Im Rahmen des Festivals „Maximierung Mensch“, das bis Sonntag läuft, gibt es auch eine Schreibwerkstatt für Studenten der Uni Trier. Kathrin Röggla, ihres Zeichens Theaterautorin, leitet diese.
Sie fing jung an. Bereits als Kind, berichtete Kathrin Röggla, machte ihr das Schreiben ganz besonderen Spaß. Mit zarten 17 Jahren versuchte sie sich dann erstmals als Theater-Autorin, damals noch im Rahmen von Schülertheatern. Es folgte die Freie Szene in ihrer Heimat Salzburg, bis sie 1989 zum Studium der Germanistik und Publizistik nach Berlin ging. Da war es erst mal vorbei mit dem Theaterschreiben.
„Man braucht auch Kontakte, um fürs Theater zu schreiben und die hatte ich in Berlin erst mal nicht“, so Röggla. Das Stadttheater erwies sich als nicht so interessant und wurde erst in den 90ern zu einem spannenden Ort. „Ich wollte in dieser Zeit auch vorwiegend Prosa schreiben.“ Den Zugang zurück zum Theater schaffte sie dann auch über ihr Prosawerk „Irres Wetter“: „2001 bekam ich gleich drei Anfragen von Theaterhäusern aus meinem Prosaroman „Irres Wetter“ Theaterfassungen zu machen, es sind dann zwei Bühnenfassungen entstanden.“ Damit hatte sich eine Tür geöffnet, zu einem alten Traum zurückzufinden. „Theater war und blieb immer ein Traum, aber man braucht eben Kontakte, um reinzukommen.“ Seitdem hat sie 15 Stücke geschrieben. Doch schreibt man so ein Theaterstück mal eben aus dem Bauch heraus, wie einen Prosaroman?
„Die Stücke waren alle Auftragsarbeiten. Es ist etwas anderes, als wenn man Prosa schreibt. Ein Stück lebt erst, wenn es gespielt wird, ein Roman lebt auch ohne vortragende Schauspieler. Kaum jemand liest freiwillig ein Theaterstück, nur Schüler, die müssen“, lacht Röggla. Für ihre erste Auftragsarbeit hat Röggla völlig neue Wege beschritten, „Umlernen“ war das Zauberwort. „Es gibt auch Phasen, in denen ich mehr Prosatexte schreibe als dramatische Texte.“ Hat sie einen Auftrag erhalten, arbeitet sie meist mehr oder weniger eng mit dem jeweiligen Theater zusammen: „Ich stehe in Kontakt mit der Dramaturgie oder dem Regisseur, ich maile Fassungen und das Theater bekommt die Möglichkeit zu kommentieren. So ist am Ende niemand überrascht, was dabei herauskommt“, scherzt Röggla.
Natürlich gibt es beim Schreiben eines Stückes gewissen Kriterien, die man beachten sollte: „Zunächst muss es zu einem gewissen Zeitpunkt fertig sein, dann gibt es oft Einschränkungen, was die Anzahl der Schauspieler anbelangt. Ob man ein Stück für vier oder fünf Schauspieler anlegt, macht schon einen Unterschied.“
Noch stärker als andere Literaturformen soll ein Drama, im besten Fall über längere Zeit, Aktualitätscharakter haben. Soll also spannend sein, aktuell und eine möglichst große interessierte Masse ansprechen, dadurch, dass es Probleme aufgreift und vor Augen führt, die Viele betreffen und mit denen sich Viele auseinandersetzen können. So zumindest die Theorie. Doch wie sieht es am anderen Ende der Leitung aus? Was macht die Autoren „betroffen“? „Das Gefühl einer „offenen Rechnung“ habe ich in der Tat bei meinem Stück „Nicht hier oder die Kunst zurückzukehren“. Es geht um Entwicklungshilfen und -helfer, auch um das Thema der internationalen Zusammenarbeit und Beziehungen. Eigentlich ein sehr wichtiger Diskurs, der im französischsprachigen und angloamerikanischen Raum viel Beachtung findet, aber vielleicht war er etwas zu speziell.“ Obwohl das Thema der internationalen Zusammenarbeit und der Entwicklungshilfe ein immer Wichtigeres wird, fand das Stück wenig Beachtung.
Schreibwerkstatt im Foyer des Theaters
Beachtung fand auf jeden Fall die Schreibwerkstatt im Foyer des Theaters Trier. Allerdings wurde wider Erwarten nicht fürs Theater geschrieben: „Unser Thema sind Reiseberichte.“ Röggla hat selbst durch einige Auslandsaufenthalte Reiseerfahrungen sammeln können und erarbeitet mit den Teilnehmern nun Dialoge, wie sie auf Reisen entstehen könnten. Dabei lernen die Teilnehmer etwas über verschiedene Formen, doch auch die Autorin selbst lernt immer wieder etwas dazu. „Es ist spannend zu sehen, wie andere Texte aufbauen. Man kann das Thema ganz leicht und spielerisch vertiefen.“ So sieht sie auch die jungen Nachwuchstalente: Als Teilnehmer an einem Spiel. „Alle gehen mit denselben Bedingungen in diese Schreibwerkstatt, miteinander zu lachen und eine gute Zeit zu haben stehen im Vordergrund. Konkurrenz oder übertriebenen Ehrgeiz gibt es keinen. Das erlebt man eher bei einem eigenen Projekt und nicht bei einer Schreibwerkstatt, in der einem ein Thema vorgegeben wird.“
In Trier war sie schon öfter: „Ich glaube, es ist das dritte oder vierte Mal, dass ich in Trier bin. Die Reise nach Trier hat immer so etwas Exterritoriales, wenn man an der Moselstrecke entlangfährt.“ An Trier speziell gefällt ihr natürlich das alte Erbe, welches hier an jeder Straßenecke sichtbar ist, dennoch erkennt sie in den neuerlichen Entwicklungen der Kulturpolitik eine gefährliche Tendenz: „Es ist bedauerlich, dass das Startsignal zur Zerschlagung der Provinztheater und zur Schließung der Dreispartenhäuser gerade hier in Trier gegeben wird. Diese Stadt strahlt eine alte Tradition, Bürgerlichkeit und auch viel Geschichte und Kunst aus, sie ist voll davon, aber gerade hier beginnt der Verzicht auf eine künstlerische Auseinandersetzung und Pflege. Das kann einen Flächenbrand ergeben, wenn man keine Widerstände dageben setzt.“
Für das Festival wünscht sie dem Theater Trier und allen Beteiligten viel Erfolg: „Ich finde solche Festivals immer sehr spannend, weil man Stücke zu sehen bekommt, die nicht unbedingt ins Abo-Publikum passen. Mal sieht mal etwas ganz anderes.“
5vier.de dankt Frau Röggla für das nette Gespräch und wünscht ihr für ihre jetzige Schwangerschaft und die Geburt ihres Kindes alles Gute.
Für weitere Informationen: Zu Kathrin Rögglas Homepage geht es hier.
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