Das junge Trierer Akustik-Trio JSF hat am vergangenen Freitag ihre erste EP „So ’n bisschen Ehrlichkeit tut auch mal gut.“ vorgestellt, die wir im Rahmen des Music Mondays vorstellen wollen. 5 eigene Songs, zu viel für eine Maxi-CD, zu wenig für ein ganzes Album – perfekt also für eine EP! Was ist das noch gleich?
Trier. Eine EP – In der Musikindustrie mag es eine gängige Bezeichnung sein, beim durchschnittlichen Musikkonsumenten stößt man mit der Abkürzung häufig auf ein großes Fragezeichen. Von einer CD und einer Maxi-CD haben die meisten schonmal gehört, aber EP? Also zunächst mal eine kurze Einführung: Maxi-CDs sind die Datenträger für sogenannte Single-Auskopplungen, also quasi die aus dem Album-Kontext genommenen Songs mit dem größten Hit-Potenzial. Derartige Singles kommen ins Radio, werden für Musikvideos verfilmt, damit will die Plattenfirma das große Geld machen.
Das Album, auch LP genannt, ist der sogenanne Long-Player. Hier landet das mehr oder weniger komplette Song-Arsenal einer Studio-Session. Besonders reizvoll ist dieses Format für Künstler, die mit ihren Songs komplexe Geschichten erzählen und diese gar in zusammenhängender Form über das ganze Album ziehen. In dem Fall spricht man von einem Konzeptalbum.
EP steht für Extended Play und ist zwischen Single und Album anzusiedeln. Es sind mehr Songs darauf als auf Maxi-CDs, aber nicht genug um ein vollständiges Album zu bilden. Eine genaue Definition, wo die EP aufhört und die LP anfängt, gibt es aber nicht. Für junge Bands, die ihre ersten eigenen Songs aufnehmen wollen, ist die EP das klassische Format. Gute Aufnahmen in Studioqualität kosten extrem viel, so dass sich eine EP leichter finanzieren lässt wie ein ganzes Album und gleichzeitig genug Platz für eine gewisse musikalische Bandbreite an Songs bietet.

JSF beim Release-Konzert ihrer brandneuen EP (Foto: Sara Di Criscito)
Am vergangenen Freitag war es für die drei Jungs von JSF soweit: die erste eigene EP „So ’n bisschen Ehrlichkeit tut auch mal gut.“ wurde im Rahmen eines familiären Release-Gigs in Gigio’s Bistro in Zurlauben, Trier vorgestellt.
JSF arbeiten mit dem ungeschliffenen Klang der Akustik-Gitarre und ihren Stimmen, würzen ihre Gitarren-Arrangements aber immer wieder mit dezentem Einsatz von diversen Rhythmus-Instrumenten. Dadurch erzielen die drei Jungs trotz verhältnismäßig dünnem Klang eine beeindruckende Dynamik, die von den abwechslungsreichen Kompositionen zusätzlich unterstützt wird.
„Einfach so“, der erste Song der Platte, zeigt auf Anhieb, was den Zuhörer in den nächsten rund 17 Minuten erwartet. Im perfekten Zusammenspiel schichten die beiden Gitarristen Sven und Frederik Melodie auf Melodie, bis alle Töne perfekt ineinandergreifen und sich dann zum Gesangseinsatz erstmal komplett zurücknehmen. Ein traurig-melancholischer Einstieg, ein direkter, aber von Grund auf ehrlicher, authentischer Text und „Einfach so“ startet so richtig durch. Dabei verstehen es JSF perfekt ihre Akustik-Kompositionen abwechslungsreich zu gestalten, keine Strophe klingt so wie die andere und die Refrains mit Ohrwurmpotenzial werden zusätzlich mehrstimmig aufgewertet.
Der positive Eindruck des Openers zieht sich über die ganze Platte. Bei „Mein Liebesfilm“ – dem vielleicht größten Ohrwurm der Platte – fallen wieder die dynamischen Arrangements mit interessanten Rhythmuswechseln auf und die Jungs beweisen, dass sie gesanglich auch in den hohen Lagen souverän unterwegs sind. Hier und da schwächelt die Produktion und der allgemein etwas dünne Sound, aber gleichzeitig wahrt es die Authentizität der Musik, wenn sie in der Studioaufnahme nicht bis ins unendliche überproduziert wird.
Eine gewisse Melancholie liegt bei fast allen Songs in der Luft, die aber oft mit schwer zu definierenden Einflüssen aus dem Mainstream-Hip-Hop der Marke Cro, aber auch punk-rockigen Elementen aufgebrochen wird. Nicht selten meint man beispielsweise eine Brise Farin Urlaub von den Ärzten herauszuhören, nur eben oben dröhnende Gitarren und polterndes Punkrock-Schlagzeug. Stattdessen wird beispielsweise bei „Zu oft gefragt“ aus ruhig-melancholischem Intro plötzlich eine gut gelaunte, flott erzählte Off-Beat-Nummer, wie sie wohl auch „Die Ärzte“ nicht besser hinbekommen hätten.

Motiviert mit eigener EP in die Zukunft: die Jungs von JSF (Foto: Sara Di Criscito)
Diese Dynamik mit ihren oft eigenartigen Stimmungswechseln ist elektrisierend und macht die Akustikreise auf „So ’n bisschen Ehrlichkeit tut auch mal gut.“ ungemein spannend und abwechslungsreich. Jeder Wechsel, jeder Break, jedes noch so kleine Detail scheint an der effektivsten Stelle im Song zu sitzen, um die maximale Wirkung zu erzielen. Umso schwerer fällt es zu glauben, dass hier tatsächlich drei blutjunge Musiker zwischen 16 und 23 Jahren hinter den Mikrofonen stehen. Aber die jungen, unverbrauchten Stimmen der Jungs auf der Platte zeugen davon, dass hier keine alten Hasen am Werk sind, sondern drei offensichtliche, junge Ausnahmetalente.
Den hohen Anspruch beweist auch die äußerst professionelle Vermarktung mit perfekter Homepage inkl. Bestell-Funktion für die EP. Schon bei der ersten Kommunikation mit den Jungs, die als Straßenmusiker in Trier Bernkastel-Kues angefangen haben wird klar, dass sie hungrig sind und mehr wollen. Das Zeug dazu haben sie in jedem Fall. Die unangestrengte und gleichzeitig spannende Musik von JSF hat das Potenzial auch auf den großen Radiosendern der Nation rauf und runter zu laufen, wenngleich das ein oder andere feine Detail im popmusikalischen Dauer-Rauschen untergehen könnte. JSF machen moderne Akustikmusik aus Trier, angereichert mit zahlreichen Genre-übergreifenden Einflüssen & tollen Ideen.

(Foto: Haus der Jugend, Wittlich)
Für überschaubare 7,00 Euro (zzgl. Versandkosten) kann man sich von der Qualität von „So ’n bisschen Ehrlichkeit tut auch mal gut.“ überzeugen oder die Jungs erstmal am kommenden Freitag im Haus der Jugend in Wittlich live abchecken, wo sie mit den Cover-Bands „Gently Jokers“ und „Tropical Summer“ ab 21 Uhr die Bühne entern werden.
Mehr zur Band erfahrt ihr auf www.jsfofficial.de und bei Facebook.
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