Vom 17. bis 23. Juni findet das Festival “Maximierung Mensch” statt, im Rahmen des Festivals stehen nicht nur die eigenen Produktionen, sondern vor allem die externen Produktionen aus anderen Theatern im Mittelpunkt. 5vier.de hat einen kurzen Überblick über die auswärtigen Stücke zusammengestellt, damit die Auswahl nicht so schwer fällt. Zu Teil 1 unserer Vorstellung geht es hier…
Tschick – Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Wolfgang Herrndorfs Erfolgsroman auf der großen Bühne: Ein Roadtrip zweier Außenseiter ganz im „theatralischen“ Sinne. Die Schul-Außenseiter Maik und Tschick auf Selbstfindung, auf einer Reise lernen die beiden nicht nur „fremde“ Länder und wunderliche Gestalten, sondern auch sich selbst besser kennen. In einem geklauten Lada machen sich die beiden auf zu unbekannten Gefilden, dem östlichsten Rand Deutschlands. In der Walachei wollen sie Tschicks Onkel besuchen, dabei durchleben sie auch die pubertären Irrungen und Wirrungen, um am Schluss festzustellen, dass echte Freundschaft wertvoller ist als bloße Beliebtheit. In einer Inszenierung von Dirk Schirdewahn spielen Fabian Stromberger und Benjamin Kiesewetter die beiden Schüler mit beeindruckender Freude und Leichtigkeit. Ein Stück nicht nur für Pubertierende.
Zu sehen: Freitag, den 21.6. um 22:00 in der Tufa (Großer Saal)
Faustkampf – Staatstheater Saarbrücken
Ein Monolog unter Verwendung von Goethes „Faust“: Dies verspricht eine Inszenierung zu sein, die sich mit den grundsätzlichen Fragen auseinandersetzt. Wie kann man ein gutes Leben führen? Wonach soll man streben? Geld oder Liebe? Ruhm oder Zuneigung? Macht oder Vertrauen? Worum soll man kämpfen, wenn selbst die Liebe ein „Verfallsdatum“ zu haben scheint? Diese Frage stellt sich Georg Mitterstieler aus der Sparte 4 des Saarländischen Staatstheaters und fühlt damit den großen Fragen unserer Zeit auf den Zahn. In der Inszenierung von Rebecca Seiler wird das Stück zu einem dichten Gefüge, mal mimt Mitterstieler Mephisto, mal grübelt er als Faust, mal ein lachendes, mal ein weinendes Auge. Die Fragen, denen er hinterher sinniert, sind allen bekannt und doch für jeden ein Rätsel.
Zu sehen: Sonntag, den 23.6. um 17:00 im Studio
Machthaber – Staatstheater Mainz
Es rollen Köpfe, eine Katastrophe naht, ein Sturm zieht auf. So lautet das Vokabular der Finanzkrise. Kathrin Röggla spürt in ihrem Stück „Machthaber“ diesem Vokabular und den damit verbundenen Emotionen nach. Besonders die Verdrängung und das Leugnen der Probleme nimmt sie dabei ins Visier. In einem Konferenzzimmer einer Firma lässt sie Geschäftsführer, Manager und andere „hohe Tiere“ aufeinandertreffen. Dabei nähert sie sich der drohenden, aber nicht greifbaren Finanzkrise an. Gibt dem Zuschauer Einblick in ein Gefüge aus Worten, die ein Phantom beschreiben, ohne es sichtbar zu machen. Einen Zustand erläutern, ohne ihn spürbar zu machen.
Zu sehen: Sonntag, den 23.6. um 19:00 im Großen Haus
Schafinsel – Pfalztheater Kaiserslautern
Nori ist Prostituierte, ihre Mutter Alkoholikerin, ihr „Freund“ und Zuhälter ein Frauenschläger. Kein besonders schönes Dasein, deshalb träumt Nori sich aus ihrer grauen Wirklichkeit hinaus in ein grünes Paradies: nach Irland. Jene Insel, wo es für sie mehr Schafe und Gräser als Einheimische gibt, weit weg von den Problemen daheim. Auch Abiturient Henning wünscht sich weg von seinem Alltag, von der übermächtigen, kontrollierenden Mutter. Nori und Henning nähern sich an, beide getrieben von der großen Sehnsucht nach Freiheit und einem besseren Leben. Der Stoff der Handlung erinnert an Nachmittagsprogramm im Fernsehen, Nina Büttners Stück besticht jedoch durch seine Sprache. Feine Poesie neben harter Gossensprache, kaum lebenswerte Realität neben zarten Traumgespinsten. Daily Soap trifft Drama und führt den Zuschauer in eine zarte, verletzliche Welt zweier Träumer.
Zu sehen: Sonntag, den 23.6. um 21:30 im Großen Haus
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