Ein Kaffee vor dem Spiel – ein Viez oder Bier nach dem Match und natürlich das Drumherum darf nicht vergessen werden. Schon stressig solch ein Spieltag in der Fußball-Rheinlandliga. Für Andreas Gouverneur aber Routine – und das schon über sieben Jahre lang, wo der heute 50-Jährige die Rolle des Torwarttrainers, zwischenzeitlich auch stellvertretender Fußballabteilungsleiter, ausfüllen durfte.
Seither konnte man mit Mersch – so nennt man ihn kurz und knackig, viel erleben. Diesen Spitznamen trug er ürbigens schon in seiner Schulzeit. „Er ist schon ein sehr alter Spitzname. Leitet sich aus meinem Geburtsnamen „Mergelmeyer“ ab – und da ich bis zur Oberstufe immer der Kleinste war (also ein Zwersch), wurde dann irgendwann der „Mersch“ daraus, eigentlich ganz einfach“, erklärt er mit einem Grinsen. Für sein Team immer zur Stelle – auch spontan dumme Sprüche durften nicht fehlen, nahm er irgendwie auch außerhalb seiner Trainertätigkeit eine Art Vaterrolle ein. Der Teamvater – der anspornt, hilft, kritisiert und immer ein Wort für Spieler und Co. übrig hatte. Jetzt ist seine Zeit vorerst vorbei – Mersch hört auf und das mit vielen Tränen und Wehmut. „Es ist definitiv nicht wie in einer Ehe oder Beziehung das so oft verflixte siebte Jahr – in dem es oftmals kriselt. Ich habe mir immer gesagt – wenn aus dem Spaß, mit dem ich mein Hobby bestreite, irgendwann mal Belastung wird und Familie sowie Job darunter leiden und die Prioritäten sich anfangen zu verschieben, dann mache ich mir Gedanken. Der Zeitpunkt kam dann im letzten Quartal 2021 mit dem Ergebnis – ab sofort mehr Zeit für die Familie, Vergrößerung und weitere Professionalisierung unserer Versicherungsagentur, oder einfach mal einen freien Abend daheim auf der Couch genießen. Langweilig wird es mir mit Sicherheit nicht“, untermauert Gouverneur seine Entscheidung.
Besonders auf der besagten Couch – wo womöglich dann auch sein geliebter Kaffee immer bereit stehen wird, könnten ihn jedoch die ein oder anderen Erinnerungen an eine tolle Zeit wieder einholen. „Ich blicke voller Dankbarkeit – Stolz, Respekt und natürlich mit einer Riesenportion Wehmut zurück“, gibt Mersch mit nostalgischer Miene zu verstehen und legt nach: „Dankbarkeit – weil alle Personen, egal ob Vorstand, Trainerkollegen, Spieler, Stuff oder Zuschauer, mich persönlich sowie meine Arbeit immer zu 100% im Rahmen Ihrer jeweiligen Möglichkeiten unterstützt haben, allen voran natürlich meine Frau sowie meine beiden Jungs. Ein besonderes Dankeschön gilt an dieser Stelle sowohl meinem ersten Coach Paddy Zöllner und dem damaligen Abteilungsleiter Manfred Kühne – die mir den Weg zum FSV ebneten und damit den Startschuss für die sieben Jahre gaben, als auch unserem aktuellen Chefcoach Holger Lemke sowie der aktuellen Abteilungsleitung mit Thomas Kempny und Micha Fuchs, wenn hier alle ihr Potential gemeinsam abrufen und jeder den anderen auf seinem Gebiet arbeiten lässt, dann ist hier noch einiges an Erfolg zu erwarten, gleiches gilt natürlich für den Vorstand, aber da habe ich vollstes Vertrauen in die handelnden Personen rund um Werner Gorges und Domme Lay. Stolz – weil es mir eine Ehre war, für einen der größten Traditionsvereine der Region in verschiedenen Funktionen tätig sein zu dürfen. Es gibt nichts Schöneres – wenn aus „Kollegen“ Freunde werden! Respekt – weil der FSV ein Musterbeispiel dafür ist, was mit ehrenamtlicher Vereinsarbeit und Prinzipientreue ohne blindem Aktionismus alles erreichbar ist. Naja – und die Riesenportion Wehmut, einer Herzenssache und einem grandiosen „Haufen“ nach sieben Jahre „Auf Wiedersehen“ zu sagen tut schon weh und der emotionale Abschied am letzten Spieltag sowie der anschließenden Fahrt mit den Jungs nach Malle hat es nicht wirklich leichter gemacht, da floss neben reichlich Kaltgetränken auch schon die eine oder andere Träne. Jetzt heißt es erst einmal herunterfahren.“
Und die schönen Erinnerungen? Auch die wird Mersch niemals vergessen. Ein bestimmtes Highlight steht nicht hoch im Kurs geschrieben. Viel mehr die kompletten sieben Jahre im Ganzen – wie der 50-Jährige klarstellt: „Ich habe in all den Jahren viel Schönes erlebt und da fällt es mir extrem schwer – ein persönliches Highlight auszuwählen. Jede neue Freundschaft – die ich im Rahmen meiner Tätigkeit beim FSV auf und neben dem Platz schließen durfte, ist sicherlich ein persönliches Highlight. Aber wie gesagt – auch hier gibt es über die sieben Jahre hinweg sehr viele.“
Doch was für ein Mensch ist Mersch überhaupt? Was zeichnet ihn aus und wie ist sein Charakter? Wer Mersch kennt oder hört (lacht) – weiß, er kann seinen Job. Ganz egal ob an der Seitenlinie – am Bierstand, auf der Arbeit oder sonst wo. „Es ist immer schwer sich selbst zu beschreiben“, gibt Andreas lachend zu verstehen. Doch die ihn gut kennen wissen auch – er trägt sein Herz am rechten Fleck und das nicht nur am Fußballplatz. „Ehrgeizig – verlässlich und loyal könnte aber schon passen. Ebenso gesellig – redselig und wie Domme Lay mal gesagt hat, polarisierend trifft es wohl auch. Ich glaube – ich kann mich meinem Umfeld immer gut anpassen, ohne mich verbiegen oder verstellen zu müssen“, schießt der 50-Jährige überzeugend nach.
Erlebt hat er einiges – neben und sogar auch dem Platz während eines Spiels. Die wohl kurioseste Szene erlebte Mersch aber abseits des saftigen Rasens – in einem „Konflikt“ mit dem Unparteiischen. „Ich habe in einem Heimspiel mal einen Platzverweis wegen hämischem Grinsen bekommen – vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere Zuschauer daran. Ich weiß bis heute noch nicht – wo das in der Spielordnung steht, eigentlich habe ich ein recht nettes Lächeln – sagt zumindest meine Frau“, erzählt er mit einem lauten Lachen und legt nach: „Nein – Spaß bei Seite – unsportliches Verhalten von schlechten Verlierern ärgert mich maßlos. Gott sei Dank musste ich mich häufiger über den Gegner ärgern als über unsere Jungs.“
Als „Held“ wurde Mersch aber 2019 gefeiert. Genauer gesagt war es der 09. November inmitten eines Heimspiels gegen den TuS Mayen. Kurz nach der Halbzeit erhielt der damalige Tarforster Torwart Yunus Akgül eine rote Karte. Da sein eigentlicher Ersatzmann aufgrund einer Verletzung passen musste – stand Andreas Gouverneur zur Sicherheit mal selbst auf dem Spielberichtsbogen. Ab der 47. Spielminute schließlich auch auf dem Platz – da er notgedrungen in die Breche springen musste. „Für mich ergab sich überhaupt keine Frage mich selbst in die Kiste zu stellen. Und auch Trainer Holger Lemke sagte direkt – Mersch mach dich fertig“, erinnert sich der 50-Jährige schmunzelnd zurück. Schnell ein Trikot übergezogen – stand er da wie einst Kahn in seinen, nun ja – nicht mehr ganz so besten Jahren. Das Trikot erwies sich als ziemlich eng. „Leider gab es damals kein passendes Trikot für mich. Also rein in den dürren Faden von Aki und ab auf den Platz. Da blieb mir nicht viel Zeit um zu überlegen“, setzt er amüsiert nach.
Seine anschließende Spielzeit zwischen den Pfosten konnte sich aber sehen lassen. Er kann es immer noch – auch wenn er eine Bude des Gegners ins Tor gehen lassen musste. „Der war unhaltbar“, erklärt Mersch lachend und fügt hinzu: „Die Mayener haben dann nach einer Viertelstunde den 3:1 Anschlusstreffer gemacht und der Schütze rief nur noch – „wir müssen nur schießen, schießt einfach nur“. Die Jungs haben sich dann in jeden Ball geschmissen und grandios verteidigt. Bei jeder Chance die wir vorne vergeigt haben – habe ich geflucht wie ein Rohrspatz und dann schießt Mayen in der 83. Minute noch das 3:2. Ich wollte nur noch den Dreier für die Burschen festhalten – was uns dann am Schluss auch gemeinsam gelungen ist. Selbst drei Stunden später beim Bierchen in der Stadt war ich noch am zittern – so viel Adrenalin hatte ich von meinem Einsatz noch im Körper“, lacht der einstige Retter zwischen den Pfosten lauthals.
Es war nur ein kleiner Teil einer riesigen Passion – die Andreas Gouverneur bei seinem FSV Trier-Tarforst erleben durfte. Schöne und unschöne Momente – alles verankert in seinem Gedächtnis, wird er vieles nun vermissen, allen voran sein geliebter Kaffee – obligatorisch und von Elfi serviert. „Die positive Anspannung vor den Spielen wird mir mit Sicherheit fehlen. Alles andere mit Sicherheit nicht – denn Fußball wird es familiär bei uns am Wochenende immer geben und wenn ich es zeitlich schaffe, bin ich zu jedem Heimspiel vor Ort. Ob es dann der obligatorische Kaffee vor dem Spiel sein wird – wage ich zu bezweifeln. Aber das kläre ich dann mit Elfi vor Ort“, betont Mersch mit einem breiten Grinsen.
Und trotzdem dürfte das Vermissen groß sein. Seine Jungs – seine Mannschaft, die ihm zum Abschluss noch einen Trip nach Mallorca gewidmet haben. Dort wo die Sonne rückwärts ihren Lauf nimmt. Eine Woche Schinkenstraße – Ballermann und Co., machte Mersch und seine Truppe aber auch im Rahmen einer feuchtfröhlichen dritten Halbzeit eine gute Figur. Es waren Tage der Erinnerungen – des Lachens und des Spaßes. Mit feuchten Augen blickt Mersch zurück und möchte schließlich auch in der Zukunft den Draht zum FSV weiterhin aufrecht halten. Als Zuschauer – als Sponsor oder in sonstiger Funktion.
„Die Gespräche über weiterführendes Sponsoring stehen noch an – da wird sich aber mit Sicherheit etwas ergeben, denn eine Herzenssache unterstützt man gerne weiter. Der Kontakt zur Mannschaft und zum Trainerstab bleibt weiterhin bestehen und wenn meine Hilfe benötigt wird – stehe ich gerne zur Verfügung. Das ist mit Holger und Hanni München genauso besprochen – eventuell schon für das Trainingslager im Juli oder die Wintervorbereitung im Januar/Februar. Ich habe schon ganz bewusst „Auf Wiedersehen“ gesagt – jetzt mache ich erst einmal Pause, wie lange diese dauert kann ich ehrlich gesagt nicht sagen“, gibt Mersch weiter zu verstehen.
Eine Pause die nicht nur ihm gut tun wird – sondern viel mehr auch seiner Familie. Zeit mit den Lieben – den Fußball erst einmal nach hinten schieben, ist es genau das was Andreas Gouverneur gebraucht hat. Eine Rückkehr ist keineswegs ausgeschlossen – doch steht jetzt erst einmal die Zeit für sich und Familie ganz hoch im Kurs. „In der nahen Zukunft steht erst einmal ein zweiwöchiger Sommerurlaub mit der Familie an ohne schlechtes Gewissen – in der Vorbereitung oder zum Saisonstart nicht da zu sein. Daneben steht einiges im beruflichen Umfeld an – der Junior hat irgendwann auch wieder Fußball und ich freue mich darauf, mit meiner Frau auch die ganzen Gutscheine mal einzulösen, die ich zum Geburtstag und zum Abschied bekommen habe. Heißt also Zeit für die Familie und Freunde außerhalb des Fußballs – wenn ich die Präsente in natura und in Gutscheinform alle verdrückt habe, werde ich wohl einen Personal-Trainer brauchen. Langfristig wünsche ich uns allen natürlich Gesundheit und Glück und Geschick in allen Lebenslagen. Dem FSV wünsche ich vor allem eine Saison 2022/2023 ohne Verletzungen und eine mannschaftliche Geschlossenheit wie in den letzten Jahren – Holger und seinen Kollegen viel Erfolg und Glück bei allen zu treffenden Entscheidungen und die nötige Geduld bei der Zusammenarbeit mit allen. Ich hoffe – diese wird erfolgreich fortgesetzt. Erwartungen selbst – keine! Dann ist man auch nicht enttäuscht – wenn es einmal anders kommt. Obwohl – der obligatorische Kaffee..?! Vergessen wir das“, schließt Andreas Gouverneur mit einem lauten Lachen ab.
Sieben Jahre voller Freude – Spaß und reichlich Kaffee, blickt Mersch mit zufriedener Miene zurück. Freunde gefunden – viel erlebt und noch längst nicht am Ende, auch wenn sich der 50-Jährige momentan eine Auszeit gönnt. Sein Name wird beim FSV ewig verankert bleiben. Er wird fehlen – keine Frage! Mersch sagt auf Wiedersehen und hält die Hoffnung aufrecht – irgendwann wieder dem FSV zur Seite zu stehen, ganz egal in welcher Form bzw. Funktion. André Mergener
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