Trier. Trier English Drama brachte mit ihrer neuesten Produktion eine tiefgehende und differenzierte Auseinandersetzung mit den politischen und moralischen Fragen der NS-Zeit auf die Bühne. Für eine Theatergruppe, die sonst eher für leichtere, unterhaltsame Stücke bekannt ist, war dies eine gewagte Wahl – eine Herausforderung, die das Ensemble mit großem Erfolg bewältigte.

Moralische Dilemmata und mitreißende Darstellungen: Ein Theaterabend, der bewegt
Das Stück von Ronald Harwood wirft einen kritischen Blick auf die moralische Verantwortung des Einzelnen und zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedliche Werte und Perspektiven aufeinanderprallen. Was bin ich bereit zu riskieren? Wie würde ich handeln in einer Welt, in der die eigene Überzeugung von der Masse abweicht?
Das Werk selbst war, wie es die ernste Thematik erwarten ließ, aufwühlend und nachdenklich stimmend – ein kraftvoller Kontrast zu den oft humorvollen Produktionen der Gruppe. Doch nicht nur das Thema machte den Abend so bemerkenswert, sondern vor allem die herausragende Leistung der gesamten Besetzung. Die überzeugende Darstellung der emotionalen und moralischen Konflikte regte zum Innehalten und Nachdenken an.
Herausragendes Schauspiel und tiefgehende Charakterporträts
Das Ensemble präsentierte sich auf höchstem Niveau und überzeugte durch seine nuancierten und intensiven Darstellungen. Kristina Rößler, herausragend in der Hauptrolle der Sergeant Kate Arnold mit ihrer kraftvollen und facettenreichen Darbietung, die sowohl die Verletzlichkeit und ihren Kampf für Gerechtigkeit, als auch die Stärke ihrer Figur greifbar machte. Elia Biundo verkörperte in der Rolle des David Wills eindrucksvoll die innere Zerrissenheit seiner Figur sowie deren unerschütterlichen Glauben an das Gute.
Ein weiteres Glanzstück des Abends war Regisseur Christoph Nonn in der Rolle des Wilhelm Furtwängler, der mit seiner glaubwürdigen Darstellung des angeklagten Dirigenten, der sich zwischen persönlicher Freiheit, Verantwortung und moralischer Integrität bewegt das Publikum in den Bann zog. Hannah Schabio überzeugte als Emmi von Straube, Arnolds Sekretärin, durch ihre subtile und zugleich kraftvolle Interpretation.
Miriam Marx verlieh der Violinistin Helma Rode, die sinnbildlich für die Unsicherheiten der damaligen Zeit steht, mit ihrer Mischung aus Humor und Unsicherheit Tiefe. Michele Foley zeigte als loyal ergebene Unterstützerin Furtwänglers eindrucksvoll, wie subjektiv Wahrnehmungen und Urteile sein können.
Ein zeitloses Theatererlebnis, das zum Nachdenken anregt
Mit „Taking Sides“ hat Trier English Drama ein Theatererlebnis geschaffen, das in unserer Zeit aktueller und wichtiger ist denn je ist. Insgesamt war es ein überaus beeindruckender Abend – künstlerisch anspruchsvoll und inhaltlich bewegend. Dies spiegelte sich auch im langanhaltenden Schlussapplaus wider.
Wer das Stück noch nicht gesehen hat, sollte sich die kommenden Aufführungen keinesfalls entgehen lassen:
Weitere Termine: 24./25./30./31.01.2025, 20 Uhr, Tufa Trier, Kleiner Saal. Tickets: 10/15 €, Theaterstück in englischer Sprache.
PM TUFA Trier
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