Trier. Dank einer finanziellen Spende durch den Rotary Club Trier-Porta und die Darmstädter Helmut Lotz-Stiftung hat der Förderverein krebskranker Kinder einen neuen Schul-Roboter erhalten.
Was der Roboter kann
Auf den ersten Blick erinnert der kleine Kerl an ein Küchengerät. Vielleicht ist es die Größe oder die Farbe. 27 Zentimeter hoch, weiß. Und schwer ist er auch nicht. Wiegt nur etwas mehr als ein Kilogramm. Doch die Kinder mögen ihn. Die in der Schule wie das Kind zuhause. Denn der kleine Roboter ist ein Stellvertreter. Über ihn können längerfristig schwer erkrankte Kinder zuhause den Unterricht verfolgen. Und sich dabei mit Wortmeldungen aktiv einbringen. Die Kinder in der Schule wissen wiederum, wessen Platz der kleine Roboter einnimmt. Sie nehmen ihn sogar mit in die Pause, in den Turnunterricht oder auch auf Klassenfahrt. Und tragen so dazu bei, dass die sozialen Bindungen nicht abreißen.
An diesem Abend steht der kleine Roboter auf einem Besprechungstisch des Fördervereins krebskranker Kinder in Trier. Der Verein hat über 400 Mitglieder, betreut das große Gebiet des früheren Regierungsbezirkes Trier. Seit dem Tod des Ehrenvorsitzenden Eugen Schuh steht Rudi Beys an der Spitze. Kassenführer Dietmar Mattes sitzt an seiner Seite. Ihre Gäste sind die Rotarier Markus Linnert und Josef Poll. Und eben der kleine Roboter auf dem Tisch. Dass der gekauft werden konnte, dafür haben Markus Linnert und Josef Poll gesorgt. Linnert ist der aktuelle Präsident des Rotary Clubs Trier-Porta. Dem gehört Josef Poll ebenfalls an, allerdings vertritt er an diesem Abend auch die Darmstädter Elfriede und Helmut Lotz-Stiftung. Beide Institutionen haben sich den Preis für den kleinen Roboter geteilt. Der kostet 3900 Euro, dazu kommen jährliche Servicekosten in Höhe von 750 Euro. Kein Pappenstiel. Doch Beys und Mattes wissen, dass es gut angelegtes Geld ist. Vor vier Jahren kauften sie den ersten Roboter. Mittlerweile besitzen sie sechs dieser niedlichen Maschinen. Zwei davon befinden sich aktuell in einem Koblenzer Klinikum, wo Kinder aus der Region Trier behandelt werden.
Entwickelt in Norwegen
Die Roboter sind die Entwicklung eines norwegischen Unternehmen. Um ihr Produkt in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, waren die Norweger jüngst bei der Stuttgarter Fachmesse Didacta zu Gast. Als Ansprechpartner für die Lehrer hatten sie den Trierer Förderverein krebskranker Kinder. Was die Trierer verblüffte: „Immerhin besitzt die Berliner Charité 60 Avatare.“ Bei der Gelegenheit erfuhr der Verein, dass auch die Stadt Trier sich im Besitz eines solchen Avatars befindet.
Doch zurück zu dem kleinen Roboter. Ein Motor an der Unterseite ermöglicht eine 360 Grad-Drehung, der Kopf kann nach oben, unten oder seitwärts motorisch verstellt werden. Augen-LEDs spiegeln die Stimmung des Kindes: glücklich, traurig, fragend oder neutral. Als Stellvertreter des kranken Kindes im Klassenzimmer kann das Gerät natürlich auch mit Mitschülern und Lehrern kommunizieren. Meldet sich das Kind zu Wort, blinken Lichter auf dem Kopf des Avatars und über einen eingebauten Lautsprecher erfolgt die Wortmeldung. Kamera und Mikrofon übertragen Bild und Ton – aufgezeichnet wird aus Datenschutzgründen aber nichts. „Bevor wir einen Avatar in der Schule einsetzen, sprechen wir erst mit Eltern und Schülern“, sagt Rudi Beys. Die haben in aller Regel kein Problem damit. „Eine Schule in der Region Koblenz wollte erst nicht“, weiß Dietmar Mattes. Doch die Landesregierung habe die Situation geklärt: „Inzwischen dürfen diese Avatare nicht mehr abgelehnt werden.“
Wer nun denkt, dass die Geräte nur in weiterführenden Schulen eingesetzt werden, der irrt. Dietmar Mattes: „Wir haben den Avatar kürzlich in einer Grundschulklasse vorgestellt. Die Kinder wussten um die Erkrankung ihres Mitschülers. Das erste, was sie fragten war, ob der Avatar Anfang Mai mit auf Klassenfahrt kommen könne, damit ihr Mitschüler auf diese Weise mit dabei sein könne. Was der Lehrer dann auch sofort bejahte.“
Weiterer Einsatz und Motivation
Am Ende bleiben zwei Fragen: Es gibt auch andere, schwere Erkrankungen, die Kindern nicht die Teilnahme am Unterricht gestatten. Steht das Gerät nur an Krebs erkrankten Kindern zur Verfügung? Rudi Beys verweist da auf die Vereinssatzung, in der von „schwerstkranken Kindern“ die Rede ist: „Dadurch haben wir natürlich auch einen gewissen Spielraum.“
Und was war die Motivation der Geldgeber für diese Spende? Markus Linnert muss da nicht lange überlegen: „Kinder, die nicht am Unterricht teilnehmen können, verlieren nicht nur den Anschluss an die Schule, sondern werden auch sozial abgehängt. Der Avatar hilft hier und trägt dadurch auch zur Linderung des persönlichen Leids bei.“ Josef Poll ergänzt: „Unsere Stiftung fördert deutschlandweit Projekte. Bei uns geht es immer um Bildung, weil wir der festen Überzeugung sind, dass Bildung der Schlüssel dafür ist, dass das Leben überhaupt gelingen kann. Über Avatare kann diese Bildung auch im Krankheitsfall vermittelt werden.“
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