Mit einem Durchschnittsalter von nur 23 Jahren schickt die TBB Trier einmal mehr ein sehr junges Team ins BBL-Rennen. Auch ohne spektakuläre Verpflichtungen wollen die Basketballer weiter in der höchsten Spielklasse mitmischen. Dabei fehlt nach wie vor ein wichtiges Zahnrad im Getriebe – ein neuer Hauptsponsor. 5vier.de sprach mit Treveri-Basketball-Vorstand Sascha Beitzel.
Herr Beitzel, Ricky Harris hat bei seinem ersten Einsatz gleich voll eingeschlagen. Eine ähnliche Situation gab es mit Jermaine Bucknor ja schon mal – heute ist er fest im Team. Ist es denkbar, dass auch Harris gehalten wird?
Ich sag’s mal so: Ausschließen will ich gar nichts. Das Problem ist nur – im Moment haben wir keine Ausländerposition mehr frei. Außerdem war das so im Budget natürlich nicht eingeplant. […] Aber alles ist möglich. Wir haben uns bei der Verpflichtung daran erinnert, dass Ricky uns letztes Jahr 25 Punkte eingeschenkt hat. Natürlich hatten wir auch andere Namen auf der Liste, aber bei ihm hat alles super gepasst.
Anders als bei Harris, dessen Fähigkeiten bekannt sind, wurden die Sommertransfers zum Teil mit Skepsis betrachtet. Vier Jahre für Adin Vrabac, drei für Marko Lukovic – ist das nicht ein sehr hoher Vertrauensvorschuss für so junge Spieler?
Ich hasse Situationen, in denen man einen guten Spieler nach einem Jahr wieder abgeben muss. Wir gewöhnen uns an ihn, er sich an uns, Henrik und sein Trainerteam stecken viel Arbeit in seine Entwicklung – und dann ist er wieder weg. Das funktioniert auf Dauer nicht. Der Plan ist also stattdessen – und das war auch bei unseren jungen deutschen Spielern bisher so – wenn wir junge Spieler an Bord kriegen, wollen wir langfristige Verträge mit ihnen haben. Denn irgendwann wollen wir von deren Entwicklung ja auch profitieren.
Es geht also nicht nur darum, sich den Ruf als ‚Ausbildungsverein‘ zu erhalten, sondern um Konstanz.
Beides. Wir können es uns nicht leisten, einen Spieler zu verpflichten, der dann dasselbe bei uns verdient wie bei Bayern München. Wir müssen die Sache also anders angehen und unseren Jungs sagen: Ihr habt hier eine Perspektive, ihr könnt euch hier nach oben spielen, und wir haben den Mut, euch einzusetzen. Und wenn dann ein ein anderer Vereins mit einem Angebot kommt, müssen wir auch etwas davon haben!
Sind die jüngsten Verpflichtungen dann gewissermaßen ‚aus der Not geboren‘ worden?
Sicher. Aber fragen Sie mal einen Coach, der seinen Lieblingsspieler haben will – dafür reicht kein Geld der Welt. […] Wir wollen eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern, die das Team leiten und die anderen mitziehen können, und junge Spieler, die frischen Wind hinein bringen. Dafür müssen wir einfach geschickt einkaufen.
Es ist für die eigene Verhandlungsposition nicht sehr hilfreich, wenn dann – für die Öffentlichkeit überraschend – der Hauptsponsor abspringt?
Klar. Ich sage aber: Verträge sind zum vertragen da. Und wenn, wie jetzt, jemand aus dem Vertrag aussteigen will, muss man eine Lösung finden, die für den Verein akzeptabel ist. Eine solche haben wir auch gefunden. Und durch den TV-Vertrag haben wir nun ganz neue Möglichkeiten. Ein entsprechendes Konzept liegt schon in der Schublade, es fehlt nur noch die Rückmeldung unseres Trikotpartners. Ich bin mir aber sicher, dass wir in der nächsten Woche etwas präsentieren können.
Der Geschäftsführer der ExtraReisen-GmbH, Samuel Schmidt, springt mit Eigenkapital in die Bresche.
Es gibt manchmal Entscheidungen in einem Unternehmen, die von uns als Sportverein nicht zu beeinflussen sind. Das war hier der Fall. Erstens steht hinter einem Sponsor aber auch ein Mensch mit einem Faible für den Sport. Zweitens weiß Herr Schmidt natürlich auch genau, was passiert, wenn sich in einer solchen Situation alle quer stellen – das bedeutet schlechte Publicity für alle Beteiligten. Also konnten wir ein Paket schnüren, das für alle passt.
Die TBB hat in den letzten Monaten vermehrt lokale Kleinunternehmen als Sponsoren vorgestellt. Verfolgt man damit eine gezielte Strategie?
Es geht gar nicht anders! Sehen Sie sich die Gesamtsituation an: Wir spielen in einer Liga mit einem Durchschnittsbudget von etwa 5 Mio. Euro. Wir stehen bei 2,x und müssen jedes Jahr darum kämpfen, in der Liga zu bleiben. Wenn Herr Pommer sagt, 2020 ist die BBL die beste Liga in Europa, dann hat das Folgen. Es bedeutet: Die Budgets der Topvereine steigen, und damit zwangsläufig auch die Budgets aller anderen Vereine. Hinzu kommen Projekte wie in Hamburg oder Köln, die von unten nachrücken – Standorte mit einem gewaltigen wirtschaftlichen Background.
Wie will man in Trier dagegenhalten?
Wir betreiben Benchmarking, vergleichen uns mit Standorten ähnlicher Größenordnung und schauen uns an, wie diese Vereine vorgehen. Verein ‚XY‘ liegt in der Provinz, die Stadt hat vielleicht 80.000 Einwohner, es sind drei bis vier große Unternehmen ansässig. Warum funktioniert das? Was machen die anders? Wir haben das analysiert und gesehen: Ein solcher Verein hat an die 500 Kleinsponsoren! Das ist überdurchschnittlich viel. Rechnet man circa 5000 Euro pro Sponsor, kommt da einiges zusammen.
Sie haben also keine Angst davor, dass der Basketball-Standort Trier an Wachstumsgrenzen stößt?
Nein. Denn eine Studie hat gezeigt: 5 Millionen sind möglich.
In Trier?
Ja, in Trier. Es bedeutet jede Menge Arbeit, aber es ist machbar. Natürlich ist das eine ganz schöne Hausnummer; da wäre ich wesentlich entspannter [lacht]. Wir werden das TBB-Netzwerk jedenfalls weiter ausbauen.
Apropos entspannt: Waren Sie vor dem ersten Saisonspiel entspannt?
Nein, ich bin immer verspannt. Ich bin vom ersten Spiel an aufgeregt ohne Ende.
Hat sich das nach dem Auftaktsieg etwas gelöst?
Es war super, ein guter Abend. Ich denke, das war schon ein Indikator für die Saison. Besser als gleich gegen den Aufsteiger zu verlieren, so wie vergangenes Jahr. Das bringt direkt schlechte Stimmung in die Mannschaft.
Wenn das ein Indikator war – wo steht die TBB dann nach der Hinrunde?
Es hängt davon ab, ob wir verletzungsfrei bleiben. Aber ich denke, ein einstelliger Tabellenplatz ist nicht unmöglich. Das haben wir ja schon einmal geschafft. Um dieses Niveau permanent zu halten, darf aber nichts Unvorhergesehenes passieren.
Herr Beitzel, wir bedanken uns für das Gespräch.
Bam meint
Jetzt noch die Rechtschreibfehler korrigieren – dann ists ein super Interview. Einiges erfahren und bin gespannt, was die nächsten Wochen abseits vom Parkett so mit sich bringen.