Am Samstag, den 14.9. wurde erstmalig der „Move Award“ in der ERA Trier verliehen. Der Preis, der von den Vereinen Nestwärme e.V. und Palais e.V. ins Leben gerufen wurde, ist all jenen unermüdlichen Weltverbesserern gewidmet, die jeden Tag aufs Neue versuchen dem Leben von sich und anderen einen besonderen Glanz zu geben.
Am vergangenen Samstag war allerhand los in Trier: Trier spielt, das erste Drachenbootrennen, die Illuminale, die erste Premiere der neuen Spielzeit und die erste Verleihung eines ganz besonderen Preises: dem Move Award. Ein Award, von den Vereinen Nestwärme und Palais erdacht und in die Tat umgesetzt. Doch wen ehrt dieser Preis und vor allem was? Leistung? Zuverlässigkeit? Fleiß? Irgendwie ja, aber nicht in dem Sinne, der sich auf den Gehaltsscheck auswirkt oder auf die PS-Zahl des Wagens oder auf die Größe des materiellen Reichtums. Eher auf den geistigen, den emotionalen Reichtum. Jene Menschen, die es schaffen aus einem grauen Tag einen weniger grauen zu machen, die Sonne hinter den Regenwolken im Kopf hervor zu locken. Einfach weil sie wissen, worauf es ankommt: Leistung ja, für andere etwas leisten, damit es im Endeffekt allen und nicht nur einem einzelnen besser geht. Zuverlässigkeit ja, damit andere nicht alleine dastehen. Fleiß ja, fleißig an einer besseren Welt, an einem umsichtigeren Miteinander arbeiten.
Ein Gesicht geben und…
Jeder kennt so einen Weltverbesserer, vielleicht nicht mit Namen, aber jeder kann eine Situation beschreiben, in dem es ihm nicht gut ging und ein einziges Wort, eine einzige Geste alles verändert haben. Am Samstag, den 14.9. bekamen sechs dieser Menschen einen Namen und ein Gesicht und eine Auszeichnung. Für ihr „Lebens“werk. Ein Schülerpreis, drei Preise für Nominierte, die über verschiedenste öffentliche Kanäle an die Juroren heran getragen wurden, ein Preisträger jeweils von den Vereinen Nestwärme und Palais ausgewählt. Unter den Preisträgern mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten: Vom Palais e.V. ausgezeichnet wurde Friedhelm Biesdorf, der auch mit über 70 noch nicht rasten und ruhen kann die Trierer Nothilfe zu leiten, die er selbst vor über 25 Jahren gegründet hatte. Wie es sich für einen Preisträger gehört, bleibt er bescheiden und weist auf seine vielen fleißigen Mithelfer hin. Ohne sie wäre die Nothilfe nicht als die Anlaufstelle möglich, die sie für Menschen sein soll, die weniger besitzen können als andere. Reinhold Spitzley vom Palais e.V. hielt die Laudatio.
Von Nestwärmes Seite aus wurde jemand geehrt, der ebenfalls eine Anlaufstelle gegründet hatte, allerdings in einem ganz anderen Sinn: mit dem schwul-lesbischen Zentrum SCHMIT-Z, hat Alexander Rollinger seit 20 Jahren eine feste Größe in Trier entwickelt. Die rosa Sitzung im Karneval ist aus dem Trierer Fasching nicht mehr wegzudenken und hat neben vielen anderen Aktionen dafür gesorgt, dass Trier und seine Bewohner offener werden für die Lebens- und Liebensweise anderer. Die Laudatio hielten Elisabeth Schuh und Petra Moske selbst.
…Herzen bewegen
Eine kleine Berühmtheit ist auch Detlef Sibernik unter den Ausgezeichneten: Als Busfahrer der Uni-Linie ist er nur zu gut, durch seine Freundlichkeit und seine legendären Wegwünsche bekannt. Wenn seine Ansagen durch den Bus tönen, nehmen selbst die hartgesottensten Einzelgänger für einen Moment die Kopfhörer ihrer MP3-Player aus den Ohren. Seine Laudatorin war Evelin Maus, Verlagsleiterin des Wochenspiegels. Trotz persönlicher, harter Schicksalsschläge ist auch Margret Frankreiter ein Sonnenschein für ihre Umwelt geblieben, als Filialleitung einer Bäckerei steht sie meist sogar noch vor der Sonne auf. Der Tod ihres Mannes nach langer Krankheit lässt auch während der Preisverleihung ihr Lächeln für einen Moment gefrieren, nur um im nächsten Moment noch freundlicher und positiver zu strahlen. Ihre Laudatio hielt Köchin Lea Linster.
Ebenfalls durch ihre Freundlichkeit, aber vor allem durch ihre Geduld und ihren Einsatz über Dienst nach Vorschrift hinaus, fiel die Postfilialen-Angestellte Roswitha Kilb-Schmidt auf. Dem älteren Herrn, der seine Brille daheim vergessen hat, die Adresse auf den Brief zu schreiben gehört für sie genauso zum Arbeitstag, wie Hilfestellung beim richtigen Kuvertieren oder ein Gespräch, wenn gerade etwas mehr Redebedarf besteht. Laudatio hielt Monika Lutz, ehrenamtliche Hospizhelferin. Redebedarf wird auch Christiana Breit am Montag auf dem Schulhof gehabt haben, nachdem ihr am Samstag der Move Award Schülerpreis durch Laudator Marco Hontheim, dem Schlagzeuger von Jupiter Jones überreicht wurde. Ihre Klassenkameraden hatten sie vorgeschlagen, um ihre Hilfsbereitschaft und ihre vermittelnde Art in der Klassengemeinschaft zu würdigen. Die 13-Jährige blieb wie alle anderen Preisträger angesichts ihrer Ehrung zurückhaltend, fast schüchtern. Bescheidenheit ist eben eine Zier und zeigt nur noch deutlicher, dass man die Preisträger sorgfältig ausgewählt hat. Freundlichkeit ist keine Selbstverständlichkeit mehr, umso schöner zu sehen, dass sie für manche Menschen noch zum Selbstverständnis gehört.
Für die musikalische Einstimmung sorgten an diesem Abend gleich mehrere Künstler aus der Region. Thomas Kiessling, Steff Becker, Meike Anlauff in Begleitung von Thomas Schwab, Shirley Winter und Daniel Bukowski und Band, der auch den Move-Song komponierte und an diesem Abend ein beeindruckendes Debut gab. Ein besonderes Trio bildeten jedoch Shirley Winter und Meike Anlauff zusammen mit Petra Moske, die beiden Sängerinnen und die 1. Vorsitzende von Nestwärme e.V. bewegten musikalisch mit dem Song „Roses“. Die Moderation des Abends übernahm ZDF heute-Nachrichten Moderatorin Kay-Sölve Richter, die mit viel Witz und Charme durch die Gala führte.
Den Preis als solchen entwarf Elena Villa-Hamann, Schmuckdesignerin aus Trier. Mittels einer silbernen Netzkonstruktion verwob sie zwei Gesichter ineinander, ein „inneres und ein äußeres, wobei das äußere für das innere spricht“. Ein Symbol für das, was die Nominierten leisten, etwas mehr für andere tun, wo diese nichts tun können. Das Leben ein stückweit erleichtern. Für andere sprechen, wo diesen die Worte fehlen. Für andere handeln, wo diesen die Hände gebunden sind. Und für andere lächeln, wo der Sinn dafür gerade fehlt.
Erhalten haben den Preis nur sechs Nominierte. Aber gewonnen haben eigentlich alle.
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