von Stephen Weber
Die Trierer Miezen konnten am Samstagabend vor 1490 Zuschauern den positiven Aufwärtstrend der letzten Wochen erneut bestätigen. Dank einer kämpferischen Leistungen gelang es ihnen, dem TuS Metzingen ein 32:32-Unentschieden abzuringen. 5vier.de hat sich unter das Publikum gemischt und das packende Bundesliga-Spiel mitverfolgt.
Es war ein Handballabend, der emotionalen Art: Denn als den Trierer Miezen mit der Schlusssirene der finale 32:32-Endstand gelang, brachen alle Dämme. Es folgten Freudentränen, taumelnder Jubel und stehende Ovationen. Carolin Schmele, die erfolgreiche Schützin zum Einstand, rang unmittelbar nach dem Unentschieden nach den richtigen Worten: „Erst nach solch einem Schuss merkt man, wie der Druck und die Last von einem abfällt. Ich bin jetzt einfach nur glücklich, dass wir den Punkt mitnehmen dürfen.“
Allerdings sah es lange Zeit nicht danach aus, als ob die Miezen an diesem Abend mit etwas Zählbarem die Halle verlassen würden. Zu keiner Sekunde der Partie lagen sie in Führung und als die Gäste aus Metzingen vor Ende der ersten Halbzeit mit einem 7:0-Lauf auf 17:10 davonzogen, wurden die Wolken am Horizont schon sehr dunkel. Doch weder das Publikum, das geschlossen und lautstark hinter den Spielerinnen stand, noch die Akteurinnen selbst, ließen sich von derartigen Rückschlägen entmutigen. Trier-Trainer Jörn Ilper war nach Spielende keineswegs zufrieden mit dem Auftritt im ersten Spielabschnitt: „Wir haben zu viele Fehler gemacht und zu unkonzentriert agiert. Deshalb habe ich in der Halbzeit angesprochen, dass wir leidenschaftlicher und kämpferischer ackern müssen und das ist uns dann auch gelungen.“
Furiose zweite Halbzeit
Man spürte auf der Tribüne förmlich, wie nach dem Seitenwechsel ein Ruck durch die Mannschaft ging. Während sich die Miezen in Halbzeit eins zu jeden Punkt kämpfen mussten und in der Verteidigung zu einfache Gegentore kassierten, gelang es ihnen von nun an, sich Schritt für Schritt an die enteilten Metzinger heranzupirschen – immer wieder angetrieben von der starken Carolin Schmele, die mit elf Toren die besten Werferin an diesem Abend war. Der Spannungsbogen erreichte schließlich drei Minuten vor Spielende seinen Höhepunkt, als Silvia Solic zum 30:32 traf und Trier sich zur Überraschung vieler Fans wieder in Schlagdistanz befand.
Die rund 1500 Zuschauer belohnten diesen Einsatz mit Standing Ovations, während Hallensprecher Chris Schmidt durch lautstarke Anfeuerung den Kessel nochmals einige Grad Celsius weiter anheizte. Plötzlich wirkten die Gäste von der Alb nervös und begangen einige Unkonzentriertheiten, die man in dieser Form in der Begegnung von ihnen noch nicht gesehen hatte. So kam es zum großen High-Noon, als 30 Sekunden vor Schluss beim Stande von 31:32 Trier den letzten Angriff vortragen durfte. Fünf Sekunden vor Schluss fasste sich dann Schmele („Mal bist du mit so einem Wurf der Depp, mal der Held“) ein Herz – und der Rest ist Geschichte.
Es war ein sehenswerter Abend in der Arena Trier, den Trainer Ilper mit den passenden Worten zusammenfasste: „Wenn man mit dem letzten Schuss in der letzten Sekunde das Spiel ausgleicht, hast du an diesem Tag einen Punkt gewonnen statt verloren.“
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