Tim Kohley tritt am 26. September als parteiloser Kandidat bei der Landratswahl des Kreises Trier-Saarburg an. Seine Entschlossenheit ist groß, seine Ziele ehrgeizig. Vor der Wahl stand er 5vier-Redakteur André Mergener im Interview nun Rede und Antwort:
Anfänge in der Politik
Guten Tag Herr Kohley! Wo ruhen Ihre politischen Anfänge – wieso Politik?
Tim Kohley: Seit 2009 engagiere ich mich in der Kommunalpolitik. So war ich zunächst von 2009 bis 2014 Ratsmitglied im Gemeinderat der Ortsgemeinde Mandern und dort auch in verschiedenen Ausschüssen tätig. 2014 wurde ich erstmalig zum ehrenamtlichen Ortsbürgermeister der Ortsgemeinde Mandern gewählt. Meine Wiederwahl erfolgte dann im Jahre 2019. Ein Wahlergebnis vom 89,3 % war die Bestätigung für meine sehr bürgernahe Politik und mein Engagement für innovative, dörfliche Projekte. Ich habe mich dabei stets für die Probleme der Menschen im Dorf interessiert und mich persönlich für die Menschen eingesetzt.
Die Tätigkeit als Ortsbürgermeister sehe ich als eine gute Schule, die Kommunalpolitik von der Pike auf zu lernen. Im Kleinen zeigt sich, ob man tatsächlich ein guter Kommunalpolitiker ist. Hier gibt es keine Verwaltung, die zwischen den Bürgern und einem selbst steht, hinter der man sich verstecken könnte. Als Ortsbürgermeister muss man selbst für alles geradestehen, was im Dorf passiert und man muss sein Handeln stets erklären und vertreten können.
Seit 2019 bin ich ehrenamtlicher Beigeordneter der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell. Hier konnte ich auch dank meines Verwaltungsdiploms und meiner langjährigen Erfahrung als Ortsbürgermeister meine Kompetenzen in der Verwaltungsarbeit weiter optimieren. Ich bin dazu bereit, und auch in der Lage, eine Verwaltung wie die Kreisverwaltung Trier-Saarburg zu führen.
Seine Linie
Welche politische Leitlinie verfolgen Sie – bzw. wofür stehen Sie?
Tim Kohley: Oberstes Ziel meines politischen Handelns ist, dass die Region und vor allem die Menschen, die hier leben, bei allen Entscheidungen im Vordergrund stehen. Ich setze mich dafür ein, dass Politik für die Menschen wieder verständlich, transparent und nachvollziehbar wird. Politische Entscheidungen müssen von unten nach oben transportiert werden und nicht umgekehrt.
Ich strebe eine bürgernahe Verwaltung an, die durch den Ausbau des Servicegedankens und der Weiterentwicklung des E-Governments, den Bürgern tatsächlich mehr Service bietet.
Mein zentrales Leitthema für meine potentielle Amtszeit nach der Landratswahl am 26.09.2021 ist die Familienfreundlichkeit, wobei ich unter dem Begriff der Familie Seniorinnen und Senioren eindeutig mit einbeziehe.
Die zu erwartende demographische Entwicklung unseres Landkreises macht die Familienfreundlichkeit zu einer zentralen Aufgabe der kommunalen Entwicklung. Um unsere Lebensräume zukunftssicher und für alle Generationen attraktiv zu gestalten, ist es für mich wichtig, die Politik und das Verwaltungshandeln an den Bedürfnissen aller Menschen, besonders aber dem der jungen Familien und von Senioren und Seniorinnen auszurichten. Durch die Umsetzung meiner zielorientierten Handlungsstrategien können wir es schaffen, mit nachhaltiger Politik positive Lebensbedingungen für alle Menschen und auch für zukünftige Generationen zu schaffen!
Mir ist es nicht genug den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen, mein Anspruch ist es, besser zu sein!
Sein Schritt Richtung Wahlkampf
Als Parteiloser kandidieren Sie für die Landratswahl in diesem Jahr. Was hat Sie zu diesem Schritt angetrieben und wie läuft Ihr Wahlkampf aktuell?
Tim Kohley: Ich will meine späteren Entscheidungen frei von parteipolitischen Vorgaben und landes- oder bundespolitischen Beeinflussungen treffen. Die Menschen und die Regionen stehen bei allen Entscheidungen im Vordergrund meines politischen Handelns. Ich bewerte Vorschläge und Ideen nach ihrer Qualität und nicht nach der Couleur ihres Vorträgers.
Wie groß ist der Aufwand als parteiloser Kandidat, einen Wahlkampf durchzuführen?
Tim Kohley: Der Aufwand für eine Kandidatur als parteiloser Kandidat ist ungleich höher, als der eines Parteikandidaten. Man kann nicht auf bestehende Strukturen zugreifen, die beispielsweise das Verteilen von Informationsmaterial oder das Aufhängen von Plakaten übernehmen. Die Wahlkampffinanzierung bleibt weitestgehend Sache des Kandidaten, es gibt keine finanzielle Unterstützung einer Partei oder Spenden von „Parteifreunden“.
Pro und Contra
Im Kreis Trier-Saarburg lief bisher vieles gut, aber auch vieles schlecht. In welchem Bereich setzen Sie den Rotstift an und wo sprechen Sie Lob aus?
Tim Kohley: Die Bemühungen im Klimaschutz sehe ich als zufriedenstellend an, auch wenn wir uns hier zukünftig wesentlich schneller entwickeln müssen. Den Ausbau von Gewerbeflächen und die damit verbundene Ansiedlung von Betrieben sehe ich als positive Entwicklung im Kreis.
Durch konsequente energetische Sanierungen aller kreiseigenen Schulen und Kindertagesstätten sowie weiterer Gebäude im Kreis-Eigentum, sehe ich mittelfristig ein erhebliches Einsparpotential bei den Energiekosten und komme damit gleichzeitig den Bemühungen beim Klimaschutz entgegen.
Wie würden Sie die Entwicklung in diesem Landkreis der letzten Jahre beschreiben – Fortschritt, oder Stillstand?
Tim Kohley: Ich beurteile die Kreisentwicklung als durchschnittlich, insgesamt also nicht negativ. Dennoch sehe ich in den kommenden Jahren hier viel Potential zur Weiterentwicklung in allen Bereichen.
Wie bewerten Sie die Arbeit des Noch-Landrat Günther Schartz?
Tim Kohley: Die Kreisverwaltung macht grundsätzlich eine gute Arbeit, inwieweit Herr Schartz dafür verantwortlich ist, kann ich nicht abschließend beurteilen. Ich kann jedoch verstehen, dass die Bürgerinnen und Bürger von Herrn Schartz enttäuscht sind, weil dieser seine Schwerpunkte in den vergangenen Jahren offensichtlich nicht mehr im Landkreis Trier-Saarburg gesehen hat.
Streitthema Moselaufstieg…
Kommen wir zu Ihrer Meinung: Moselaufstieg, JA oder NEIN? – Welche Vor- und Nachteile würde es geben?
Tim Kohley: Ja! Um die Region verkehrstechnisch nicht in einen Kollaps zu führen, halte ich den Ausbau wichtiger Straßenbauprojekte, wie z. B. den Moselaufstieg und die Ortsumgehung Ayl für dringlich. Die Planungen sollten jedoch insbesondere hinsichtlich der Umweltverträglichkeit überarbeitet werden.
Wie stehen Sie zur Klimapolitik und dem Klimawandel. Wo setzen Sie hier an und was ist politisch und menschlich vertretbar?
Tim Kohley: Klimaschutz ist ein grundlegendes Thema in allen gesellschaftlichen Bereichen. Dabei spielen auch in unserem Kreis alternative Formen der Energiegewinnung eine Schlüsselrolle. Ein bedeutender Aspekt dabei ist sicherlich, dass im Vorfeld die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen werden müssen.
Neben der Energiegewinnung ist immer auch ein Augenmerk auf die Schaffung von bezahlbaren Lösungen im Bereich der alternativen Energienutzung zu richten. Der Ausbau regenerativer Energien sollte forciert werden, aber nicht um jeden Preis.
Mittels einer aktiven Bürgerbeteiligung sowie der Berücksichtigung regionaler Besonderheiten können zum Beispiel durch Solidarpakte zwischen den einzelnen Kommunen nachhaltige Konzepte erstellt und entsprechende Projekte umgesetzt werden. Hier sollte man ganzheitlich für die Region und nicht mikrokosmisch denken.
Helfen Verbote..?
Sind Sie für eine Verbotspolitik – wie etwa große Teile der Grünen?
Tim Kohley: Verbote haben Menschen noch nie glücklich gemacht. Meine Devise heißt überzeugen.
Im ÖPNV ist derzeit nicht alles rosig. Was müsste man hier ändern, um Städte und Dörfer besser zu vernetzen und auch die Menschen selbst zu animieren vielleicht mal das Auto stehen zu lassen?!
Tim Kohley: Der Ausbau eines kostengünstigen ÖPNVs, der auch tatsächlich zu den relevanten Uhrzeiten die wichtigen Strecken in die Mittelzentren wie Saarburg, Konz, Hermeskeil, Schweich, aber auch die Stadt Trier und Luxemburg abdeckt, sehe ich als vorrangige Aufgabe, um das Leben auf dem Land attraktiver zu gestalten. Der weitere Ausbau des ÖPNV-Netzes – insbesondre eine Sitzplatzgarantie im Schülertransport – ist vorrangig. Nur ein gut ausgebauter ÖPNV wird dazu führen, dass der Individualverkehr abnimmt. Halbherzige Angebote werden insbesondere im ländlichen Bereich nicht zum Erfolg führen.
Touristisch gesehen ist unsere Region ein Traum. Was steht hier geschrieben – was muss besser laufen und wie stellen Sie sich diese Region in einigen Jahren vor?
Tim Kohley: Unsere Region liegt im Herzen Europas, daher möchte ich den Ausbau der Beziehungen zu unseren Nachbarländern durch gemeinsame Projekte zur Weiterentwicklung des Kultur-, Urlaubs- und Wirtschaftsraum fördern und ausbauen. Die Großregion muss stärker in den Fokus gestellt werden.
Ich sehe unsere Großregion als ein länderübergreifendes Tourismusprojekt. Der Erhalt der unterschiedlichen Natur- und die Kulturräume muss gesichert bleiben. Die vom Tourismus lebenden Betriebe der Hotel- und Gastwirtschaft, aber auch der Erhalt der kulturellen Einrichtungen, brauchen zwingend eine kontinuierliche und konsequente Förderung.
Schulde und Bildung
Schule / Bildung: Was würden Sie in diesem Bereich anpacken?
Tim Kohley: In den Bereichen Sanierung von Schulen und digitale Ausstattung wurden bereits Fortschritte erzielt. Die Pandemie zeigt jedoch deutlich, dass die Hausaufgaben in diesem Bereich nur unzureichend gemacht wurden. Bezüglich der Nutzung des digitalen Angebotes im Rahmen des Fernunterrichts soll eine zeitnahe Evaluation Erkenntnisse liefern, an welchen Stellschrauben noch nachjustiert werden muss. Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir noch viel Nachholbedarf, der nun endlich aufgeholt werden muss.
Bei den Planungen sollten wir dabei nicht den aktuellen Stand der Technik zugrunde legen, sondern visionär in die Zukunft denken. Weiterhin ist es unbedingt notwendig, die Schulen in Coronazeiten auch mit den entsprechenden Luftfiltern auszurüsten, damit es im Herbst/Winter 2021/22 nicht wieder zu Ausfällen beim Präsenzunterricht kommt. Die Schulgebäude müssen dringend saniert werden und auch technisch auf einen unserer Zeit angemessenen Stand gebracht werden.
Ihre Person – kurz und knackig
Wie würden Sie ihre Person kurz und knackig beschreiben – was für ein Politiker und Mensch sind Sie und wieso sollten die Wählerinnen und Wähler gerade Sie zum Landrat Trier-Saarburg wählen?
Tim Kohley: Beruflich bin ich seit 20 Jahren als Polizeibeamter am Polizeipräsidium Trier in verschiedenen Funktionen tätig und dort aktuell im Dienstrang eines Kriminalhauptkommissar im Kriminaldienst eingesetzt. Ich habe den Beruf des Polizisten gewählt, weil ich mich schon immer gerne für meine Mitmenschen und die Gesellschaft engagiert habe. Die langen Jahre im Polizeidienst und die damit verbunden Ereignisse haben meinen Charakter geformt und zu einem Menschen gemacht, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Mein Handeln – ob im Beruf, privat oder in meinen politischen Ämtern – war und ist stets von Fairness und Menschlichkeit getragen. Das Festhalten an diesen Grundsätzen habe ich bisher nie bereut.
Neben meinem Beruf und meiner politischen Arbeit engagiere ich mich ehrenamtlich im Tierschutz und besonders auch im Bereich der Kultur.
Im Jahr 2013 habe ich den Verein „Literatur-on-tour Mosel Saar Hunsrück e.V.“ gegründet. Vereinszweck ist die Förderung der Regionalliteratur. Ein besonderer Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Steigerung der Lese- und Schreibkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Seit 2016 bin ich Vorstandsvorsitzender der „Unser Dorfladen Mandern e.G.“. Ich führe diese Tätigkeit ehrenamtlich aus. Seit 2019 bin ich ehrenamtlicher Vorsitzender des Kreismusikverbandes Trier-Saarburg. Ich bin Fördermitglied der Feuerwehr Mandern und engagiere mich zusätzlich in nahezu allen Vereinen des Ortes. Ich kann von mir behaupten, dass ich ein echter Ehrenamtler bin und mich tatsächlich für die Belange des Ehrenamtes einsetze.
Zudem bin ich nah bei den Menschen, ehrlich und kompetent.
Okay Herr Kohley, ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und für den 26. September viel Erfolg!
Tim Kohley: Danke!
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André Mergener
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