Von Niklas Stilz
Beim SVE ist in der Regionalliga derzeit die Spannung ein bisschen raus. Durch die bisher schwache Rückrunde haben sich alle Ambitionen auf einen der ersten beiden Tabellenplätze erledigt, auch von unten droht dem SVE keine Gefahr. Währenddessen kämpft in Ostwestfalen ein Ex-Kicker der Eintracht noch um den Aufstieg in das Oberhaus des deutschen Fußballs. Dabei verzückt er mit seinen überragenden Freistößen nicht nur die Fans des eigenen Teams, sondern sorgt auch auf des Gegners Platz immer wieder für Staunen bei den Anhängern. Obwohl der albanische Nationalspieler nur eine Saison an der Mosel zauberte, schwärmt man in Trier heute noch von seinen Fähigkeiten. 5vier.de hat mit Alban Meha über seinen Werdegang, seine Saison in der ältesten Stadt Deutschlands, den SC Paderborn und die Nationalmannschaft gesprochen.
Trotz der Heimniederlage am vergangenen Wochenende gegen Fortuna Düsseldorf ist der SC Paderborn 07 derzeit auf einem guten Weg in Richtung erster Bundesliga. Warum klappt es dieses Jahr, anders als in deiner ersten Saison beim SCP, mindestens mit dem Relegationsplatz, wenn nicht sogar mit dem Aufstieg?
Das ist natürlich schwer zu sagen, wir denken eigentlich noch nicht so weit. Ich glaube es hat keiner damit gerechnet, wie die Saison bisher verlaufen ist und wir sind sehr zufrieden mit dem bisher Erreichten. Unser Ziel ist es jetzt einfach so viele Punkte zu erzielen wie möglich, wir haben noch fünf Spiele vor uns und wollen natürlich das Maximale herausholen.
Der SC Paderborn galt in Fußball-Deutschland lange Zeit als graue Maus. Eine breite Öffentlichkeit ist dann erstmals durch das 6:1 in Düsseldorf in der Hinrunde auf euch aufmerksam geworden. Was macht das Team so stark?
Mir geht es fast ein bisschen wie in meiner ersten Saison in Paderborn. Keiner hat wirklich daran geglaubt, dass wir hier so eine Runde spielen. Aber die Teamchemie stimmt einfach, wir verstehen uns auf, und auch abseits des Platzes einfach super, der Trainer weiß genau was er tut und ist sicherlich ein wichtiger Grund für den aktuellen Erfolg. Wir kämpfen, stehen alle füreinander ein und spielen dazu noch wirklich guten Fußball. Dadurch haben wir natürlich auch ein riesiges Selbstvertrauen.
Das Restprogramm wirkt tendenziell eher machbar, am 20.04. steigt allerdings das Duell mit dem großen Konkurrenten Greuther Fürth. Auch wenn danach noch drei Partien zu absolvieren sind: Ist das nicht ein vorgezogenes Endspiel?
Da müssen wir sehr vorsichtig sein. Erstmal fahren wir am Wochenende nach Ingolstadt, vorher brauchen wir uns über Fürth noch keine Gedanken zu machen. Es nützt nichts, wenn man die anderen Spiele dann vernachlässigt, nur weil wir noch gegen einen direkten Konkurrenten antreten. Man hat am Wochenende gegen Düsseldorf gesehen, wie schnell es gehen kann. Sollten wir in Ingolstadt gewinnen, könnte es aber schon ein kleines Endspiel geben, ja.
Du selbst wirkst in dieser Saison spielerisch noch konstanter als in den Jahren zuvor, wirst in zweieinhalb Wochen 28. Sehen wir dich, unabhängig vom Erfolg des SC Paderborn, nächstes Jahr in Liga 1?
Das kann ich noch nicht sagen. Erstmal habe ich noch ein Jahr Vertrag und fühle mich sehr wohl in Paderborn. Ich möchte gerne mit dem SCP aufsteigen, Stand jetzt werde ich wohl auch im nächsten Jahr hier spielen. In erster Linie bin ich nach meiner Knieverletzung im Sommer aber froh, dass ich mich wieder voller Freude auf Fußball konzentrieren kann, ohne mir groß Gedanken machen zu müssen.
Zu unseren Lesern gehören unter anderem viele Jugend- und Amateurfußballer. Du hast deine Freistoßqualitäten mal mit viel Übung erklärt. Bedeutet das, dass theoretisch fast jeder so tolle Standardsituationen treten kann wie die du? Hast du einen Tipp für uns?
Natürlich braucht man auch eine gewisse Gabe dafür, es kann auch nicht jeder mit viel Training ein Lionel Messi werden. Aber ich muss auch ganz klar sagen, dass ich schon in meiner Jugend immer wahnsinnig häufig Freistöße trainiert habe und das auch heute noch genauso intensiv tue wie früher. Damals habe ich ja auch nur gesehen, wie die Spieler im Fernsehen tolle Freistöße geschossen haben und mit viel Übung hat es dann bei mir auch geklappt. Mein Tipp wäre also, dass man einfach immer dran bleiben muss, um sich weiter zu verbessern.
Du bist 2011 von Trier nach Paderborn gewechselt, hast gleich in deiner ersten Saison in der 2.Bundesliga um den Aufstieg mitgespielt. Was war das damals für ein Gefühl und betrachtest du das ganze heute etwas routinierter?
Ja, heute betrachte ich das Ganze mit etwas mehr Routine. Als ich damals her kam, da war das Erlebnis schon extrem. Ich hatte ja bis dahin nur Regionalliga gespielt und bin dann plötzlich Stammspieler in einem Team, das gleich, entgegen aller Erwartungen, oben mitspielt. In diesem Jahr ist unsere Chance den Aufstieg zu packen meiner Meinung nach sogar noch ein bisschen größer als damals.
Auch wenn du nur ein Jahr bei der Eintracht gespielt hast, hast du bei den Fans durch deine überragenden Leistungen einen tollen Eindruck hinterlassen, noch heute schwärmen viele Zuschauer von deinen Freistößen. Welche Erinnerungen hast du an deine Regionalligasaison mit dem SVE?
Wenn ich an meine bisherige Karriere zurückdenke, war die Zeit bei der Eintracht wohl mein schönstes Fußballjahr! In der Mannschaft, bei den Fans und im gesamten Umfeld hat einfach alles gepasst, wir wären beinahe sogar aufgestiegen. Als Roland Seitz mich das erste Mal angerufen hat damals, dachte man noch Trier müsste in die Oberliga – und dann so ein überragendes Jahr! Für meine Entwicklung war Trier deshalb eine ganz wichtige Station, ich habe hier einen großen Sprung gemacht und mich enorm weiterentwickelt.
Paderborn gilt nicht unbedingt als kulturelle Hochburg, Trier dagegen als älteste Stadt Deutschlands. Hand aufs Herz, wo lebt es sich schöner? Welche Stadt hat mehr zu bieten? Hattest du Lieblingsplätze in Trier?
Von der Größenordnung her sind beide Städte ja erstmal ganz ähnlich. Aber natürlich hat Trier deutlich mehr Sehenswürdigkeiten als Paderborn. Früher waren wir eigentlich immer im Restaurant bei Nico, da haben wir dann oft mit der gesamten Mannschaft zusammengesessen. Allerdings konnte man in Trier fast überall gut mal was essen oder trinken gehen, auch meine Frau war wirklich gerne in Trier. Uns hat es dort sehr gut gefallen.
Wie intensiv verfolgst du deine Ex-Vereine, insbesondere natürlich die Eintracht?
Ich muss zugeben, dass das im letzten Jahr etwas nachgelassen hat. Inzwischen ist doch ein Großteil der Spieler weg, mit denen ich noch zusammen gespielt habe, auch Roland Seitz ist ja seit ein paar Wochen nicht mehr Coach. Die ersten beiden Spielzeiten nach meinem Wechsel habe ich aber sehr intensiv verfolgt und mit dem Verein dabei durchaus noch mitgefiebert und gehofft, dass sie den Aufstieg vielleicht packen. Ich wünsche der Eintracht nach wie vor nur das Beste.
Als Belohnung für die gute erste Saison beim SCP bist du im September 2012 erstmals für die albanische Nationalmannschaft berufen worden. In einem Video-Interview hast du deinen Stolz über die Berufung zum Ausdruck gebracht, aber auch Textschwächen bei der Hymne gestanden. Bist du da inzwischen etwas sicherer? Und was bedeutet es dir für Albanien auf dem Feld zu stehen?
(Lacht) Da muss ich zugeben, dass ich die Hymne bis heute nicht kann. Bisher habe ich mich nicht dazu aufraffen können sie zu lernen. Aber Spaß beiseite, es ist für mich eine Riesensache für mein Land zu spielen. Schon zu Trierer Zeiten habe ich davon geträumt für Albanien aufzulaufen. Dass es dann so schnell geklappt hat, macht mich natürlich stolz.
Geboren bist du im heutigen Kosovo, wann genau bist du nach Deutschland gekommen und welches Verhältnis hast du zu deiner Heimat?
Ich bin mit fünf Jahren mit meinen Eltern nach Deutschland gezogen und dann in Stuttgart groß geworden. Sie leben noch heute dort, wir haben aber auch viele Verwandte im Kosovo. Meine Großeltern, Onkel, Tanten – zu allen habe ich ein tolles Verhältnis und ich bin immer wieder gerne in meiner Heimat.
Anfang März hat der Kosovo sein erstes Länderspiel absolviert, viele in Deutschland kickende Kollegen sind erschienen, unter anderem auch Enis Alushi und Albert Bunjaku. Du selbst bist, wie Alushi auch, in Mitrovica geboren. Kannst du dir vorstellen in Zukunft für den Kosovo zu spielen, sollte er offiziell von der FIFA anerkannt werden?
Auf jeden Fall! Allerdings ist es bis dahin noch ein wahnsinnig langer Weg und ich bin ja auch beinahe schon 28 Jahre alt, da weiß ich nicht wie lange ich überhaupt noch spielen kann. Wenn es dann soweit wäre, müsste ich noch mit meiner Familie sprechen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen.
Du hast in knapp zweieinhalb Wochen Geburtstag und wirst, wie erwähnt, 28 Jahre alt. Hast du einen Wunsch für das nächste Lebensjahr?
Ganz klar: Die Bundesliga! Vor ein paar Jahren war das alles nur ein Traum, heute kann es Wirklichkeit werden. Es wäre schon ein Riesending, wenn wir das schaffen.
Vielen Dank für das Interview, hast du vielleicht noch eine Grußbotschaft an deine Fans in Trier? Kannst du dir vorstellen nach der großen Profi-Karriere vielleicht nochmal an der Mosel zu spielen?
Ich bedanke mich ebenfalls. Viele Grüße natürlich an ganz Trier, ich hatte dort eine tolle Zeit! Die Eintracht ist und bleibt für mich immer eine Option. Sollte der Verein sich irgendwann melden, könnte ich mir in jedem Fall vorstellen noch einmal für den SVE zu spielen!
TR_Fan meint
Super Interview mit einem sympathischen Ex-Trierer, der jetzt richtig durchstartet.