Was für ein Spiel: Spannung, Intensität, Begeisterung, es fehlte nichts bei dem vermeintlichen Spiel des Jahres. Eine ganz, ganz starke Teamleistung wird gekrönt von den beiden Kanadiern Jermaine Bucknor und Anderson, der zum Schluss den Sieg an der Freiwurflinie sichert. Da auch die Konkurrenz nicht schlief, ist der 79:74 Sieg nicht nur wichtig für das Selbstbewusstsein, sondern auch in der Tabelle.
Trier. Ins Spiel geht die TBB mit Jermaine Anderson, Adin Vrabac, Mathis Mönninghoff, Vitalis Chikoko und Stefan Schmidt. Und sie zeigen das, was sie angekündigt haben. Keine Angst, angemessener Respekt, aggressiv aber nicht überdreht. Sinnbildlich steht dafür Vrabac, der sechs Punkte und zwei Steals besorgt, abgeschlossen von ihm selbst per spektakulären Fastbreak-Dunkings. Gästecoach Svetislav Pesic schenkt seinem größten Talent Paul Zipser das Vertrauen und schickt ihn in die Starting Five. Er deutet mit einem frühen Dreier sein Potential an, doch schon im ersten Durchgang bremst er sich mit drei Fouls selber aus.
Samenas muss aussetzen
Doch das gleichen die bärenstarken Bo McCalebb und Nihad Djedovic aus, die zusammen nur einen Fehlwurf produzieren und so für zehn Punkte durch ihre Drives gut sind. Am Ring räumt John Bryant gleich fünf Rebounds ab. Dank dem aggressiven Auftritt der TBB (sechs Freiwürfe – gegen Ulm waren es in 40 Minuten nur drei, sowie vier Turnover der Bayern), geht es mit 18:21 in die erste Pause.
Im nächsten Viertel leider wieder das, was sich wie ein roter Faden fast die gesamte Saison entlang zieht, die Münchener sammeln Offensivrebound um Offensivrebound, zur Hälfte acht Stück. So setzt sich Pesics Mannschaft zunächst ab, führen zeitweise mit zwölf Punkten, vor allem Dank Djedovic. Doch die TBB kommt zurück, unter anderem auch durch die enge Verteidigung von Tony Canty gegen McCalebb. Mönninghoff verkürzt durch einen schnellen Dreier auf 34:38, doch ein Regenbogendreier von Nationalspieler Heiko Schaffartzik stellt den Halbzeitstand von 34:42 her.
In Halbzeit zwei die Trendwende: Trotz des vierten Fouls von Mönninghoff zieht die TBB defensiv an, von außen treffen die Roten nur selten, speziell Dusko Savanovic. Zudem schwächen sie sich durch ein technisches Foul von Anton Gavel selber, sodass schon nach kurzer Zeit ein 8:0-Lauf die Halle aufstehen lässt. Nun ist das Spiel wieder auf Messers Schneide, die Führung wechselt hin und her. Nach einem Steal samt Korbleger von Ricky Harris nach 28 Minuten schnellt die Dezibelzahl auf den Höhepunkt. Das entscheidende Viertel begehen die Hausherren mit einem knappen 55:54.
Bayern suchen ihr Glück von außen vergebens
Savanovic läutet dieses endlich mit einem erfolgreichen Distanzwurf ein, die Erleichterung schreit er in die Halle. Er wird später mit 15 Punkten der Topscorer auf Bayern-Seite sein, allerdings hat er dafür auch 21 Wurfversuche, wovon er nur sieben verwertete. Die Antwort folgt auf dem Fuß: Bucknor läuft jetzt heiß, setzt wichtige Impulse an beiden Enden des Parketts. Ein umstrittenes unsportliches Foul gegen Canty lässt den TBB nahezu kalt, durch Blocks von Chikoko und erzwungenen Turnovern machen die Moselanern dem Gegner das Leben enorm schwer.
„Wir haben zur Halbzeit defensiv nichts verändert. Wir haben mit Hilfe der Zuschauer leidenschaftlich weitergespielt.“ Henrik Rödl
Allerdings brachen die Trierer in den vergangenen zwei Partien zum Schluss ein. Sollte das wieder geschehen? Schließlich ist der heutige Gegner noch besser besetzt als Bonn oder Ulm. Die Antwort lautet Nein. Und wie! Erneut der Kanadier von Downtown, und die Rebounds hinten werden mit aller Macht eingesammelt. Diesmal sind es die Grün-Weißen, die vorne die Abpraller verwerten. Das veranlasst Pesic zu einer Auszeit, die aber im folgenden Angriff in einem Steal samt Punkten von Anderson endet – Auszeit Nummer Zwei der Münchener innerhalb einer Angriffssequenz.
Und was passiert danach? Nächste Balleroberung der Römer, Mönninghoff erhöht den Vorsprung auf fünf Punkte. Gavel antwortet mit einem Dreier, doch der kleinere Kanadier aus Trier übernimmt nun Verantwortung und zieht mit allem was er hat zum schwierigen Korbleger – erfolgreich. Danach wird er dann wiederholt an die Freiwurflinie geschickt, um die Uhr anzuhalten. Von dort zeigt Anderson sogar ungeahnte Schwächen, verwandelt nur zwei seiner vier Versuche. Doch die beherzte Defense des immer noch nicht ausgefoulten Mönninghoff gegen Schaffartzik lassen die Sensation perfekt werden. Der Sieger lautet tatsächlich TBB Trier, das 79:74 strahlt von der Anzeigetafel so hell wie lange nicht mehr. Wer von den 5.900 Menschen wartet, bis die Lederhosen nochmal nach Trier kommen, um ein Basketballspiel zu verfolgen, wird in diesem Leben wohl kein Basketball-Fan mehr.
Pesic: Wir haben alles versucht, in der Defensive in den Rhythmus zu kommen und daraus einfache Punkte zu machen. Trier hat aber offensiv exzellent gespielt. Sie waren überhaupt nicht beeindruckt, von der Defense oder von den Namen. Trier war gut und diszipliniert, sie wussten was sie wollten. Trier hat eine gute Einstellung gehabt und nicht aufgegeben, als wir vorne waren. Wir müssen weiter an unserem Spiel arbeiten und uns verbessern.
Rödl: Es ist natürlich ein besonderer Abend, die Zuschauer waren da. Auf beiden Seiten waren wir richtig gut, sonst kann man so einen Gegner auch nicht schlagen. Auch wenn wir schwierige Phasen hatten, haben wir schwere Würfe getroffen. Es ist die beste Leistung der Saison, nachdem wir seit dem Bayreuth Spiel einen Aufwärtstrend haben. Herrausheben kann ich heute keinen Spieler.
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Statistik TBB Trier – FC Bayern München Basketball
TBB Trier: Harris (13), Canty (0), Lukovic (1), Schmidt (4), Mönninghoff (8), Chikoko (12), Vrabac (8), Bucknor (18), Kramer (0), Anderson (15)
FC Bayern München: McCalebb (13), Schaffartzik (3), Staiger (nicht eingesetzt), Benzing (2), Djedovic (14), Stimac (4), Zipser (3), Savanovic (15), Gavel (4), Idbihi (n. e.), Jagla (7), Bryant (10)
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