Die große Zeit der Rock-Cover-Bands ist eigentlich vorbei. Ende der Neunziger und Anfang der 2000er dominierten Bands wie „Chock-A-Block“ & Co sämtliche Veranstaltungen in der Region, von der kleinen Dorfkirmes bis zur Großveranstaltung in Trier. Übrig geblieben sind einige wenige Profis (so zum Beispiel „Chock-A-Block“-Urgestein Frank Rohles mit seinen Roxxbusters) und nur sehr wenig vielversprechender Nachwuchs. Dabei fängt so gut wie jede Band erst mal klein an in dem sie die Songs ihrer Idole nachspielt, aber die Szene stagniert seit geraumer Zeit. Die teilweise erschreckend professionelle Newcomer-Akustik-Kombo „Klangbild“ versucht daran etwas zu ändern und etabliert sich gerade mit einer regelrechten Tour durch die 5vier-Region. Wir waren in Bitburg im Bowling Center dabei…
Trier / Bitburg. Schon der erste Eindruck ist vor allem eines: professionell! Das Bühnen-Setup der jungen Kombo ist perfekt durchstrukturiert, mit Tablets & MacBook kostspielig hochgerüstet und mit Leinwand auf maximale visuelle Wirkung ausgerichtet. Dort werden später die Jahreszahlen der jeweiligen Songs zu sehen sein, anhand derer sich „Klangbild“ in umgekehrter Chronologie durch ihre Setlist bewegen – ein gelungenes Konzept, die die Cover-Show schon in der Präsentation von der Konkurrenz abhebt. In Bitburg gruppieren sich um die schön ausgeleuchtete Bühnen diverse Sitzgruppen. Markus Schwinden, stolzer Betreiber des Bowling Center Bitburgs, wollte damit eine gemütliche „Wohnzimmer-Atmosphäre“ kreieren, auch wenn er sich darüber bewusst ist, dass die Band sich bei sitzendem Publikum umso mehr ins Zeug legen muss.
Die Klangbilder haben damit von Anfang an wenig Probleme. Mit schon beinahe unheimlicher Präzision spielen die 4 Jungs und das 1 Mädel sich durch einen bunt gemixten Reigen an Akustik-Covern. Bassist und Background-Sänger Markus Tholl erklärt die breite Cover-Auswahl mit den unterschiedlichen Vorlieben innerhalb der Band: „Unsere Musikgeschmäcker gehen tatsächlich weit auseinander. Der eine hört lieber Deutschpop, der andere ist zufriedener in der 80er Rock-Schiene und der andere hört den härtesten Metal und wieder ein anderer hört Musicals. Zu unseren liebsten Künstlern gehören Revolverheld, Queen, Bon Jovi, Silbermond, AC/DC, Guns N‘ Roses und so weiter.“
Neben der visuellen Unterstützung auf der Leinwand führen Sänger Michael Raskopp und Bassist Markus Tholl mit sympathischer Moderation und eingestreuten Scherzen durch das umgekehrt chronologisch voranschreitende, abwechslungsreiche Programm.Die Tatsache dass dies erst der 3. Auftritt der Kombo ist, sorgt im gesamten Bowling Center für ungläubige Blicke. Zu perfekt, zu tight, zu abgebrüht, zu sympathisch und viel zu wenig nervös bewegt sich die junge Band durch ihre Setlist, so dass jeder gerade startende Musiker vor Neid erblasst. Spielfehler muss man mit der Lupe suchen. Markus Tholl erklärt die spielerische Perfektion wie folgt:
„Wir haben uns von Anfang an genaue Gedanken gemacht, was wir wollen und was unser Ziel ist. Von Anfang an wussten wir, dass wir alles professionell erarbeiten möchten. Da wir alle Musiker sind, die schon einige Bands hatten/haben und unsere Instrumente seit frühestem Kindesalter spielen, hatte jeder von uns schon einige Auftritte gespielt. Dadurch werden natürlich Erfahrungen gesammelt und diese werden dann zusammengetragen. Wir haben rund 1 Jahr gebraucht, bis wir unseren ersten gemeinsamen Auftritt 2016 hatten.“
Dabei macht der Fokus auf der akustischen Ausrichtung das perfektionistische Anliegen der Klangbilder nicht unbedingt einfacher: „Akustisch zu spielen erfordert eine Menge Konzentration über den ganzen Abend. […] Das Publikum hört genau das, was wir spielen. In einer Akustikband kann man zudem jedes Instrument einzeln heraus differenzieren.“ Sprich: wo bei verzerrten Gitarren-Orkanen kleinere Spielfehler schon mal im Dauer-Rauschen der Verstärker untergehen, hört man bei Akustikbands alles…auch jeden Fehler. Aber davon gibt’s bei „Klangbild“ so gut wie keine zu hören. Gitarrist Nikolas Berg bewegt sich mit traumwandlerische Sicherheit durch die Akkordkombinationen und liefert über weite Strecken als einziger die melodische Untermalung, lässt sich aber auch zu dem ein oder anderen Solo hinreißen. Bassist Markus Tholl groovt sich lässig durch die Songs und liefert das tieffrequente Fundament, welches immer wieder mit spielerisch anspruchsvollen Licks heraussticht und Lasse Bremer bedient die Percussions mit der Präzision eines Uhrwerks und gibt auch kompliziertere Rhythmen mit dem nötigen Feingefühl im Anschlag wieder. Gerade die Drums müssen sich im Akustik-Kontext nicht unwesentlich zusammenreißen, damit der Rest der Musiker nicht untergeht.

(Foto: Klangbild)
Die Gesangs-Sektion aus Michael Raskopp, derjungen Emily Valerius und den Background Vocals von Markus Tholl harmoniert über große Strecken außergewöhnlich gut miteinander und bewältigt auch anspruchsvolle mehrstimmige Passagen mit außergewöhnlicher Bravour. Die Performance der 90er-Boygroup „Take That“ sei hier als eindrückliches Beispiel angeführt. Die überaus solide Leistung der Jungs (gerade Raskops stark ausgebildete Kopfstimme samt anspruchsvoller Übergänge muss hier genannt werden) wird auf spektakuläre Weise in den Schatten gestellt, wenn die junge Emily aus dem Bandverband ins Rampenlicht tritt.
Umso schwieriger die Songs, desto überragender die Leistung. Taylor Swifts gesanglich durchaus anspruchsvolles „I knew you were trouble“ performt sie mit einer Leistung, die nicht von dieser Welt scheint. Weitere Ausrufezeichen im Set sind ein trotz Akustik-Instrumenten wahnsinnig druckvolles „Zombie“ (von „The Cranberries“) und Alanis Morissettes „Ironic“, welches das junge Ausnahme-Talent mit der Weisheit und Akzentuierung einer Sängerin in den Mitt-30ern vorträgt.
Die Solo-Momente der Wahnsinns-Stimme sind glücklicherweise clever im Set verteilt, so dass die gesamte Band immer wieder abwechselnd im Vordergrund stehen kann und die Klangbilder ein richtiger Bandverband bleiben. Ausgerechnet als Emily durch einen kleinen Hustenanfall pausieren muss, strahlt die Instrumenten-Fraktion umso heller, die sofort in eine Jam-artige Wiederholungs-Schleife ausweicht, bis die Sängerin wieder bereit ist. Wo viele junge Bands unbeholfen abgebrochen hätten, punkten „Klangbild“ mit ungeheuer abgebrühter Professionalität, die aber gleichzeitig zeigt, dass die Jungs auch improvisieren und nicht nur akkurat nachspielen können. Der Moment ist so sympathisch, dass man sich im Laufe des Sets noch mehr solcher spontaner Jam-Momente gewünscht hätte. Keine Frage, „Klangbild“ liefern an diesem Abend eine überragend professionelle Show ab, der ein spontaner Ausbruch in die Improvisation hier und da noch zusätzliche Dynamik verliehen hätte.
Aber wenn die Klangbilder das auch noch perfekt in die Setlist gemixt hätten, gäbe es ja gar keinen Spielraum mehr nach oben. Denn auch so schon ist die spielerische und gesangliche Qualität eine regelrecht degradierende Kampfansage an alle Newcomer-Bands, die im Cover-Sektor anfangen. Passend dazu die Bemerkung einer Kellnerin, das Gäste sie vermehrt gefragt hätten, ob die Band jeden Samstag im Bowling Center spielt. Die Klangbilder wirken schon an ihrem 5. Gig wie alte Hasen im regionalen Show-Business.
Auf die Frage, wie die Band die regionale Musikszene bewertet und wie schwierig es ist, als junge Band in der Eifel erfolgreich zu sein, holt Tholl weit aus:
„Die Musikbranche ist sehr schwer geworden. Die Qualität der Musik spielt oft keine wesentliche Rolle mehr, sondern es zählt oft nur Show und Marketing. Das verursachen viele Veranstalter und die heutige Musikvermarktung. Die Veranstalter sehen darin oft keinen Aufwand, sondern nur Musiker, die ihren Spaß haben wollen. Das ist vielen kein oder nur wenig Geld wert. Zudem bekommt man heutzutage Musik doch fast umsonst. Es steckt aber viel mehr arbeit und Geld drin, als sich jeder Nicht-Musiker denken kann. Neue Bands haben es also oft schwer sich bekannt zu machen, geschweige denn regional oder gar überregional zu etablieren. In der Band sind wir 3 Kaufleute, die gelernt haben diverse Sachen gut verkaufen zu können und wir konnten in der Vergangenheit viele Kontakte knüpfen. Diese gemeinsamen Sachen, die man mit der gesamten Band zusammentragen kann, ergeben ein hohes Potenzial für stetig aufzusteigen. Musiker, die keine Ahnung von irgendwelchen kaufmännischen Abläufen haben, haben entweder keinerlei Chancen heutzutage oder müssen sehr viel Geld in die investieren, die es können und scheitern dann oft am Finanziellen. Alle großen Bands, die es regional wie auch überregional geschafft haben einen hohen Bekanntheitsgrad zu erlangen, haben meinen großen Respekt.
Dementsprechend strategisch sieht auch Tholls Tipp an alle aufstrebenden Musiker in der Region aus: „Wenn ihr eine erfolgreiche Band sein wollt, dann müsst ihr von Anfang an genau wissen, was ihr wollt und wo euer Ziel ist.“
In den kommenden Wochen gibt es glücklicherweìse noch zahlreiche Möglichkeiten, um „Klangbild“ in Aktion zu erleben (ein Blick auf die anstehenden Konzerte), am meisten freut die junge Kombi sich dabei auf Gigs au der Säubrenner Kirmes in Wittlich und das Altstadtfest in Trier
Infos zur Band:
https://www.klangbild-akustik.de/ oder auf Facebook: https://www.facebook.com/pg/KB.Akustik
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