Von Stephen Weber
Am vergangenen Wochenende feierten die Trierer Miezen mit einem starken 28:21-Heimerfolg gegen die HSG Blomberg ihren zweiten Sieg in der laufenden Saison. Mit dabei war die gerade mal erst 19-jährige Natalie Adeberg, der trotz ihres jungen Alters eine tragende Rolle in der Mannschaft zukommt. 5vier.de stellt die Nachwuchssportlerin im Rahmen der Serie „Lokalmatadore des Sports“ vor. Von diesen wollen wir im Januar einige Athleten porträtieren, die 2012 auf sich aufmerksam gemacht haben und für das Jahr 2013 noch große Ziele vor Augen haben.
Die DJK/MJC Trier spielt zurzeit in der Damen-Bundesliga des Handballs eine eher untergeordnete Rolle. Mit zwei Siegen aus elf Begegnungen rangiert die Mannschaft auf dem vorletzten Tabellenplatz und watet somit mit beiden Beinen durch den lähmenden Abstiegssumpf. Dennoch gibt es auch in solch schweren Zeiten positive Signale zu verzeichnen: Der Kader ist mit vielen jungen Talenten gespickt, die noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Eines davon ist Natalie Adeberg. Die erst 19-jährige Rückraumspielerin gilt als Allzweckwaffe der Miezen und aussichtsreicher Rohdiamant für die Zukunft.
Obwohl diese Saison ihr Debüt in der Bundesliga darstellt, ist die junge Handballerin bereits mit verantwortungsvollen Aufgaben betreut. Denn sie ist es beispielsweise, die die Bürde der Sieben-Meter-Werferin übernimmt und nervenstark an der Linie antritt. Mehr noch: Durch ihr variables Spiel ist die gebürtige Mainzerin auf vielen Positionen einsetzbar, was sie auch selbst zu ihren Stärken zählt: „Ich kann über verschiedene Schlagwürfe, den Sprungwurf beziehungsweise durch das 1:1 zum Torerfolg kommen“, weiß die 1,70 Meter große Adeberg über sich zu berichten. Als eines ihrer Vorbilder für diese Spielweise zählt die Nationalspielerin Laura Steinbach, die selbst von 2005 bis 2007 bei den Miezen unter Vertrag stand.
„Mit der Zeit verliert man den zu großen Respekt“
Trotz inzwischen guter Leistungen war es für die Rückraumspielerin kein einfacher Akklimatisierungsprozess in der höchsten deutschen Spielklasse: „Die Umstellung war sehr groß. Es geht sehr viel härter zur Sache und selbst kleine Fehler werden schneller gnadenlos bestraft.“ Doch statt Frust über die härtere Gangart konstatierte Adeberg hauptsächlich positive Auswirkungen des gesteigerten Levels: „Mit der Zeit verliert man den viel zu großen Respekt. Man traut sich immer mehr zu. Und nach einigen Einsätzen ist man an das hohe Niveau der Liga gewöhnt. Man passt seine Spielweise an und steigert seinen Ehrgeiz, noch mal besser zu werden.“
Ihre guten Performances brachten ihr schon in der Vergangenheit einige Lorbeeren ein. Eine der Belohnungen war die Berufung in den Kader der Jugend-Nationalmannschaft, die auch gleichzeitig zu einem der bittersten Momente in ihrem Sportlerleben wurde. „Ich hatte Einsätze in der Jugend-Nationalmannschaft. Allerdings habe ich mir bei dem Spiel gegen Frankreich das Wadenbein gebrochen, was knapp ein Jahr Handballpause nach sich zog.“ Und auch spätere Nominierungen zum Junioren-Nationalkader musste die Sportlerin verletzungsbedingt absagen. Dennoch bleibt das Ziel, den Adler auf dem Trikot zu tragen, weiterhin bestehen: „Ich gebe wegen einigen Verletzungen die Hoffnung nicht auf, nochmals in die Nationalmannschaft berufen zu werden.“
Im Galopp zur Trendwende
Weniger glorreich ist derweil der aktuelle Saisonverlauf ihrer Mannschaft. Ursachen für die Pechsträhne gibt es viele. Adeberg selbst analysiert die Situation mit offenen Worten: „Natürlich bin ich enttäuscht, dass wir bisher nicht das erreichen konnten, was wir uns vorgenommen haben. Wir trainieren sehr viel und konzentriert, sind aber zurzeit nicht in der Lage, das in den Spielen umzusetzen.“ Doch durch ungewöhnliche Trainingsmethoden versuchten die Spielerinnen zuletzt gemeinsam mit dem Verein wieder in die Erfolgsspur abzubiegen: „Der Verein hat uns Hilfe von Außen geholt. Wir haben einen Tag zum Beispiel mit Pferden trainiert. Anfangs hatten wir immensen Respekt vor den großen Tieren und mussten erst mal eine gewisse Nähe zu ihnen aufbauen. Doch das Vertrauen kam dann relativ schnell. So sieht es auch mit unserem Selbstbewusstsein aus.“
Es scheint, dass diese Art der Unterstützung von Außen bei ihr und ihren Kameradinnen positiv anschlägt. „Der Verein tut alles dafür, dass die Spielerinnen wieder ihre Leistung abrufen können. Meiner Meinung nach ist der positive Wandel auch schon in den Trainingseinheiten zu bemerken. Jetzt müssen wir das nur noch in den Spielen umsetzten“, lobt die Rückraumspielerin die Geduld und Fürsorge des handballerischen Umfelds.
Persönlich hat sich die 19-Jährige für 2013 ambitionierte Ziele gesetzt. Zunächst möchte sie abseits des Handballs ihre Ausbildung als Bankkauffrau weiter erfolgreich fortführen. Auf der sportlichen Seite steht neben dem Ligaverbleib die Festigung ihrer individuellen Klasse auf dem Wunschzettel. Ein Wechsel zu einem anderen Verein scheint somit in absehbarer Zeit unwahrscheinlich. Denn auch auf die Frage, was das Besondere an den Miezen sei, antwortet sie, ohne lange überlegen zu müssen: „Der Zusammenhalt, der Kampfgeist und die Fans.“
Wer jetzt Lust auf die Handball-Bundesliga bekommen hat und die Trierer Miezen bei dem möglichen zweiten Sieg in Serie unterstützen möchte, muss am Samstag, den 5. Januar 2013 um 19.30 Uhr in der Arena Trier erscheinen. Dort empfangen die Miezen Tabellennachbar Metzingen in einem Big-Point-Spiel um den Klassenerhalt. Natürlich mit Natalie Adeberg in ihren Reihen.
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