Sie sind wieder da. Musikalisch wie medial. Die Band von der Ostsee hat ihr 5. Album veröffentlicht und es „Sturm und Dreck“ getauft. Zwei Worte, die man mit Feine Sahne Fischfilet durchaus in Verbindung bringen kann. Doch darauf reduzieren sollte man sie nicht.
Wer im September 2015 vor der Sommerbühne im Exhaus beim LOVE GETS DANGEROUS Open Air stand und tanzte, dem wird der Auftritt von Feine Sahne Fischfilet nicht mehr aus dem Gedächtnis gehen. Sie wissen ganz genau, wie sie ihr Publikum begeistern können. Ihr Punkrock, unterstützt mit Blasinstrumenten, macht Spaß zu hören. Und zornig. Und traurig. Und nachdenklich. Und motivierend. Und und und…
„Sturm und Dreck“ stieg auf Platz 3 der Album Charts ein und ließ damit sogar das neue Album der Donots hinter sich. Die Themen sind allbekannt: Herkunft, Alkohol, Einsamkeit, Radau, Gesellschaft. Gerade mit Letzterem werden die Musiker aus Mecklenburg-Vorpommern (MV) über Subkulturgrenzen hinaus bekannt, da sie zwischen 2012 und 2015 im Verfassungsschutzbericht von MV standen. Ideal für mediale Aufmerksamkeit und ein willkommenes Geschenk für eine linke Punkband, einer staatlichen Institution zu missfallen, die im Zuge des NSU-Skandals in gehörige Kritik geriet.
Doch auch 2017 gab es Berichte über den Sänger Monchi, die nichts mit Musik zu tun hatten. Bei einer offiziellen Kundgebung von Flüchtlingen attackierten Rechtsradikale die Teilnehmer der Veranstaltung. Monchi wurde angezeigt, da ihm ein Stuhlwurf auf die Neonazis vorgeworfen wurde. Auf Fotos und Videos war davon nichts zu sehen, somit wurde er später freigesprochen. Auch dadurch wurden die Bandmitglieder immer wieder Teil von politischen (Nachrichten-)Sendungen.
Doch kommen wir zurück zum MUSIC Monday. Den Filets gelang es, auf frische Art und Weise Altbewährtes aufzugreifen. Eingängige, harmonische Bläsermelodien gepaart mit Gebrüll, das von Fans egal welchen Pegels mitgegrölt werden kann – mit diesem Erfolgsrezept wurde ihre Fangemeinde seit Jahren größer, was sie zu ihrem kommerziellen Erfolg führte. Die Texte sind oft einfach und kurz, prägnant oder effizient, wenn man es freundlich bezeichnen will. Der Aussagekraft tut das allerdings nie einen Abbruch.
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Als besonders bemerkenswert bleiben die Lieder „Niemand wie ihr“ und „Zuhause“ hängen. Erst genannter Song handelt von der Verbindung und Geschichte zu den Eltern, welche alles andere als einfach waren, da der Sänger immer wieder das Vertrauen der Familie auf die Probe stellte Fallen gelassen wurde er von ihnen dennoch nie.
„Zuhause“ greift eine Debatte auf, die den Ursprung eines jeden Menschen auf eine persönliche Ebene hievt. Der Begriff Heimat, der leider schon lange ein politischer Kampfbegriff geworden ist, wird somit vermieden, was einen ganz anderen Zugang zulässt. In einem Gänsehaut erregenden Video werden sechs Geschichten erzählt, was Zuhause für Einzelne oder Familien bedeutet. Das, was für die meisten Menschen in Deutschland selbstverständlich ist, ist es für Viele eben nicht. Nicht für den Obdachlosen, nicht für den Geflüchteten, nicht für die wohnungsgekündigte Großfamilie. Ein Lied, das Freude und Trauer zugleich befeuert.
Wie die neuen Aufnahmen live wirken, kann sich jeder Interessierte am 2. März in der Garage Saarbrücken anhören und -sehen. Supportet werden sie von Audio88 & Yassin, die vor noch nicht allzu langer Zeit in einem ausverkauften Mergener Hof die Meute begeisterten. Diese Kombination sollte zu überzeugen wissen.
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