioneta, unter dem Schutz eines mächtigen Herrschers.
Mit der Schließung vieler anderer Werkstätten wurde die Nachfrage nach den Büchern groß und die Druckerei in Sabbioneta prosperierte. Manche Bücher, deren erste Ausgabe in Venedig verbrannt wurde, wurden dank der venezianischen Experten in Sabbioneta zum zweiten Mal gedruckt. Einige gingen in den Export, unter anderem nach Deutschland. Um 1554 starb der Gründer der Werkstatt und seine Söhne führten sie weiter. Die Blütezeit dauerte aber nicht mehr lange. Die Druckerei war ein Dorn im Aug der Inquisition, die weitere Schritte gegen das Judentum startet. 1559 kam es in dem nahe gelegenen Cremona wieder zu Bücherverbrennungen. Daher durfte die Werkstatt nach 1559 wahrscheinlich nicht mehr produzieren. Auch deswegen sind dort entstandene Werke heute sehr selten.
Kulturelles Erbe der Stadt Trier
Die Mischna der Druckerei Foà steht stellvertretend für das jüdische Kulturerbe, das trotz der Verfolgungen und Büchervernichtungen immer noch in öffentlichen Sammlungen in Deutschland vorhanden ist. Das Buch, über die Jahrhunderte geschützt und über Generationen weitergegeben, ist nun Bestandteil des kulturellen Erbes der Stadt Trier, ein kostbares Meisterwerk und Beispiel der frühen jüdischen Buchdruckkunst. Hier könnt ihr den Podcast anhören.
Pressemitteilung Stadt Trier
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