Bunte Luftballons, Girlanden, Stände mit Infomaterial, Imbissbuden und ganz viele Menschen. Alle Generationen treffen hier aufeinander. Trotz des eher bescheidenen Wetters am Samstag, den 28. August feiern Kinder, Eltern und Betreuer zum zehnten Geburtstag der Villa Kunterbunt ein buntes Fest.
Nachdem Oberbürgermeister Klaus Jensen eine Rede zur Eröffnung gehalten hat, laufen die Kinder in alle Himmelsrichtungen, während die Eltern es sich an den Tischen und Bänken mit einem Glas Wein oder einer Schale Pommes unter einem der Pavillons gemütlich machen. Im Gebäude ist ordentlich was los, man muss schon fast aufpassen, dass man nicht umgerannt wird von den vielen Kindern und den Mitarbeitern, die ständig durch die Gegend laufen und an allen Ecken organisieren und aufbauen. „Wir sind ganz schön im Stress“, sagt Katharina Braun. Sie ist seit ihrer Pension vor sechs Jahren einmal in der Woche am Empfang des Nachsorgezentrums und kümmert sich im Wechsel mit noch fünf anderen ehrenamtlichen Mitarbeitern um Sprechstunden und Anmeldungen.
Abwechslungsreiches Programm
Für die Kinder gibt es auf dieser kunterbunten Geburtstagsfeier eine Reihe an Mit-Mach-Aktionen und Vorführungen. Bastel-Angebote und das Musical „Die Götterolympiade“ des Grundschulchors Ausonius sind da nur Beispiele. Die 7-jährige Yvonne macht beim Pipi Langstrumpf Wettbewerb mit. Mit dem Kostüm und den rot-orangen Zöpfchen könnte sie glatt einem von Astrid Lindgrens Büchern entsprungen sein. Ihr 10-jähriger Bruder Justin kommt seit sieben Jahren regelmäßig in die Villa Kunterbunt, ist hier in der Jungengruppe. „Er hat das Kurzdarmsyndrom, muss täglich bis zu zehn Mahlzeiten essen und abends künstlich ernährt werden“ erklärt seine Mutter. „Die Unterstützung der Ärzte und Therapeuten hier hat uns sehr geholfen.“ Rund 450 Familien werden momentan in dem im Jahr 2000 gegründeten Zentrum betreut. Unter der Leitung von Kinderarzt Dr. Christoph Block kümmern sich sieben Ärzte und Ärztinnen, drei Sozialberaterinnen, eine Ernährungsberaterin, zwei Ergotherapeuten, sieben Physiotherapeuten und -therapeutinnen, drei Psychologen und eine Heilpädagogin um chronisch erkrankte Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren, ihre Eltern und auch ihre gesunden Geschwister.
„Hier arbeiten alle mit Idealismus“
Das Arbeitsklima im Zentrum ist sehr gut. „Wir haben ein tolles Team“, sagt die stellvertretende Leiterin Dr. Maria Etzkorn: „Hier arbeiten alle mit Idealismus!“ Das ermögliche den Mitarbeitern auch mit Rückschlägen fertig zu werden, so die Diplom-Psychologin. „Wir machen ja auch Sterbebegleitung, das ist nicht einfach. Aber wir fangen uns gegenseitig auf. Außerdem bekommt man von den Kindern alles zurück“. Kinder seien offener als Erwachsene, machten sich weniger Gedanken. „Die Kinder werden hier über ihre Krankheit aufgeklärt, sie wissen darüber Bescheid, was mit ihnen passiert. Deshalb haben sie keine Angst und entwickeln eine enorme Kreativität.“ Dr. Maria Etzkorn ist seit neun Jahren dabei und hat sich besonders auf die Jubiläumsfeier gefreut. „Wir planen das alles jetzt schon seit einem Jahr und hatten das große Glück, von ein paar Firmen und Schulen unterstützt zu werden. Wir wollten den Menschen aus der Region danken: Ohne ihre Unterstützung gäbe es die Villa Kunterbunt gar nicht.“ Rund drei Millionen Euro wurden benötigt, um zwei heruntergekommenen Fischerhäuschen an der Hauptzufahrt zum Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen zu sanieren und mit einem modernen Aufzug- und Treppenbau zu erweitern. Der Großteil davon sind Spenden, und auch das Jahrsbudget besteht zu 85% aus Spenden aus der Region.
Pure Lebensfreude
Im Garten stehen die kleine Villa, ein kleines Holzhäuschen, in dem Aktionen für Kinder stattfinden, und ein Holzspielhaus. Heute fand hier auch noch eine kleine Bühne Platz. Highlight ist neben der Folk-Band „Why didn’t they ask Evans“ der 15-jährige Lukas. Der ehemalige Krebspatient spielt Schlagzeug zu Bon Jovis „It’s my life“. Der 15-jährige sprüht nur so vor Energie, nur ein paar Photos erinnern noch an die Zeit seiner Krankheit, die er erfolgreich überwunden hat. Während seines Auftritts kann man die Kraft und die Freude in der Luft förmlich greifen. Nicht nur die Mitarbeiter der Villa sind begeistert.
„Fast alle Kinder lieben Pferde“
„Das war wirklich super“, lobt Ulrike Schmitt-Klein. „Ich habe heute auch 10-jähriges Jubiläum“, verrät die Diplom-Sozialpädagogin, die seit dem Anfang dabei ist. Sie ist im Zentrum für die Musik- und Spieltherapie sowie das heilpädagogische Reiten zuständig. Mit zwei Gruppen geht sie einmal wöchentlich auf den Reiterhof in Hockweiler. Hier schult sie unter anderem an Diabetes erkrankte Kinder im Umgang mit ihrem eigenen Körper. Sehr am Herzen liegt ihr außerdem die Betreuung der gesunden Geschwister. „Es ist sehr wichtig auch mal Zeit nur mit den Geschwistern zu verbringen, weil sie in der Familie oft zugunsten des kranken Kindes verzichten müssen.“
Wie eine zweite Familie
Die Mutter des 10-jährigen Alexander arbeitet nach eigenen Angaben sehr eng mit der Pädagogin zusammen. „Alex war eines der ersten Frühchen hier in der Villa. Wir waren quasi von Anfang an dabei.“ Sie könne sich jederzeit mit jedem Problem an das Team des Nachsorgezentrums wenden, erklärt die gebürtige Ukrainerin. „Es ist immer jemand da und für alles wird eine Lösung gefunden. Das gilt nicht nur für die medizinischen Fragen. Auch die Hilfe beim Ausfüllen von Papieren war für mich sehr wichtig.“ Die Villa sei zu einer zweiten Familie geworden und sie sei froh, dass es diese Einrichtung in ihrer Region gibt.
Lizenz und Bildnachweis: Text und Bilder von Giuliana Thomanek This Werk bzw. Inhalt is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.
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