War das wirklich ein Fackelmarsch? Nun, von den angekündigten Fackeln konnte man wenn überhaupt ein schwaches Glimmen erahnen. Denn während im Tempelweg die Gegendemonstranten gemeinsam für Einheit und Menschenrechte kämpften, war von der NPD nur ein leises Summen zu vernehmen.
Trier. Müsste man diese NPD Demonstration in zwei Worten beschreiben, wären wohl „dreist“ und „schön“ die passendsten Begriffe. Dreist erklärt sich dem Leser schon fast von alleine, aber schön? Wir kommen noch dazu.
Warum war diese Demonstration dreist?
Ganz einfach: Wir haben den neunten November. Der Tag der Reichspogromnacht, die zwischen dem neunten und zehnten November stattfand. Die Nacht, in der Juden um ihr Leben fürchteten, gefoltert wurden und einer der schlimmsten Gräueltaten des Nationalsozialismus stattfand. Jüdische Friedhöfe und Synagogen wurden aufs schrecklichste zerstört. Grausame Nacht.
Es grenzt schon an den Höhepunkt der Dreistigkeit, genau an diesem Tag in der Nähe von Minderheiten eine Demonstration abzuhalten. Das kann kein Zufall sein. Freie Meinungsäußerung ist gestattet, aber muss man Menschen, die auf der Flucht sind, Menschen die sicherlich schon viel Hass miterleben mussten, so etwas antun? Nein. Das ist der Höhepunkt der Dreistigkeit. Das spielen mit den Ängsten der Menschen.
Was war an dieser Demonstration schön?
Eigentlich waren gleich drei Sachen:
1. Zusammenhalt
Die Gegendemonstranten hielten geschlossen gegen die rechte Front. Zusammen erklang die Parole „Refugees are welcome“. Es gab Kaffee und Kuchen und der Zusammenhalt war vor der Flüchtlingsunterkunft deutlich spürbar. Um 17 Uhr trafen sie zusammen und eine halbe Stunde später war die Straße gefüllt von Menschen, die sich für die Flüchtlinge einsetzen.
2. Das Datum hat zwei Seiten
In Anbetracht auf das Datum konnte man hier auch einen anderen Tag als die Reichspogromnacht spüren. Nämlich den anderen neunten November. Den neunten November 1989. Der Tag an dem die Mauer in Deutschland durchbrochen wurde und Völker wieder vereint wurden. Im Bezug auf den Tag an dem Nationen wieder zusammenfinden, lässt sich zumindest auf der Seite der Gegendemonstranten eine schöne Verknüpfung stricken. Hier fanden Menschen zusammen und wollten Einigkeit.
3. Die Lautstärke
Die Lautsprecher der Rechten waren so laut wie ihre Fackeln hell. Gegen die Stimmen der Gegendemonstranten wirkte es wie ein Walkman vs. Souround Anlage – Duell. „Pss… Stücke einer rechten Parole… Pss.“ war so ziemlich genau das was man vernehmen konnte.
Das Polizeigebot war natürlich wieder ordentlich. Absperrungen, Schlagstöcke und Polizeibeamte waren allgegenwärtig. Sicherheit geht vor und das ist auch gut so.
Von den Rechten war relativ wenig zu vernehmen. Zu sehr waren sie abgeriegelt und der Spalt zwischen Gegendemonstranten und Demonstranten zu groß. Aus der Ferne war eine schwarz-weiß-rote Flagge zu sehen, aber das war es auch schon. Einmal, am früheren Abend, zog eine Truppe offensichtlich rechtsorientierter in ihren Camouflage-Jogginghosen schnell über das Gelände auf die Seite der Demonstranten, aber sie verdeckten ihre Gesichter und drohten mit Gewalt, wenn man sie fotografiert.
Sollte man ein Fazit über diese „Demonstration“ ziehen, so könnte man behaupten, dass diese eher auf der gegenüberliegenden Seite stattgefunden hat. Denn hier gab es Schilder mit Botschaften. Hier gab es Flyer zur Aufklärung und Menschen die auch nur da waren um sich zu informieren. Es wurde gewarnt und auf Probleme aufmerksam gemacht. Hier gab es Zuschauer. Von dem was die Rechten einem erzählen wollten, ist jedenfalls nichts hängen geblieben und so wirkte es weniger wie eine Demonstration mit der Ambition Menschen zu überzeugen, sondern viel mehr wie ein Kleinverein, der klischeehafte Parolen herausposaunt.
Was bleibt sind die Botschaften der Gegendemonstration. Diese wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten:
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