Seit 16 Jahren ist Günther Schartz (CDU) – Landrat des Landkreises Trier-Saarburg. Bei der Landratswahl am 26. September diesen Jahres strebt er eine erneute Amtszeit an. Im Interview mit 5vier.de-Redakteur André Mergener stand Günther Schartz nun Rede und Antwort. Lesen Sie hier den 1. Teil des Interviews:
Ein bodenständiger Mensch
Kommen wir erst einmal zu Ihrer Person: Was für ein Mensch ist Günther Schartz – und wann fanden Sie den Weg in die Politik?
Günther Schartz: Ich bin ein bodenständiger Mensch, lebe mit meiner Frau an der Obermosel, bin dort aufgewachsen und spreche den heimischen Dialekt. Wir haben 3 erwachsene Kinder, die übrigens zum Teil politisch aktiv sind. Mein Elternhaus war immer schon politisch geprägt und ich habe früh gesehen, dass man viel bewegen kann, wenn man sich in der Gemeinschaft einbringt. Und dass das auch Freude macht. So bin ich in die Junge Union eingetreten und war für die CDU lange im Gemeinderat und Verbandsgemeinderat aktiv und konnte dort viel gestalten. 1994 wurde ich Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, 1999 Kreistagsmitglied und dann 2006 Landrat.
Da ich in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen bin, kenne ich die vielfältigen Herausforderungen der Familienbetriebe und des Mittelstands in unserer ländlichen Heimat. Diesen Bezug habe ich bewahrt und so kommt es vor, dass man mich bei einer Arbeit mit dem Traktor oder der Pflege von Obstbäumen sieht. Gerne bin ich auch rund um Wincheringen mit dem Fahrrad unterwegs.
Schon 16 Jahre im Amt
Seit 16 Jahren üben Sie nun schon das Amt des Landrats Trier/Saarburg aus. Eine ziemlich lange Zeit auf die Sie mit welchen Gefühlen zurückblicken?
Günther Schartz: Es ist eine große Freude aus einem solchen Amt heraus verwalten und mitgestalten zu können. Das ist der Reiz. Und jeden Tag kommen neue Erfahrungen, Themen und natürlich auch Herausforderungen hinzu. Und man kann in so einem Amt also viel bewegen, aber nur wenn man etwas von Verwaltung versteht, Mut zur Entscheidung mitbringt und zugleich mit Menschen umgehen kann.
Dabei ist es wichtig jeden Tag neue Impulse in die Arbeit einzubringen und es reicht nicht, nur am eigenen Schreibtisch zu sitzen. Kommunales Hauptamt ist mit dem „Blick über den Tellerrand“ verbunden, denn die Bürgerschaft erwartet mehr als nur das Verwalten ihrer Anliegen.
Lob und Tadel
Was ist in dieser Zeit gut gelaufen und wo setzen Sie sich selbst den Rotstift an?
Günther Schartz: Wir haben im Kreis gemeinsam mit vielen Gruppen, Verbänden und Initiativen die Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie gut gemeistert. Wobei wir bei Corona immer noch vorsichtig sein müssen. Für die Bevölkerung waren unsere Entscheidungen immer transparent und nachvollziehbar. In der aktuellen Hochwasserkatastrophe ist es gelungen den Menschen einen ersten Halt zu geben. Die Herausforderungen hier sind aber noch immens und da fällt es schwer über „Rotstift“ zu reden, denn jetzt geht es ans Aufbauen.
Der Schulbau ist gut vorangekommen, aktuell ist hier das „Integrative Schulprojekt“ in Schweich einzigartig bei der Integration Benachteiligter. Mit dem Bildungsbüro stützt der Kreis die pädagogischen Aufgaben der Schulen. Die Glasfaserausbauprojekte im Kreis sind weit fortgeschritten, bereits 11.000 Haushalte und 600 Gewerbebetriebe angeschlossen. Die dezentral organisierte Jugendarbeit im Kreis ist landesweit beispielhaft. Mit dem Projekt „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ unterstützt der Kreis massiv Ehrenamtliche in vielen Bereichen.
Wenn mit dem „Rotstift“ etwas gemeint ist, was nicht so rund lief, dann würde ich die heftigen Probleme im Saarburger Krankenhaus nennen, die wir aber gemeinsam in ein tragfähiges Zukunftskonzept überführen konnten. Da bin ich durchaus stolz, denn mancher Rückschlag und manche schlaflose Nacht zu dieser Frage hat sich gelohnt, im Sinne des Hauses und der Mitarbeiterschaft. Jetzt haben Krankenhaus und Seniorenzentrum gute Perspektiven für die Zukunft. Das Kreiskrankenhaus Saarburg ist jetzt ein gutes Beispiel wie man Gesundheitsversorgung in ländlichen Räumen zukunftsfest gestalten kann.
Dialog mit Landesregierung steht
RLP wird nach wie vor von einer Ampel-Koalition geführt. Wie blicken Sie auf deren Arbeit – wo üben Sie Kritik und wo Lob?
Günther Schartz: Das ist eine Frage, die mit der Landratswahl direkt wenig zu tun hat. In meiner Arbeit als Landrat und als Vorsitzender des Landkreistages Rheinland-Pfalz habe ich viel mit allen Vertreter/-innen der Landesregierung zu tun.
Lobend kann ich sagen, dass man den Dialog sucht. Gerade in der Pandemie gab es viele Konferenzen mit gemeinsam getroffenen wichtigen und richtigen Entscheidungen – im engen Schulterschluss.
Ich möchte aber nicht verhehlen, dass es in vielen anderen Themenfeldern oft an Ergebnissen fehlt, so beim verfassungswidrigen Finanzausgleich oder der stockenden Verwaltungsreform. Leider tritt die Digitalisierung der Verwaltung wegen der bundes- und landesrechtlichen Rahmenbedingungen auf der Stelle. Beim Schulbau würde ich mir mehr Impulse für Schulbauförderung wünschen, um den veränderten pädagogischen und bautechnischen Anforderungen zügiger gerecht zu werden – auch im Sinne des Klimaschutzes durch innovativeres und schnelleres Bauen.
Schartz tritt ein weiteres Mal an
Am 26. September steht neben der Bundestagswahl – auch die Landratswahl geschrieben, wo Sie erneut als amtierender Landrat ins Rennen gehen werden. Was können die Wählerinnen und Wähler von Ihnen erwarten bzw. wie schaut Ihre politische Linie aus?
Günther Schartz: Sie können Verlässlichkeit, Kompetenz und Entscheidungsfreude erwarten. Ich habe bewiesen, dass ich auch in schwierigen Zeiten eine Verwaltung erfolgreich leiten kann. Mein Führungsstil ist kooperativ.
Schwerpunkte meiner Arbeit liegen in der Wirtschafts- und Strukturpolitik.
Ich sehe mich auch als Stimme des ländlichen Raums. Berlin und Mainz sind da oft weit weg. Inzwischen haben auch viele „Städter“ verstanden, dass unsere Regionen eine enorme Lebensqualität haben. Ländliche Räume wie der Landkreis müssen gleichwertige Lebensbedingungen zur Stadt bieten. Das heißt, wohnortnahe Arbeitsplätze, gute Schulen und Kitas. Dabei setze ich mich für eine aktive Ortsentwicklung durch stärkere Innenentwicklung ein, statt ständig neuer Baugebiete.
Hierbei sehe ich den Kreis mit seiner Sparkasse und auch die Volksbanken mit in der Verantwortung. Wohnungsbau geht am besten über die Privatwirtschaft, aber unsere Banken haben dort eine doppelte Rolle, denn sie können auch eigene Immobilienentwicklung betreiben.
Natürlich brauchen wir Gewerbe- und Industrieflächen, auch neue Gebiete. Denn wohnortnahe Arbeitsplätze, das ist Klimaschutz durch Verkehrsvermeidung und lokale Wertschöpfung, sichern örtliche Wirtschaftskraft und schaffen Perspektiven für Familien in den Gemeinden. Das ist zudem Entlastung der Städte durch Wohnen und Arbeiten auf dem Land.
Der ländliche Raum bekommt durch die Digitalisierung und durch die Erzeugung erneuerbarer Energien eine viel stärkere Rolle. Es gibt wieder eine Verschiebung der Wirtschaftskraft von der Stadt zum Land, was es in dieser Form seit der Industrialisierung nicht gab. Das ist eine riesige Chance für unseren Kreis und seine Bewohner. Und dann muss man auch damit leben können, wenn Gewerbegebiete neu erschlossen werden – natürlich unter besten ökologischen Standards. Wie das geht, haben wir im Industriepark Region Trier bewiesen.
Auch Klimaschutz ist wichtig
Wie wichtig ist Ihnen der Klimaschutz und was wurde zu diesem Thema bereits im Kreis Trier-Saarburg schon getan und was ist noch geplant?
Günther Schartz: Dass die Digitalisierung und wohnortnahes Arbeiten, ergänzt um eine kluge Ortsentwicklung, klimaschützend sind, habe ich bereits erwähnt. Der Landkreis hat mit den eigenen Regionalwerken Trier Saarburg bereits einen wichtigen Schritt getan, um erneuerbare Energien auch im Kreis voran zu bringen. Beim Ausbau der Windkraft ist sehr viel geschehen und wir haben immer noch die Balance zu einem Erhalt unserer Landschaft geschafft. PV-Anlagen gibt es in großer Zahl. Allerdings müssen wir darauf achten, dass der Flächenverbrauch in der Landwirtschaft minimiert wird, denn Land und Landwirtschaft dienen zuerst der Nahrungsmittelproduktion. Flächen sind nicht vermehrbar!
Rechnerisch ist die Region Trier seit vielen Jahren eine „100-Prozent-Erneuerbare-Energien-Region“.
Der Betrieb der kreiseigenen Gebäude erfolgt in vielen Bereichen mit eigenen EEG-Anlagen. Die „Eisspeicherheizung“ im Integrativen Schulprojekt Schweich ist bisher einzigartig. Das ist aber genau der Maßstab für das kreiseigene Bauwesen.
Mit dem Klimaschutzmanagement der Kreisverwaltung, das jetzt beginnen soll, ist ein weiterer Baustein gesetzt, denn jetzt geht es auch um Ortsentwicklung die am Klimaschutz ausgerichtet ist. Das betrifft aber nicht nur das Bauen, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Fragen beim Thema Klimaschutz und Energiekosten.
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