Das Trierer Stadtmuseum Simeonstift hat Barrieren abgebaut. Künftig gibt es einen Audioguide in „Leichter Sprache“. Der Rundgang durch die Ausstellung ist ein weiterer Schritt für mehr Integration und Teilhabe.
Trier-Mitte. Beate Macher freut sich. Ihre Beteiligung wird bald vielen Menschen helfen. Als erstes Museum im Land hat das Stadtmuseum Simeonstift einen Audioguide in leichter Sprache auf die Abspielgeräte programmiert. Maßgeblich daran beteiligt war nicht nur Beate Macher, sondern auch zwei weitere Tester der Lebenshilfe Trier. Gerade deren Expertise ist es zu verdanken, dass das Trierer Stadtmuseum eine Vorreiterrolle in barrierefreier Sprache einnehmen kann.
In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit rund 400 Museen, die sich im Museumsverband organisiert haben. Vorsitzende des Verbandes ist Elisabeth Dühr, die während der Vorstellung des neuen Angebots freudig strahlte. Denn Dühr ist auch Direktorin des Stadtmuseums und augenscheinlich hat sie sich über diese Coup sehr gefreut. „Wir legen großen Wert darauf, offen für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen zu sein“, erklärt Dühr und freut sich, dass es gelungen ist, durch den neuen Audioguide eine bestehende Barriere abzubauen.
Das Konzept der „Leichten Sprache“ wird seit den 1990er-Jahren erprobt. Ursprünglich kommt es aus der Behindertenselbsthilfe. In Trier ist das Konzept bereits erprobt worden. Zur zurückliegenden Bürgermeisterwahl gab es erstmals eine Broschüre mit Erklärungen in „Leichter Sprache“.
Die Regeln der „Leichten Sprache“ basieren auf klaren Regeln. Dazu gehören einfache Sätze, keine Fremdwörter, bewusste Wiederholungen und Beschränkungen auf eine Aussage pro Satz. Hört sich einfach an? Da wissen die Beteiligten am Audioguide-Projekt einige Anekdoten zu erzählen.
Patrick Loppnow berichtet von seinen zahlreichen kostenlosen Besuchen im Museum und freut sich darüber. Nie hätte er gedacht, dass er so oft hier sein würde. Wie Macher war auch Loppnow Teil jenes Teams, dass den neuen Audioguide entwickelt hat. Geleitet wurde das Projekt von Dorothée Henschel und Alexandra Orth. Die Damen sind mächtig stolz auf das Projekt. Denn eines ihrer Anliegen war es, auch vielschichtige Zusammenhänge zu vermitteln. Das habe die Übersetzung zu einer Herausforderung gemacht.
Entstanden ist in gemeinsamer Arbeit von Stadtmuseum und Lebenshilfe ein Guide, der in einem Rundgang 20 Exponate de Dauerausstellung thematisiert. Vom Kur-Fürst Wenzelshaus über das Markt-Kreuz bis hin zu Karl Marx oder dem Anzug des Bürgermeisters werden Objekte thematisiert. Von den Anfängen der ältesten Stadt Deutschlands bis hin zur Gegenwart erstrecken sich die einzelnen Beiträge.
Das Konzept der Leichten Sprache richtet sich nicht nur an Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, sondern auch an Betroffene von Lese- und Lernschwächen, Konzentrationsproblemen und an Deutschlernende mit einfachem Sprachniveau. Auch für ältere Besucher, deren Aufmerksamkeitsspanne verkürzt ist, stellt der neu entwickelte Audioguide eine Alternative zur klassischen Hörführung dar. Anders als bei einem Kinderaudioguide vermittelt die Leichte Sprache auch komplexe Inhalte. Außerdem gibt es passend zum Audioguide auch einen Wegplan. So lässt sich nichtn ur schnell herausfinden, welche Exponate besprochen werden, sondern es dient auch zur Orientierung während des Rundgangs.
„Als öffentliches Haus legen wir größten Wert darauf, offen für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen zu sein“, erklärt Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr. „Leichte Sprache“ sei für ihr Museum ein Instrument, bestehende Barrieren abzubauen. Diesen Schritt haben sie nun getan.
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