Wie viele Nationen gibt es auf unserer Erde? Eine eindeutige Frage, auf die es auch für die Vereinten Nationen keine klare Antwort gibt. Die Trierer Fotografin Tanja El Kabid interessiert sich weniger für die politischen Diskussionen um die Anerkennung von Staaten, als viel mehr für die Menschen. Sie hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt im Rahmen ihrer Aktion „Mensch ist Mensch“ alle Nationalitäten der Erde vor die Linse zu kriegen.
Trier. „Du siehst es in den Blicken“, erklärt Tanja El Kabid den von den Medien geschürten Hass und die Angst, die sie zu ihrer Aktion „Mensch ist Mensch“ motiviert hat. Sie ist Deutsche, aber verheiratet mit einem Marokkaner und hat dadurch tagtäglich mit Vorurteilen zu kämpfen. Sie erinnert sich wie viele ihrer früheren Freunde sich von ihr abgewendet haben, als sie einen Mann aus Nordafrika heiraten wollte. „Das waren alles Deutsche, angeblich alle sehr weltoffen und keine Probleme mit Ausländern“, erinnert sie sich und mit der Hochzeit dünnte sich ihr Freundeskreis dann merklich aus.
Nicht nur die eigenen Erfahrungen, sondern auch die aktuelle politische Lage tragen zu ihrer Idee bei. Sie findet es ungerecht, dass alle Muslime unter Generalverdacht gestellt werden, sobald wieder irgendwo auf der Welt etwas passiert.
„Mir ging es darum, dass die Leute vielleicht nochmal einen Augenblick darüber nachdenken, dass wir alle gleich sind und sich nochmal daran erinnern, dass wir nicht hier sind um uns alle gegenseitig zu hassen.“

(Foto: Incarda DesEYEn)
Um das deutlich zu machen, will sie Menschen aus aller Welt vor die Linse kriegen und das ist bei der Aktion „Mensch ist Mensch“ durchaus wortwörtlich zu verstehen. Alle, wirklich alle Nationen sollen es sein und alle werden in Tanjas ganz eigenem Stil in Szene gesetzt, der ihr kleines Studio „Incarda DesEYEn“ in der Saarstraße zu einem Geheimtipp in der Trierer Fotografen-Szene macht. Egal ob mit wallender Frisur, Kopftuch oder exotischem Kopfschmuck…im Endeffekt sind wir alle gleich.
Aber schon die Suche macht das gesellschaftliche Klima deutlich: „Du findest ganz schwer eine Muslimin, die mitmachen will. Die haben alle Angst. Sie werden vor der Gesellschaft öffentlich gemacht und haben Angst bedroht zu werden. Sowas finde ich wirklich traurig. Viele der Modelle sind in Deutschland aufgewachsen und sprechen besseres Deutsch als der ein oder andere Deutsche.“
Umso wichtiger ist es, dass auch Frauen mit Kopftuch in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und nicht nur als ängstliche Passanten. Tanja El Kabid geht mit ihren Models den richtigen Weg. Der Islam darf sich in diesen Zeiten nicht verstecken und verängstigt zurückziehen, weil angebliche Glaubensbrüder die Religion zu entsetzlichen Zwecken instrumentalisieren. Es war vermutlich noch nie so wichtig, sich als Moslem der Außenwelt zu zeigen, als klarer Teil der Gesellschaft, der sich genauso fotografieren lässt, wie jeder andere Mensch auch. Denn egal welche Religion wir praktizieren, im Endeffekt sind wir alle gleich. Eine Muslimin kann mit Kopftuch genauso attraktiv sein wie eine orientalisch gestylte Frau aus Bangladesh oder eine Blondine aus Deutschland.
„In meinen Augen sollte jeder, solange er niemandem Schaden zufügt, machen können was er will. Ich war selbst in Marokko in einem Dorf, wo alle Frauen vollverschleiert unterwegs waren. Die Frauen machen das um später ins Paradies zu kommen. Es ist ihre Aufgabe, sich möglichst wenig zu zeigen für andere Männer. Und wenn sie das wollen ist das okay, das ist ihre Sache.“

Macht auch vor der Kamera eine gute Figur: Fotografin Tanja El Kabid (Foto: Incarda DesEYEn)
Die Erfahrungen, die Tanja El Kabid mit Muslimen gemacht hat, tragen zu ihrem offenen Weltbild bei. Noch nie wurde sie so herzlich und freundlich aufgenommen, wie in muslimischen Ländern. Sie beschreibt eine Kultur, die sich deutlich von dem Bild unterscheidet, dass viele Medien vom Islam zeichnen und damit gefährliche Vorurteile in der Gesellschaft formen. „Mensch ist Mensch“ soll da gegensteuern und dazu beitragen, dass wir vorurteilsfrei an Menschen herangehen, ungeachtet der Hautfarbe, Religion und Nationalität.
„Ich bin selbst viel mit Muslimen zusammen, aber auch hier im Laden haben wir jeden Tag alle möglichen Nationen vertreten. Wir hatten vorgestern einen ganz normalen Shooting-Tag und es waren bei 10 Personen 9 Nationalitäten anwesend. So sieht das bei uns eigentlich immer aus und das finde ich sehr schön. Es macht mir total viel Spaß mit vielen Nationen zusammen zu arbeiten.“
So viele wie es dieses Jahr werden sollen, waren es aber noch nie. Tanja El Kabid zeigt eine Liste, auf der 196 Nationen aufgelistet sind. „3 davon sind bis jetzt geshootet“, Libanon, Bangladesh und Portugal. Bis Ende Februar stehen rund 20 Foto-Termine an. „Senegal kommt bald, Kasachstan, Marokko hab ich zuhause, dann kommt noch Albanien, Polen, Littauen, auch aus Ghana habe ich jemanden.“
Zu einer wahren Mammutaufgabe wird das Projekt dann, wenn es an die exotischen Länder geht, wofür sie erstmal auf die sozialen Netzwerke vertraut, wo „viele Leute viele Leute kennen, die wieder Leute kennen“.
„Schwierig wird es dann bei Ländern, die ich nicht mal kenne. Kiribati zum Beispiel…keine Ahnung wo das ist,“ greift sie ein zufälliges Beispiel aus der langen Liste heraus.
Wir helfen dann mal weiter: Die Republik Kiribati ist ein ehemals unter britischer Herrschaft stehender Inselstaat im Pazifik. Das Staatsterritorium erstreckt sich dabei über eine Vielzahl von Inseln Mikronesiens und Polynesiens nördlich und südlich des Äquators.
Wenn jemand einen der 110.136 Staatsbürger Kiribatis kennt, darf er sich gerne bei Tanja in ihrem Studio „Incarda DesEYEn“ melden und auch ansonsten verdient das Projekt „Mensch ist Mensch“ jede Unterstützung im Kampf für mehr Toleranz und Menschlichkeit.
Studio-Website: www.incardadeseyen.com
Facebook-Seite: KLICK
Mido ghamri meint
Guten Tag
Deutschland braucht euer Projekt, echt toll
Bin Ägypter und ich versuche euch zu helfen
Viel Glück
Mido Ghamri