Dreißig Jahre nach Jenseits der Donnerkuppel schickt George Miller seinen Helden Mad Max zum vierten Mal ins postapoklayptische Kinogefecht. In Fury Road wird Ur-Max Mel Gibson von Tom Hardy ersetzt, doch der Star ist die Ausstattung. Andreas Gniffke hat sich Mad Max – Fury Road im Trierer CinemaxX angesehen.
Viel Text musste Tom Hardy für seine Rolle nicht lernen. Von Beginn an ist er in Gefechte und Scharmützel verstrickt und „Mad“ Max Rockatansky landet im Kerker der Zitadelle, einer Festung, in der Immortan Joe und seine War Boys dank ihres Wassermonopols eine Terrorherrschaft etabliert haben. Max muss als Blutbeutel und Universalspender für die verwundeten Krieger des Bösewichts herhalten, die bald auf eine neue Mission geschickt werden. Denn Imperator Furiosa (Charlize Theron) hat mit einem gigantischen Kampftruck die Flucht ergriffen und will jungen Frauen, von Immortan Joe als Brutmaschinen missbraucht, zu einer besseren Zukunft verhelfen. Der missgestimmte Tyrann schickt seine gesamte Armee auf die Verfolgung und Mad Max ist plötzlich mitten im Geschehen.
Das Projekt Fury Road geistert schon seit vielen Jahren durch die Filmwelt, doch Finanzierungsprobleme, der Ausstieg von Mel Gibson sowie Schwierigkeiten eine geeignete Location zu finden verzögerten den Drehbeginn immens. Genug Zeit, zahllose futuristische Gefährte zu konstruieren, die der eigentliche Star des Films sind. Die ganz eigene Ästhetik der Mad Max-Filme wird in Fury Road auf eine ganz neue Ebene gehoben. Die karge Wüstenwelt nach der Apokalypse mit ihren archaisch anmutenden Kämpfern paart sich mit der benzingeschwängerten Luft von hunderten fantasievoll gestalteten Kampfvehikeln, von denen der Großteil fulminant in die Luft gejagt wird. Die Kriegsfanfaren wurden ersetzt durch einen vor ein Fahrzeug geschnallten Gitarristen, der mit kreischenden Riffs den Ton der Schlacht vorgibt. Dazu noch ein paar riesige Trommeln und ein ohrenbetäubender Soundtrack und fertig ist eine Orgie aus Schweiß, Blut und Stahl, die Auge und Ohr malträtiert.
Zwei Stunden lang wird dem Zuschauer keine Ruhepause gelassen. Der Truck rast durch die Wüste, wird verfolgt, angegriffen, kann entkommen, bevor sich ihm neue Gegner entgegenstellen. Für besonders weit entwickelte Charaktere bleibt keine Zeit. Charlize Theron schlägt sich als Actionstar sehr gut, doch bleiben die Beweggründe ihrer Flucht weitgehend im Dunklen bzw. gehen unter im Gebrüll der Waffen. Und auch der von den Dämonen der Vergangenheit in seinem Kopf gequälte Max bleibt bis auf zahlreiche Blutspritzer blass. So ermüden die sich stetig wiederholenden Schlachtszenen doch ein wenig und es kann sich ein Gefühl der Reizüberflutung einstellen. Weniger wäre hier vielleicht doch mehr gewesen. So entwickelt sich eine rauschhafte Orgie, ein Film wie ein Rammsteinkonzert, laut und intensiv mit perfekt choreographierter Action. Ein würdiger Nachfolger der Mad-Max-Trilogie, der sich vielleicht etwas zu sehr auf seine atemberaubende Optik verlässt.
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