Vor 8 Monaten startete der erste Music Monday auf 5vier.de und hat sich seit dem zu einer festen Instanz auf der Seite gemausert. Egal mit welcher lokalen Band wir in den letzten Monaten gesprochen haben, sie alle zeigten sich auffallend dankbar für die mediale Aufmerksamkeit, die scheinbar nicht selbstverständlich ist im Trierer Medienzirkus. Dabei wird Kultur in der Moselmetropole doch eigentlich groß geschrieben, das Theater füllt Titelseiten, das Altstadtfest zieht viele tausende Besucher an, es gibt die Open Airs im Amphitheater, es gibt die Trier Arena. Warum hat es die lokale Musikerszene in einer Stadt mit so vielen kulturellen Möglichkeiten so schwer?
Trier. Wer schon mal ein Music Monday-Interview gelesen hat, weiß dass die Frage nach der regionalen Musikszene auf jeden Musiker wartet. Erschreckend ist dabei die Tatsache, dass sich die Antworten, egal ob Rock, Punk, Metal oder Cover eigentlich kaum unterscheiden.
Die Trierer Rock-Institution „A Hurricane’s Revenge“ sagten im Juni dazu (siehe auch: A Hurricane’s Revenge und ihre neue Platte): „Ich finde die Musikszene ist in den letzten Jahren mega eingeschlafen. Ein Riesengrund dafür ist mit Sicherheit das Exhaus mit den Baumaßnahmen. Die Luke fängt diese Lücke so ein bisschen auf, aber das kann sie nicht ganz alleine. Für junge Bands ist Trier echt schwierig geworden. Es ist aus der Mode gekommen, Musik zu machen. Ich glaube, dass ist ein Zeitgeist, der ein bisschen in Richtung Dirndl und Lederhose geht, Unterhaltung wo die Musik wenig bis gar keine Rolle spielt. Man merkt das auch bei Live-Shows, Leute sind oft nur noch da um zu saufen.“
Das Musikerkollektiv hinter dem äußerst erfolgreichen „Rock gegen Rechts“-Festival (siehe auch: Rock gegen Rechts – Den Populisten was entgegensetzen) in der Tufa sieht zwar in der Region Trier ein musikalisches Potenzial, dass nicht zu unterschätzen ist, „aber supportet werden immer nur die selben Acts wie „Leiendecker Bloas & Konsorten“ Nix gegen die Leute, das sind auch Profis und die sind alle sehr gut. Aber es ist halt viel Cover-Zeug, damit die Besoffenen mitsingen können. Im Endeffekt bringt das für die Musikszene nicht viel.“
Und die Musikszene ist eigentlich da und wächst auch immer noch. Trier hat unzählige Bands verschiedenester Ausprägungen, auch vielversprechende Newcomer und ungeheuer talentierte Musiker. Sören Frechen von „I Am Noah“ bestätigt das (siehe auch: Der knallharte Kampf gegen den Live-Schwund) und beschreibt die lokale Konzertszene mit einem vernichtenden Wort: „Inaktiv! Es gibt richtig viele Bands. Aber keiner geht auf Shows. Das ist einfach nur verrückt! Parkway Drive ist immer rappelvoll, aber wenn dann mal was zweitrangiges spielt….Beispiel: Wir haben vor zwei Jahren mit After the Burial, Monuments, Tidal Sleep gespielt im Exhaus Balkensaal….100 zahlende Gäste. Trier ist ja jetzt nicht die kleinste Stadt in der Gegend. Jetzt hört der Summerblast sogar auf, es gibt kein Summerblast nächstes Jahr. Mehr Scheiße geht nicht!“
In der Region rund herum ist es auch nicht unbedingt besser. Die Bitburger Metalcore’ler „Once Upon A Time“ bestätigen dies, als wir sie im März zu ihrer Ost-Europa-Tour befragt haben (siehe auch: Eine Bitburger Band auf Tour in Ost-Europa): „Es gibt so viele Bands in der Eifel, viele gute Bands, die es aber größtenteils nicht aus dem Untergrund schaffen. Aus eigener Kraft ist das im heutigen Zeitalter sehr schwierig. Nicht viele Bands können behaupten eine Tour im Osten Europas gespielt zu haben, das macht uns schon etwas stolz.“
Die Akustik-Cover-Profis von „Klangbild“ analysieren die Lage da etwas diplomatischer, erkennen aber die selben Probleme (siehe auch: Klangbild – frisch geschlüpfte alte Hasen): „Die Musikbranche ist sehr schwer geworden. Die Qualität der Musik spielt oft keine wesentliche Rolle mehr, sondern es zählt oft nur Show und Marketing. Das verursachen viele Veranstalter und die heutige Musikvermarktung. Die Veranstalter sehen darin oft keinen Aufwand, sondern nur Musiker, die ihren Spaß haben wollen. Das ist vielen kein oder nur wenig Geld wert. Zudem bekommt man heutzutage Musik doch fast umsonst. Es steckt aber viel mehr Arbeit und Geld drin, als sich jeder Nicht-Musiker denken kann. Neue Bands haben es also oft schwer sich bekannt zu machen, geschweige denn regional oder gar überregional zu etablieren.“
Die erst vergangene Woche interviewten Heavy-Rocker „Blessed Hellride“ (siehe auch: Blessed Hellride – Album via Crowdfunding) haben natürlich die gleichen Erfahrungen wie die zahlreichen Kollegen gemacht: „Witzigerweise kennen uns mehr Leute außerhalb von Trier als in Trier selber. Aber wenn man sich in Trier Kneipen, Clubs usw. anguckt, wo es Möglichkeiten gibt, irgendwo zu spielen, ist es schon sehr schwer. Jetzt hat das Exhaus noch das Riesen-Sanierungsthema an der Backe. Damit ist dann auch der letzte wirkliche Ort weg. Das empfinden wir als sehr schade, gerade wenn wir in Deutschland unterwegs sind und du siehst einfach, das es superviele und auch richtig coole Clubs gibt, wo das funktioniert. Wir stellen uns die Frage: Warum geht das hier nicht? Haben die Leute keinen Bock drauf? Ist es einfach nicht von der Stadt gewünscht?“
Und auch nach 8 Monaten Music Monday haben wir dafür in der Redaktion keine einleuchtende Erklärung gefunden. Es gibt viele Bands unterschiedlichster Genres, es ist viel Talent unterwegs, die Musikschulen sind immer noch voller Schüler! Deswegen reichen wir die Frage an euch weiter, diskutiert mit uns: Woran hapert’s in der Trierer Musikszene?
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