Die älteste Stadt Deutschlands hat viele schöne und interessante Ecken. Alte Baudenkmäler, kulturelle Geheimtipps und kleine und träumerische Gassen. Trier ist schön und das an jedem Fleckchen der einst römischen Metropole. Die Trierer und Triererinnen lieben und schätzen ihre Stadt – ihre großen Namen, die Kultur und ihr gutes und traditionelles Essen.
Ein Fleck dieser Stadt ist “Sieh um Dich“. Man muss ihn kennen – erst dann liebt man diesen einzigartigen Blick zurück, der entweder Richtung Dom, oder in Blickrichtung des Rindertanzplatzes sich aufweist. „Sieh um Dich“ ist eine kleine Gasse – umhüllt von hohen Mauern, malerisch mit der dahinter liegenden Kulisse des Doms, verzaubert diese kleine Straße nicht nur die Einheimischen, sondern viel mehr auch die Gäste der Stadt.
Mitten in der Stadt Trier: Klein, versteckt und Kult
An dieser kleinen Straße, die eine Verbindung zum Domfreihof und des Rindertanzplatzes bildet, ist auch eine kleine Gaststätte zuhause. Mit dem Namen „Sieh um Dich“ trägt sie nicht nur einen kultischen Namen, sondern ist auch über Jahrzehnte hinweg zu einem echten Geheimtipp aufgestiegen. Die Geschichte der kleinen Kult-Kneipe ist lang. Sie gehört zum Stadtbild wie die Porta Nigra und dient als Treff für Jedermann. Das kleine Feierabend-Bierchen, die gesellige Party mit reichlich Schunkelfaktor, oder doch die ein oder anderen selbstgemachten Speisen, die schmecken wie einst bei Mutti zuhause.
Begrüßt wird man herzlichst von Monika van Bellen. Kurzgenannt Moni – ist dieser Name im Trierer Munde stets ein Begriff. Man kennt sie und ihre Kneipe, ihre Gastfreundlichkeit und offenes Lächeln, ist die taffe und gebürtige Triererin mit ihrer kleinen Eck-Gaststätte aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Kult überlebt – auch in Coronazeiten, blickt Moni auf viele und unvergessliche Momente zurück. Ihre Anfänge in der Gastronomie, ihr Start im „Sieh um Dich“, ihre Highlights mit ihren Gästen und vieles mehr. Ihre Vita schreibt sich lang und doch kann sie sich fast an jeden Augenblick noch bestens zurückerinnern.
Kindheit in Trier-Nord
Aufgewachsen ist die Trierer Frohnatur im Norden der Stadt. „Ein echtes Trierer Norder Mädchen“, wie sie sich selbst kurz und keck beschreibt. „Ich bin eine sehr bodenständige Frau – die auch noch heute noch weiß woher sie kommt. Meine Kindheit war sehr schön, schulisch sowie auch familiär. Leider ist mein Vater früh verstorben, was für mich und meine beiden Brüder damals schon sehr schwer war“, blickt Moni zurück, die vor ihrer Gastrozeit jedoch einen komplett anderen Beruf eingeschlagen hat, wie sie weiter betont: „Ich habe damals den Beruf der Apothekenhelferin erlernt, nebenbei aber schon immer in der Gastronomie ausgeholfen. So kam ich dann Schritt für Schritt immer näher in meine heutige Branche, die ich aber auch schon damals schätzen und lieben gelernt habe. Ich fand es schon immer toll Menschen um mich herum zu haben. Es entwickelte sich eine richtige Leidenschaft und Herzensangelegenheit bei mir, die ich bis heute auch nicht mehr hergeben möchte.“
Mit ihrer Leidenschaft Geld verdienen
Beruflich erreichte sie in der Stadt schließlich neue Ufer. Gut bezahlt und genau passend zu ihrer ohnehin schon fröhlichen Art. Für Moni war es der richtige Weg, den sie jederzeit erneut einschlagen würde, wie sie folgend unterstreicht: „Als Apothekenhelferin hatte man keinen so großen Verdienst – zumindest früher. Ich entdeckte in der Gastro also schnell das man mit Offenheit, Freundlichkeit und ein wenig Humor viel Geld verdienen kann. Das alles in Verbindung mit Spaß und Leidenschaft, was will man mehr?! Es gab damals Zeiten da habe ich gleichzeitig in drei verschiedenen Kneipen gearbeitet. Oftmals offene und raue Hände, teilweise auch müde Augen, aber es machte mir Spaß und das war für mich dann auch der Grund in dieser Branche richtig Fuß zu fassen.“
Ein neues Kapitel im Herzen der Stadt Trier
1998 kam dann schließlich das „Sieh um Dich“ in ihr Leben. Ein einzigartiges Kapitel für sie, dass sie nicht nur geprägt, sondern viel mehr auch bei den Trierer und Triererinnen unsterblich gemacht hat. Moni und ihre kleine Eckkneipe inmitten der Stadt sind Kult. An ihre Anfänge im „Sieh um Dich“ erinnert sie sich gerne zurück, wo feuchtfröhlich und mit viel Musik ihr neuer Lebensabschnitt geboren wurde. „Im März 98 habe ich damals diese Lokalität übernommen. Ich war noch relativ unerfahren. Doch mit der Zeit reifte man heran und sammelte Erfahrung. Ich bin auch eine konsequente Frau. Ich wollte unbedingt in die Selbstständigkeit.
Und wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann mache ich das auch. So war es auch damals mit dem „Sieh um Dich“. Dieser Schritt vor fast 25 Jahren war keineswegs einfach und trotzdem bereue ich ihn nicht. Das „Sieh um Dich“ ist mein Leben geworden“, erzählt Moni weiter, die sich diese kleine Eck-Kneipe auch nicht mehr wegdenken möchte, wie sie gleich nachsetzt: „Das „Sieh um Dich“ ist nicht nur eine Kneipe mit der ich als Besitzerin Geld verdiene. Sie ist für mich viel mehr Arbeit und Zuhause zugleich. Wenn ich sechs Tage lang am Stück bis 1 Uhr nachts hinterm Tresen stehe, macht es mir ehrlich gesagt nichts aus.
Man lernt so viele Menschen kennen, man ist bekannt, pflegt einen guten Ruf und erlebt so viel. Es ist unvorstellbar was mir diese kleine Kneipe bedeutet. Sie ist mein Leben, meine Leidenschaft und mein Baby. Ich bin nicht nur Unternehmerin – sondern Wirtsfrau mit Leib und Seele. Hier pflegen ich ein sehr familiäres Klima – zu meinen tollen Angestellten sowie auch zu den Gästen. Man kennt und schätzt sich und ehrlich gesagt könnte ich mir ein Leben ohne das „Sieh um Dich“ auch nicht mehr vorstellen.“
Unvergessene Momente
Viele Highlights gingen seither über ihren Tresen. Dicke Partys – wie zum Beispiel im Karneval, oder auch Weihnachtsmomente, als man erst in der Stadt den Weihnachtsmarkt besuchte und anschließend ins „Sieh um Dich“ einkehrte. Für Moni gibt es viele schöne Erinnerungen, wie die gebürtige Triererin nostalgisch zurückblickt: „Es gibt diverse Tage im Leben wo man sich selbst sagt, dass war jetzt der schönste Tag.
Aber die Eröffnung von diesem Lokal war schon legendär und einmalig. Unvergessen bei mir – sowie auch bei meinen Gästen. Es waren damals so viele und zum Teil auch sehr bekannte Trierer und Triererinnen aus allen möglichen Bereichen hier. Wir ließen es so richtig krachen und gaben schließlich ab März 1998 dem „Sieh um Dich“ ein neues Gesicht. An diesen Tag erinnere ich mich sehr gerne zurück.
Aber auch andere Tage mit grandiosen Partys gelten als unvergessen. Die Karnevals- sowie auch Weihnachtszeit ist im „Sieh um Dich“ einmalig. Man muss es miterlebt haben. Hoffentlich bald wieder, wenn Corona es zulässt.“
Als der Kult verstummte! Corona und die Folgen…
Das Stichwort Corona ist somit gefallen. Es kam nur zögernd über Moni´s Lippen. Eine Zeit – alles andere als schön, selbst im doch so fröhlichen „Sieh um Dich“. Die Corona-Pandemie wirbelte das Leben aller Menschen mächtig durcheinander. Auch die kleine und kultische Eck-Kneipe zwischen Rindertanz und Dom blieb von jener globalen Pandemie nicht verschont. Verschlossene Türen, trockene Zapfhähne und stille Musikboxen.
Der Kult in der Stadt Trier verstummte und die Angst bei Moni wurde mit jedem Tag größer. Es ging um ihre Existenz – kein Einkommen, keine Arbeit und sehr viele Sorgen. Fast ein halbes Jahr lang lag ihr kultisches Baby trocken. Von November bis Ende März – wo sie schließlich die Außengastronomie Schritt für Schritt öffnen durfte, war auch sie auf staatliche Hilfsgelder angewiesen.
Keine schöne Zeit, wie die Wirtsfrau ungerne zurückblickt: „Corona setzte uns alle mächtig zu. Man hat Existenzangst, weiß zunächst nicht weiter und spielt im Kopf mit sehr vielen Gedanken. Glücklicherweise habe ich einen sehr guten Freundes- und Familienkreis. Alle sprachen mir nicht nur reichlich Mut zu, sondern haben mich auch liebevoll aufgefangen und unterstützt. Staatliche Hilfe waren sehr wichtig. Ohne diese Hilfen will ich auch nicht wissen, wie es mit mir weiter gegangen wäre. Doch ich schaute immer nach vorne und versprach mir selbst positive Zeiten. Ich haben mit meinen Angestellten ja auch sehr viel Verantwortung zu tragen.
Als Vorbild voran…
Ich musste schließlich als Vorbild mit einer sehr optimistischen Haltung vorpreschen. Zum Glück zogen meine Angestellten alle mit, sodass wir heute mit einer gesunden Haltung diese schlimmen Monate überlebt haben. Denn auch in diesen Monaten habe ich mich nicht nur als Unternehmerin gesehen. Viel mehr als Mensch, als leidenschaftliche Wirtsfrau, die nicht nur auf sich schaut, sondern auch den Blick auf die treuen und tollen Angestellten wirft. Ich denke, wir haben diese Zeit alle sehr gut zusammen gemeistert.
Auch die Gäste, als wir draußen wieder öffnen durften, haben mich sehr liebevoll aufgenommen und zeigten großes Verständnis bezüglich der Hygieneauflagen. Unterm Strich sind wir alle eine große Familie, die auch in schlechten Zeit für einander da ist. Und genau das unterscheidet das „Sieh um Dich“ auch von anderen Gaststätten.“
In die Zukunft blickt Moni aber zuversichtlich. Die Zeiten der großen Partys in ihrer Stadt werden wieder kommen, da ist sich die Triererin sicher, die zudem auf eine große Impfbereitschaft der Bevölkerung hofft, wie sie weiter unterstreicht: „Für alte Zeiten im „Sieh um Dich“ ist es einfach noch zu früh. Wir sind jetzt froh das wir wieder öffnen und unsere Gäste bedienen und verwöhnen dürfen. Ich denke wenn die Zahl der Geimpften steigt, wird es auch wieder mehr in die Normalität schwenken. Auch hier bei uns im „Sieh um Dich“, wo wir dann auch wieder dicht an dicht mit viel Livemusik ausgiebig feiern können. Wir alle vermissen diese Zeiten, doch ich bin mir ziemlich sicher, sie werden wieder kommen und dann feiern wir um so mehr.“
Kein Ende in Sicht – Kult lebt ewig, auch in Trier
Ans Aufhören möchte Moni noch lange nicht denken. Das „Sieh um Dich“ hält sie jung, nicht nur optisch, sondern auch innerlich. Die guten Gespräche mit ihren Gästen, die Partys samt kultiger Musik und vieles mehr. Ihr Gastro-Ende liegt noch fern, wie sie mit einem Lächeln sagt, während im Hintergrund ein bekannter Abba-Song unser Gespräch leicht übertönt: „Ich glaube man muss mich hier in der ewigen Kiste aus dem „Sieh um Dich“ tragen. Vorher wird es bei mir wohl kein Aufhören geben. Darüber denke ich auch überhaupt nicht nach. Eine Sache für die man steht und die man liebt, gibt man ungerne wieder her. Diese Kneipe hält mich jung und fit. Von daher ist ein Ende bei mir noch sehr weit entfernt.“
Gutes Essen ist ein MUSS für Moni
Und so wird es auch weiterhin gutbürgerliche Küche geben, ein frischgezapftes Bier und nette Gespräche. Die Speisen sind alle selbst- bzw. handgemacht. Da legt Moni großen Wert drauf, dass ihr Essen halt typisch wie einst bei Mutti zuhause schmeckt. Und der Tourist, der sich auf der Reise durch die Stadt ins „Sieh um Dich“ verirrt, findet neben Currywurst mit Pommes, wohl auch den ein oder anderen regionalen Schmankerl, aufgetischt mit einem Viez, oder doch einem Gläschen Wein von regionalen Winzern. „Wir haben für alle etwas. Von Currywurst über Flieten bis hin zu selbstgemachten Burgern und vieles mehr. Trierer Viez und guter Moselwein – somit auch für Touristen und Touristinnen eine gute Adresse, um Trier und Kultur gespickt mit gutem Essen verbinden zu können. Selbst für Vegetarier und Veganer ist etwas dabei. Man muss als gute Gastgeberin halt mit der Zeit mitgehen und praktisch für jeden Menschen etwas im Angebot haben. Dies kommt auch sehr gut bei meinen Gästen an“, stellt Moni kurzerhand ihr Speisen- und Getränke-Angebot aus dem Kopf heraus vor.
Sport ist Mord..?
Und außerhalb des „Sie um Dich“ pflegt Moni auch ein aufregendes Leben. Ausgleich ist wichtig, Stress abbauen, oder einfach mal entspannen. „Ich habe ein Fahrrad“, rief sie mir lachend entgegen, auch wenn sich die Reifen ihres Rades wohl nur selten drehen. „Ich sollte aber mehr Sport treiben“, setzte sie gleich bestimmend hinterher, obwohl ihr äußeres Erscheinen einen sehr sportlichen Eindruck vermuten lässt. „In Sachen Sport bin und bleibe ich eine Pflaume. Ich sollte – oder besser gesagt, ich müsste mehr tun. Ich sehe zwar sportlich aus, doch leider ist dem nicht so. In meiner Freizeit und auch bezüglich des Ausgleichs, gehe ich viel lieber gut essen und trinken und ich kann auch sehr gut auf der Couch liegen (lacht). Hier bei meiner Arbeit im „Sieh um Dich“ habe ich ja auch Bewegung genug. Und wie ich auch schon erwähnt habe, sehe ich es nicht als Arbeit, sondern als Leidenschaft. Und demnach ist auch meine kleine Eck-Kneipe eine Art Ausgleich für mich. Hier kann man Gedanken und Sorgen vergessen und sich einfach gehen lassen“, fügt Moni überzeugend hinzu.
Doch der Wandel in der Stadt Trier ist spürbar – auch für Moni in ihrem „Sieh um Dich“. Weniger Clubs und Diskotheken, weniger Andrang nachts um halb 4, wo oftmals Currywurst und Pommes für das feierwillige Volk über den Tresen ging. „Das war früher halt so üblich. Heute gibt es viele Diskotheken gar nicht mehr. Hier ganz in der Nähe war auch eine. Kamen die Leute früh morgens aus den Tanztempeln heraus, ging es erstmal zum “Drei-Finger-Joe“. Dieser Weg dahin ist allen Trierer und Triererinnen ein Begriff. Ein richtiges (Muss) nach einem schweißtreibenden Diskobesuch“, erinnert sich die kultige Wirtsfrau gerne zurück.
Mythos oder Wirklichkeit..?
Also doch kein Mythos in Sachen “Drei-Finger-Joe“? Es hat ihn dann wohl doch gegeben, diesen (Typ) in der Frittenbude mit nur drei Fingern. Ein Glück klärt Moni diesen Fall schnell auf. Kein Ammenmärchen, sondern die Realität, wie sie lachend klarstellt: „Vor vierzig – wenn nicht schon sogar fünfzig Jahren, unterhielt ein Tunesier als normaler Angestellter die Frittenbude hier bei mir an der Ecke. Und ja – er hatte an einer Hand nur drei Finger, womöglich geschuldet einem Unfall und nicht wie viele Trierer und Triererinnen dachten, seine Hand sei in die Currywurst-Schneide-Maschine reingeraten. Besonders wenn er Wechselgeld geben musste sah dies meist immer sehr witzig aus. So gaben die Trierer und Triererinnen ihm schließlich den Namen des “Drei-Finger-Joe“. Ein kultiger Name der noch heute bekannt ist.“
Wünsche und Träume
Doch ob drei oder fünf Finger an einer Hand, Moni und ihr „Sieh um Dich“ blicken optimistisch in die Zukunft. Eine Zukunft der Normalität, der Gewohnheit und der fetzigen Neuheiten. Sie ist gespannt auf das was kommt und stolz auf das was hinter ihr liegt. „Mein größter Wunsch und Traum ist es, dass diese kleine Kneipe hier noch über viele Jahre hinweg mich, meine Angestellten und meine Gäste begeistert. Sie gibt uns allen so viel Kraft und füllt uns nicht nur im Herzen, sondern auch kulturell aus. Ich möchte einfach eine gute Unternehmerin bzw. Gastgeberin sein, die mit Leidenschaft und ganz viel Herzblut bei der Sache ist. Das „Sieh um Dich“ ist Teil unseres Lebens worden. Hier sind Geschichten entstanden, es wurde gefeiert und gelebt und genau das macht diese kleine Kneipe auch aus. Sie ist Kult“, schließt Monika van Bellen mit glänzenden Augen ab.
Wünsche und Träume, gespickt mit ganz viel Musik und guter Laune, hält die Triererin ihre kleine Kult-Kneipe schließlich am Leben. Schlechte Zeiten zusammen gemeistert, dicke Partys gefeiert, ist der Puls der Zeit in dieser kleinen gemütlichen Eck-Kneipe zuhause. Zwischen Rindertanz und Dom liegt sie versteckt – entlang einer alten und romantischen Gasse, wo sich der Blick zurück lohnt und schon ewig malt.
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