Von Laura Schröter
Das wohl wichtigste Rheinland-Pfalz-Derby in der Saison 2013/14 ging am vergangenen Samstag buchstäblich den Bach herunter: Das Dach der Conlog-Arena in Koblenz war undicht, es regnete herein. Nach 67 Minuten Verspätung wurde das Spiel dennoch angepfiffen. Als sich die Miezen gerade an die Vulkan-Ladies herangekämpft hatten, tropfte es plötzlich wieder und das Schiedsrichtergespann Köppl/Regner brach das Spiel ab. 5vier sprach mit Miezen-Vorstand Jürgen Brech über die Komplikationen und darüber, wie das Spiel nun gewertet wird.
Das wichtige Derby in Koblenz stand am Samstagabend vor der Tür, die Miezen brauchten dringend einen Sieg, damit sie die zwei letzten Niederlagen wieder wettmachen könnten. Damit sich die Chancen wieder erhöhen, die Erstklassigkeit doch noch halten zu können. Zwei der drei Rheinland-Pfalz-Derbys konnten die Miezen in dieser Saison schon für sich entscheiden, einzig das erste Auswärtsspiel ging deutlich verloren. Umso höher war wohl die Motivation, dieses Spiel zu gewinnen, denn für die Miezen ging es hier um alles, für die Vulkan-Ladies aus Koblenz lediglich um die Ehre.
Eine Stunde Verspätung
Um 19.30 Uhr sollte das wichtige Spiel angepfiffen werden. Doch es kam ganz anders: „Etwa fünf Minuten nachdem wir begonnen hatten uns warm zu machen, war da Wasser auf dem Boden. Es gab eine undichte Stelle im Dach, durch die Wasser eindrang, es war ja auch relativ stark am regnen“, erläutert Jürgen Brech. Über eine Stunde sei dann mit verschiedensten Mitteln versucht worden, das Problem zu beseitigen. Es sei sogar ein Steiger in die Halle gefahren worden, der Hausmeister habe dort oben versucht, das Leck abzudichten. Nachdem das Eindringen des Wassers nun weitestgehend gestoppt war, wurde das Spiel mit 67-minütiger Verspätung doch noch angepfiffen. „Das war für uns dann natürlich ganz schlimm, die Spielerinnen hatten die Konzentration runter gefahren. Das ist natürlich eine denkbar schlechte Vorbereitung auf so ein wichtiges Spiel“, erzählt Brech.
„Wir haben uns jedenfalls nicht geweigert zu spielen!“, entgegnet Brech auf einige hitzige Diskussionen, die auf der Facebook-Seite der Vulkan-Ladies entstanden sind. „Wir haben einen Einspruch eingelegt, das ist auch so im Spielbericht vermerkt. Das ist rein rechtlicher Natur. Es war eine unzumutbare Zeitverzögerung bei solch einem immens wichtigen Spiel und wenn sich dann doch noch eine Spielerin verletzt, weil sie auf dem nassen Parkettboden ausrutscht und dann kein Einspruch eingelegt worden war, ist das auch ganz schlecht!“ Alle Entscheidungen seien gemeinsam mit den Vulkan-Ladies und den Schiedsrichtern gefällt worden.
Katrin Schneider spielte
Anfangs hätten sich die Miezen auch ganz gut geschlagen, dennoch seien viele wichtige Chancen vergeben worden. 14:10 für Koblenz stand es zur Halbzeit. Auch Katrin Schneider spielte. Ihr Einsatz war nach einer Schulterverletzung im vergangenen Spiel gegen Bietigheim fraglich gewesen (5vier berichtete). „Katrin Schneider ist eine Kämpferin. Auch Andrea Czanik hat mit ihrer Fußverletzung gespielt. Die wollen natürlich alles dafür tun, den Klassenerhalt zu schaffen und beißen dafür auf die Zähne“, so Brech. Doch die Miezen kämpften sich noch an die Vulkan-Ladies heran. Mitte der zweiten Halbzeit stand es dann bloß noch 20:18, doch dann – wieder Wasser auf der Spielfläche. Daraufhin brachen die Schiedsrichter Regner/Köppl das Spiel ab. „Das ist für mich unverständlich, uns wurde auch von Koblenzer Spielerinnen gesagt, dass das Problem schon seit Längerem bekannt ist und dass deswegen auch ein Training abgesagt werden musste“, sagt Jürgen Brech.
Doch wie geht es nun weiter? Wiederholungsspiel? Punkte für die Miezen? „Man muss das realistisch sehen. Was ist denn in so einer Situation fair? Sollen wir jetzt in den verbleibenden drei Spielwochen noch einmal eine englische Woche einschieben und mittwochs spielen? Die Spielerinnen sind alle berufstätig, die müssen dafür alle frei bekommen. Wir können nichts dafür, dass es dort hereinregnet, aber wir können da auch nichts entscheiden, das muss die Schiedsstelle der HBF [Handball-Bundesliga-Frauen, Anm. d. Red.] machen“, so Brech. Man wolle nicht versuchen, daraus eine Art Vorteil zu schlagen, aber ein Wiederholungsspiel sei auch für die Miezen ein Wettbewerbsnachteil.
Entscheidung in den kommenden Tagen
Nun geht es einmal mehr darum: Qualifizieren sich die Miezen für die erste Bundesliga? Und wenn ja, qualifizieren sie sich sportlich oder aufgrund zweier Punkte, die sie durch dieses abgebrochene Spiel in Koblenz möglicherweise zugesprochen bekommen? „Natürlich wollen wir uns auch viel lieber sportlich qualifizieren. Aber das liegt nicht in unserem Ermessen. Vielleicht wird die Entscheidung ja auch in den nächsten zwei Spieltagen schon gefällt, unabhängig von dem Spiel hier in Koblenz“, hofft Brech. Die Entscheidung über dieses Spiel werde wohl in den kommenden Tagen fallen. „Hier eine richtige Entscheidung zu treffen ist schwer und ob die dann fair ist… Aber so etwas habe ich in zwanzig Jahren auch noch nicht erlebt!“
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