von Stephen Weber (Text)
Die planmäßige Winterpause wiegt auch in diesem Jahr den regionalen Fußballbetrieb in den wohlverdienten Erholungsschlaf. Und während in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar der FSV Salmrohr auf einem formidablen zweiten Tabellenrang nächtigt, positioniert sich der SV Mehring mit Rang 16 als sportliches Gegenstück zum lokalen Nachbarn. 5vier.de präsentiert ihnen die Meilensteine der Oberliga-Hinrunde in der Zusammenfassung.
Keller-Blues in Mehring

Trotz einiger sportlicher Misserfolge erlebte Sebastian Ting einen ganz besonderen Moment in dieser Saison (Foto: Sebastian Schwarz)
Groß war sie, die Euphorie vor Saisonbeginn auf der Lay. Denn zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte schaffte der Klub von der Mosel mit Trainer Michael Schmitt den Hürdensprung in die Fünftklassigkeit des Fußballs. Und damit das Projekt Oberliga erfolgreich gestaltet wird, wurde neben vielen regionalen, gestandenen Fußballern ein ganz besonderer Transfercoup in Mehring eingefädelt: Der ehemalige Bundesliga-Torhüter Dimo Wache konnte am zweiten Spieltag mit viel Aufsehen und schrillenden Fanfaren in die Reihen der Blau-Weißen gelockt werden (Link zur Meldung). Aus „alter Freundschaft zu Horst Cordier“ kam dieser Wechsel, bis der etatmäßige Torhüter Thomas Hank wieder fit sein sollte, zustande.
Doch der Deal mit dem einstigen U21-Nationaltorhüter sollte die Akklimatisierung in der höheren Spielklasse nicht zum Selbstläufer werden lassen. Denn schon vor der spektakulären Verpflichtung musste man am ersten Spieltag beim 0:2 im Lokalderby gegen Salmrohr feststellen, dass man in der neuen Staffel widererwartend wenig geschenkt bekommt. Und auch in den anschließenden Begegnungen gelang es den Spielern von Lay selten, den Platz mit etwas Zählbarem zu verlassen. So wurde nach bescheidenen sieben Punkten aus den ersten acht Spieltagen das vorzeitige Ende der Amtszeit von Trainer Michael Schmitt beim SV verkündet – allerdings aus privaten und familiären Gründen seitens des Trainers. Auf ihn folgte der ehemalige Salmrohrer Coach Robert Jung (67), der unter anderem bereits Mainz 05 und Kickers Offenbach trainierte. In seinem Gepäck befand sich mitunter der 31-Jährige Mittelfeld-Routinier Erwin Bradasch, den man aus Wirges an die Mosel holen konnte (Link zum Artikel).
Mit dem pfälzischen Trainer-Urgestein bewerkstelligte die Mehringer Fußballkultur eine kurzzeitige Trendwende zum Positiven. In den ersten zwei Partien unter dem neuen Übungsleiter erkämpfte das Team vier Punkte und verschaffte sich somit ein wenig Luft, um im kräftezehrenden Abstiegskampf durchzuatmen: „Ich bin jetzt seit zweieinhalb Monaten Trainer in Mehring und der Start hier war durchaus gut für mich. Leider verloren wir danach durch die Verletzungen von Erwin Bradasch und Sebastian Ting unsere Kreativabteilung im Mittelfeld. Dafür haben wir uns jedoch in den folgenden Spielen trotzdem gut geschlagen. Allerdings muss man auch anmerken, dass wir dabei drei bis sechs Punkte unnötigerweise liegengelassen haben.“
Schwache Chancenverwertung und ein Phlegma im Spielaufbau stellen laut dem Trainer derzeit die zwei gravierendsten Lecks im Rumpf der Mannschaft dar. Mit der kürzlich bekanntgegebenen Verpflichtung des ehemaligen Zweitligastürmers Dino Toppmöller und dessen Bruder Tommy hofft Coach Jung, eine Baustelle weitestgehend geschlossen zu haben. „Der Verein verhandelt schon mit zwei, drei weiteren Spielern, die wir dringend als Verstärkung brauchen“, bestätigte der Trainer auf Nachfrage.
Ein besonders Highlight und wohl einmaliges Erlebnis widerfuhr in der Hinrunde Mittelfeldspieler Sebastian Ting, der es mit seinem frechen 62-Meter-Treffer bei der 1:2-Niederlage gegen Borussia Neunkirchen gemeinsam mit Rafael Van der Vaart oder Marco Reus in die ARD Sportschau zur Wahl des Tor des Monats schaffte. Der Kunstschütze selbst sagte im SR-Fernsehen über seinen goldenen Treffer: „Ich hatte den Torwart die ganze Zeit schon beobachtet. Da habe ich es einfach mal probiert und prompt hat es auch gepasst.“ (Link zum Artikel) Bei der Abstimmung belegte Ting schlussendlich hinter Marco Reus den zweiten Platz. Chapeau!
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Stage-Diving in Salmrohr
Konträr zum lokalen Nachbarn verläuft derweil die Saison des FSV Salmrohr. Nachdem unmittelbar zu Beginn der Sommerpause der frühere Coach Robert Jung nach drei Jahren Zusammenarbeit für viele überraschend geschasst wurde, zog von da an mit Patrik Klyk ein neuer, jüngerer Mann die sportlichen Fäden im Salmtal (hier geht es zum Portrait). Und das mit Erfolg. So stand der frühere Zweitligaverein an 6 von 18 Spieltagen an der Spitze der Tabelle und hat gegenwärtig mit 49 Toren die schießwütigsten Cowboys der gesamten Oberliga in seinen Reihen.
Ob nun Saarbrücken II (6:1), Hauenstein (6:0) oder Rossbach (4:2), niemand in der Liga war vor der geballten Angriffslust des FSV gefeit. Vor allem der frühere Jugendspieler von Mainz 05, Robin Mertinitz, spielte sich durch acht Saisontreffer in den Fokus der Liga. „Wir haben eine wirklich gute Hinrunde hingelegt. Die Qualität in der Mannschaft ist vorhanden, um oben mitzuspielen und das hat sich jetzt auch in den Köpfen der Spieler festgesetzt. Deshalb lautet unser Ziel nun auch, den Aufstieg in die Regionalliga festzumachen“, gibt sich der Acht-Tore-Mann selbstbewusst. Vor der Saison wechselte der gebürtige Trierer von Regionalligist Idar-Oberstein in das Salmtal. Eine Umstellung, die ein wenig Eingewöhnungszeit bedurfte: „Ich persönlich habe mich sehr gut beim FSV eingefunden. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, von den Charakteren hat das alles gepasst. Natürlich war es auch eine kleine Umstellung von der Regional- in die Oberliga, aber nach zwei Spielen hat man sich dran gewöhnt.“
Und auch für die Zukunft, kann sich das junge Talent einen Verbleib in Salmrohr vorstellen: „Ich fühle mich hier super wohl. Beruflich und sportlich passt hier alles zusammen, weshalb es für mich derzeit keinen Grund gib, mit Wechselgedanken oder ähnlichem zu beschäftigen.“
Trotz des sportlichen Höhenflugs sollte es ein Thema abseits des Grüns sein, das die Presselandschaft in der Hinrunde erregte: Toptorjäger Dino Toppmöller und der FSV Salmrohr gingen nach dem 9. Spieltag getrennte Wege (Link zum Artikel). Eine Meldung, die für Furore sorgte. Denn bis zum diesem Zeitpunkt war Toppmöller mit acht Toren der Garant der Salmrohrer Erfolgsgeschichte und als Gesicht der Mannschaft eigentlich nicht wegzudenken. Und obwohl die genauen Umstände nicht bekannt sind, wollte auch zwei Monate später keine der beiden Seiten gegen die andere nachtreten. In einem Interview in der vergangenen Woche sagte Toppmöller diesbezüglich zu 5vier: „Von mir gibt es kein böses Blut, die Sache ist abgehakt. Ich hatte eine schöne Zeit in Salmrohr und gucke nicht im Groll zurück. Sie werden bis zum Ende um die Meisterschaft mitspielen. Ob sie es ohne mich schaffen, weiß ich nicht. Ich gönne ihnen aber den Erfolg.” (Link zum Artikel)
Nach nun 18 gespielten Ansetzungen liegen die Rot-Schwarz-Weißen mit dem zweiten Tabellenrang und 35 Punkten lediglich zwei Zähler hinter Ligaprimus Zweibrücken. Und Coach Klyk hat schon eine konkrete Vorstellung, an welchen Rädchen er über die Winterpause drehen muss, damit die Mission Regionalliga-Aufstieg erfolgreich beendet werden kann: „Wir müssen defensiv besser werden. Zurzeit rennen wir nach vorne und denken dabei oft zu offensiv. Wenn wir das ab sofort besser kontrollieren können, denke ich, werden wir ein schwer zu schlagender Gegner in der Rückrunde werden.“
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