Der Himmel über dem Echternacher See war bewölkt und doch seelenruhig. Viele Wasservögel drehten ihre Bahnen – ein leichtes Lüftchen verwehte den Laub auf dem Boden. Eine tolle Idylle inmitten des luxemburgischen Großherzogtums – dass nicht nur Entspannung, sondern auch einiges an Natur bietet.
Es war der 28. Januar – ein Freitagmittag, als ich ihn genau vor dieser tollen Kulisse traf. David Ianni – luxemburgischer Star-Pianist und Komponist. Eine bessere Location unseres Treffens hätten wir glaube ich in Kürze nicht vereinbaren können. Genau richtig für ein Gespräch mit einem Menschen – der neben seiner tollen Musik, auch viele weitere schöne und einzigartige Facetten bietet.
Die Anfänge von David Ianni
David Ianni wurde 1979 in Luxemburg Stadt geboren – aufgewachsen ist er in Schifflange. Ein kleines Örtchen im Süden des Landes – unweit der Stadt Esch-sur-Alzette entfernt. Bereits mit 15 Jahren schloss er sein Klavierstudium in Luxemburg ab. Weitere Studien führten ihn nach London an die Purcell School und später zu Tatiana Sarkissova, Lehrerin an der Royal Academy of Music. Nachdem David Ianni mehrere Preise bei nationalen sowie auch internationalen Wettbewerben gewonnen hatte – begann er schließlich als 16-Jähriger seine Laufbahn als Konzertpianist und hat seitdem in vielen Ländern Europas, in Indien und in Japan sowohl Soloauftritte als auch Orchesterkonzerte absolviert. 1997 erschien in Luxemburg seine Debüt-CD mit Werken von Beethoven – Rachmaninov und Skrjabin. 1999 folgt „Theodor Kirchner – Piano Music“ bei Marco Polo.
Viele eigene Werke
Seit 1998 widmet sich der Luxemburger vermehrt der Komposition eigener Werke. Bis heute stammen demnach fast 100 Kompositionen aus seiner Feder, unter anderem das Oratorium „Abrahams Kinder“, „Pater Noster“ für Klavier und Orchester, eine Kinderoper, ein Streichquartett, Kammermusik, sowie zahlreiche Chor- und Klavierkompositionen, die in Luxemburg, Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Indien und Japan aufgeführt wurden. Im Juni 2011 erschien das Album Night Prayers – Mystical Piano Dreams mit eigenen Klavierkompositionen bei OehmsClassics. Im Herbst 2011 komponierte und spielte Ianni für die CD Chant – Amor et Passio der Zisterziensermönche aus Heiligenkreuz die Klavierbegleitung zu mehreren gregorianischen Gesängen.
Ianni selbst ist in Luxemburg ein echter Star. Jeder kennt ihn – seine Musik und seine tollen Aktionen für den „Guten Zweck“. Die Klänge seiner Werke beruhigen – lassen träumen und sprechen nicht nur akustisch, sondern viel mehr auch gefühlsmäßig an.
Ich selbst lernte aber nicht nur den Pianisten David Ianni – sondern den Menschen, privat und authentisch, kennen. Unser Gespräch ging weit über die Musik hinaus. Gefühle – Eindrücke, Wünsche und ein Leben, gewidmet seiner Musik und seiner Familie. „Sich selbst zu beschreiben ist immer schwierig. Als Pianist – Komponist und Musiklehrer, bin ich in erster Linie Mensch. Ich versuche mein wahres Selbst zu leben. Zudem bin ich bodenständig – sensibel, positiv und sehr optimistisch eingestellt. Auch liebe ich es Menschen mit meiner Musik zu berühren – sowie Hoffnung und Kraft zu schenken“, erzählt der Luxemburger, während der Echternacher See seitlich unseres Treffens weiterhin beruhigende „Wellen“ schlug.
Die Leidenschaft hat David schon als Kind entdeckt
Schon als Kind war Musik seine Leidenschaft. Eine Passion mit späterer Berufung – wie David Ianni weiter erzählt: „Ich habe schon als kleines Kind Musik immer sehr geliebt. Meine Eltern haben immer gesagt – sobald Musik erklungen ist, habe ich gelacht. Schon als Vierjähriger habe ich von meiner Oma ein Keyboard geschenkt bekommen. Seither war dies mein Lieblingsspielzeug. Ich habe immer darauf gespielt und schon damals – so wurde es mir erzählt, hat es schon sehr gut geklungen. Im späteren Verlauf meines Lebens nahm schließlich das Klavier einen Platz ein, dass mich bis heute auch begleitet.“
Werke die aus seinen Träumen und Gedanken entstehen. Leidenschaft und der Wille – Menschen mit Melodie zu berühren. „Als Pianist hat man halt den Vorteil – sehr gefühlvoll zu denken, mit nicht nur einer Stimme. Vielleicht ist das Klavier dafür mein Instrument geworden – weil ich immer das große Ganze sehen wollte. Das Komponieren selbst ist wie eine Berufung – etwas sehr natürliches. Ich habe diese Musik in mir und habe sehr früh gefühlt – dass ich diese Musik auch mit anderen Menschen teile möchte. Es ist ein Talent das mir geschenkt wurde – und ich mache es, um auch mir selbst eine Freude zu machen. Ich freue mich natürlich auch – wenn es andere Menschen berührt“, unterstreicht der Luxemburger weiter, der seine Werke oftmals auch aus seinen Träumen ins Leben hebt, wie er folgend ausführt:
Auch in Träumen
„Es passiert relativ regelmäßig – dass ich im Traum eine Melodie oder Harmonien höre bzw. spüre. Dann wach ich auf – schreibe sie nieder und spiele sie schließlich am Klavier. Manchmal ist es sogar so – als wäre ich schwanger mit der Musik. Da will was raus. Meist schreibt das Stück sich selbst. Ich lasse mich führen – und inspirieren. Meine eigenen Gefühle und Emotionen sind Teil dieser Musik. Es ist wie eine innere Welt – sehr tief in mir drin, die raus will und schließlich als Melodie leben möchte.“ Seine Musik bezeichnet David Ianni als „heilende Kraft“ – die er an Menschen weitergeben möchte. Sie soll helfen – unterstützen und Freude bereiten. „Das ganze Leben ist ein reiner Verarbeitungsprozess“, schießt der Luxemburger nach, der die Musik sogar als Medizin betrachtet, wie er weiter hervorhebt: „Musik kann heilen und ich betrachte sie daher als eine Art Medizin und das ganz ohne Nebenwirkungen.“
David blickt auf viele tolle Projekte zurück
Eines seiner großen und auch einzigartigen Projekte war „My Urban Piano“. Es ist ein künstlerisches Konzept – bei dem Klaviere im öffentlichen Raum aufgestellt wurden. Bei diesem Konzept ging es in erster Linie darum – Begegnungen zwischen Bürgerinnen und Bürgern rund um die Klaviere zu ermöglichen und an den gewählten Aufstellungsorten vielfältige Synergien entstehen zu lassen. Die Klaviere wurden unter der Leitung einiger Vereine der Stadt u.a. von jungen Menschen aus Jugendhäusern, Foyers scolaires (Schülerhorten) und Schulen künstlerisch gestaltet. Das Projekt hat sich mit durchschlagendem Erfolg bewährt. Auch in Trier war jenes Projekt aktiv unterwegs. Für Ianni ein Highlight seiner Karriere – wie er stolz bekräftigt:
„Es gibt haufenweise tolle Erinnerungen an dieses Projekt. Es war mehr als gelungen und man erhielt eine riesengroße Resonanz. Allgemein kann ich sagen – dass immer die Begegnung mit den Menschen das schönste Erlebnis bei diesem Projekt war, da es ja nicht steril in einem Studio entstanden ist, sondern in Zusammenarbeit mit sehr vielen Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Städten. Die Arbeit mit Kindern in einer Grundschule in Berlin – oder mit Menschen mit einer Behinderung in Wien und in Grevenmacher. Es waren so viele schöne Momente aus aller Welt – die mich persönlich sehr berührt haben. Die Idee selbst passte sehr gut zu mir. Ich fand es einfach schön – dass ein Klavier von anderen Menschen gestaltet wird, die so direkt mit einem Musikinstrument in Berührung kommen. Für mich selbst waren diese bunten Klaviere ein Tor um in die Herzen der Menschen zu gelangen.“
Bei weiteren Projekten mitgewirkt
Viele weitere Aktionen pflegen seine Handschrift. An eine erinnert David Ianni sich gerne zurück – wie er weiter untermauert: „Ein sehr schönes Projekt – was mich auch persönlich sehr bewegt hat, war für einen Verein aus dem Süden von Luxemburg, der sich mit Kindern beschäftigt, die durch einen Verlust eines Familienangehörigen trauern. Ich durfte mit diesen jungen und ganz besonderen Menschen viel Zeit verbringen, die vom Leben wirklich schwierige Aufgaben auferlegt bekommen haben. Es war einfach eine tolle und unvergessliche Zeit mit ihnen zusammen ein Klavier zu gestalten, ihnen zuzuhören und gemeinsam mit ihnen für sie eine Musik zu komponieren, die mir selbst unheimlich viel bedeutet.“
Auch in Trier fühlt er sich heimisch
Eine persönliche Verbindung hat der luxemburgische Pianist aber auch nach Trier. „Schon als Kind war ich oft mit meinen Eltern hier. Einkaufen oder einfach nur die Zeit genießen. Eine wundervolle Stadt – in der ich mich sehr wohlfühle“, erklärt Ianni überzeugend, der mit Trier aber auch eine unschöne Erinnerung teilt. Die Amokfahrt am 01. Dezember 2021 war auch für den Luxemburger unfassbar, traurig und einfach eine Tragödie über die Stadtgrenzen hinaus.
Er trauerte mit den Angehörigen – blickte auf ein Trier der Tränen und entschied sich schließlich seine Emotionen und Gefühle in ein Lied zu packen. Er komponierte ein Werk für die Opfer – die Angehörigen und für alle Triererinnen und Trierer, diese schlimmen Tag irgendwie zu verarbeiten. „Ich nannte dieses Werk „Lamento“. Diese Melodie drückte meine und die Gefühle aller aus – diese schreckliche Tat in irgendeiner Form zu verarbeiten. Es waren keine schönen Erinnerung an ein Trier, dass ich vor dem 01. Dezember 2021 noch anders kannte“, betont David Ianni mit bedrückter Stimme.
Im Hier und Jetzt genießt David aber sein Leben. Das Auftrittsverbot dank Corona ist vorbei – Wünsche und Träume dürfen sich wieder einreihen und der Blick nach vorne macht wieder Spaß. „Das wir als Künstler nach dieser langen Zwangspause endlich wieder unserer Leidenschaft nachgehen können bzw. dürfen – ist toll und in meinen Augen auch längst überfällig gewesen. Es war keine einfache Zeit – in der man nicht nur um seine eigene Existenz Angst hatte, sondern auch sehr viel Wut gegenüber den Verbots-Entscheidern entwickelt hat. Jetzt ist es hoffentlich vorbei und wir können wieder leben in einer Zeit – die für keinen Menschen einfach ist. Und trotzdem sucht man öfters Trost und Halt in der Musik. Musik entspannt – hilft in vielen Bereichen und lässt träumen“, fügt Ianni mit hoffnungsvoller Miene hinzu.
Wünsche und Träume…
Unser Spaziergang führte einmal um den Echternacher See herum. Ein vertieftes Gespräch über einen Menschen – der noch viel mehr ist als nur Pianist und Komponist. Ein Mensch mit Gefühlen – Ängsten und Sorgen. David Ianni lebt für seine Musik. Seine Werke und seine Auftritte – einzigartig und fast schon wie aus einer anderen Welt. Eine Frage hatte ich aber noch im Gepäck – als wir schon fast den Parkplatz im Augenwinkel sahen. Wenn du die große Chance hättest – einen der Großen der Musik-Geschichte – wie etwa Mozart oder Beethoven, zu treffen, welche Frage würdest du ihm stellen?! „Das ist aber eine sehr schwierige Frage“, warf der Künstler lachend zurück, während seine Gedanken weiterhin um eine Antwort suchten.
„Ich glaube ich würde diesem großen Künstler keine Frage stellen – sondern ihm einfach nur danken, für die Musik die wir alle erleben durften. Diese Musik ist eine Bereicherung – nicht nur für mich, sondern für alle Menschen.“ David Ianni hat in seinem Leben schon früh seine Leidenschaft zum Klavier erfahren. Seine Entwicklung ist enorm – seine Reichweite würdig und stolz, darf Luxemburg durchaus stolz sein, solch einen grandiosen Künstler der modernen Zeit zu haben. Mit einem freundlichen „Äddi“ haben wie uns schließlich auf dem Parkplatz am Echternacher See verabschiedet. Ein tolles Gespräch – ein toller Mensch, der nicht nur sein Leben und seine Familie liebt, sondern auch seine Leidenschaft am Klavier, mit alle den schönen Klängen und Geschichten, auslebt wie kaum ein Anderer.
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