Untypische Partie der Trierer Eintracht: Mit viel Kampf, Chancen und Toren, allerdings auch mit Nachlässigkeiten in der Hintermannschaft, trennen sie sich mit 4:2 gegen die SpVgg Neckarelz. Vor nicht mal tausend Zuschauern findet ein ereignisreiches und unnötig spannendes Spiel statt. Koch, Carlier und Spang besorgen die wichtigen drei Punkte.
Trier. Man kommt vor und während dem Spiel nicht um den Eindruck herum, dass diese Ligapartie nur auf einem Nebenfeld stattfindet. Wie angekündigt bleiben die Stammplätze der treuen Anhänger auf der Gegengerade und Ostkurve leer. Keine Gesänge, kein Getrommel, dafür das große Schriftband „Eintracht Trier das sind wir! Außerordentliche Mitgliederversammlung jetzt! Fanszene Trier“ aufgehangen. Dass dies mit der Unterschriftensammlung geschieht, bezweifeln die Initiatoren nicht.
Wenn man die Stimmen der Fans hört, vernimmt man nicht blinden Zorn gegen „die da oben“. Sie wollen Veränderungen und sich dabei konstruktiv mit einbringen. Doch damit das geschieht, reicht ihnen der gestrige Rücktritt von Vorstand Ernst Wilhelmi nicht. Wie es konkret weitergehen wird, ist heute aber noch nicht wirklich klar.
Auf dem Rasen tut sich dafür einiges, für die Saison 14/15 untypisch für die Spieler mit der Porta auf der Brust. In der 3. Minute schon je eine gute Gelegenheit für Rudy Carlier und Christoph Anton, danach beruhigt sich das Spiel zunächst. Doch man merkt der Mannschaft von Peter Rubeck an, dass sie heute anders auftreten möchten als zuletzt.
Dominante 1. Halbzeit
Das macht sich nach 25 Minuten bezahlt, als Robin Koch, der insgesamt eine starke Organisation mit Christopher Spang auf der Doppel-Sechs zeigt, die Führung aus sieben Meter erzielt. Eine Reingabe von Michael Dingels wird der gegnerische Toptorjäger Sebastian Szimayer nicht los, sodass der 18-jährige den Ball unhaltbar verwerten kann.
Nur kurze Zeit später fast das zweite Tor, als Ugur Albayrak sich über rechts ganz stark durchsetzt und der reinziehende Anton den Ball nicht voll trifft, daher der Ball so langsam wie knapp am Pfosten vorbei springt. Die Spieler in den roten Trikots kommen nur zaghaft nach vorne, Tormann Chris Keilmann hat wenig zu tun.
In Minute 37 legt der Gastgeber nach: Der viel laufende Albayrak hat das Glück auf seiner Seite, dass sein (überforderter) Gegenspieler Claus Bückle auf dem Weg nach hinten den Schiedsrichter im Weg hatte, somit konnte er den langen Weg nach vorne ohne große Gegenwehr machen und auf Rudy Carlier ablegen. Eine Drehung um sich selbst und damit genügend Platz, das Runde lässig an Keeper Marcel Wehr vorbei zu schieben. Erstmals machen sich auch die Fans an ihren wieder bezogenen Plätzen bemerkbar. Mit 2:0 geht es in die Pause, souverän wie selten.
Leider bringen sich Rubecks Männer selber in Probleme: Schon vier Minuten nach Wiederanpfiff lauert Christian Schäfer nach Vorlage Ugur Beyazal am langen Pfosten und kann den Anschlusstreffer verzeichnen. Doch darauf folgt Triers stärkste Phase im Spiel. Chancen von Albayrak und Kapitän Fabian Zittlau gehen dem zweiten Treffer von Carlier voraus. Ein Lattenknaller von Spang springt wieder nach vorne, doch der Franzose zieht selber direkt aus 18 Metern ab. Den Abstand wieder hergestellt, im Moment wirkt alles in trockenen Tüchern.
Trotz Zwei-Tor-Führung ein offenes Spiel
Doch den Stiefel locker runterspielen funktioniert nicht. Die Spielvereinigung findet seinerseits nun richtig ins Spiel, es wird mehrmals brenzlich im Sechzehnmeterraum von Keilmann. Das endet mit dem Anschlusstreffer von Szimayer.
Nun geht es hin und her, Ausgleichsmöglichkeiten und mögliche Vorentscheidungen wechseln sich ab. Letztlich belohnt sich der starke Spang nach Vorarbeit des eingewechselten Luca Sasso-Sant mit einem eleganten Heber über Wehr – Erleichterung auf den Tribünen. Es folgt der Abpfiff. Auch den Spielern merkt man an, dass das heute Balsam für die Seele ist. Es wird gefeiert, als hätte man ein Finale gewonnen.
Auch Rubeck ist zufrieden, vergisst aber nicht die aktuelle Situation des Vereins: „Die Niederlage in Salmrohr und der Rücktritt von Ernst [Wilhelmi] muss erst mal verarbeitet werde, auch die fünf Ausfälle. Ich finde, die Jungs haben dafür überragend gespielt. Ich kann nur jedem ein Riesenkompliment machen. Wir haben heute das Potential der Mannschaft gesehen, dürfen aber nicht euphorisch werden. Ich hoffe, dass durch die vier Tore der Knoten geplatzt ist. Die Pokalniederlage tut mir leid für die Fans, für Ernst tut es mir aber auch leid. Ich möchte ihm danken, was er mir geholfen hat.“
Sein Gegenüber Peter Hogen gratulierte Rubeck zum Sieg: „In der Summe ist der Sieg letztendlich verdient. Ich habe meine Mannschaft gewarnt, dass Trier heute hochmotiviert auftreten wird. Sie waren in der ersten Halbzeit lauffreudiger und aggressiver. In der zweiten Halbzeit haben wir den Fight angenommen. Der Sieg geht aber in Ordnung.“
Man darf gespannt sein, wie sich die nächsten Wochen entwickeln. Peter Rubeck hofft, dass die Absprache mit Wilhelmi eingehalten wird, dass es Veränderungen im Kader geben wird.
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SV Eintracht Trier: Keilmann, Buchner, Spang, Anton (73. Becker), Thelen, Zittlau, Garnier (79. Sasso-Sant), Dingels, Koch, Carlier (87. Fiedler), Albayrak
SpVgg Neckarelz: Wehr, Bückle (54. Galm), Kizilyar, Schäfer, Beyazal, Busch (79. Müller), Hofmann, Szimayer, Schäfer, Bindnagel, Horn (54. Keller)
Tore: Koch (25.), Carlier (37., 55.), Spang (90. + Nachspielzeit); Schäfer (49.), Szimayer (78.)
Gelbe Karten: Dingels, Zittlau, Albayrak – Horn, Schäfer
Gelb-Rot: Bindnagel
Zuschauer: 924
Schiedsrichter: Jens Anton
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