Das Interview führte Florian Schlecht
Dino Toppmöller ist 32 Jahre alt, war Fußballprofi bei Manchester City, Eintracht Frankfurt oder Erzgebirge Aue. Tommy Toppmöller ist 24, hat früh auf eine Ausbildung zum Speditionskaufmann gesetzt und als Torjäger in der B-Liga den Sprung nach oben geschafft. Seit Januar spielen die Brüder zusammen beim SV Mehring. Im Interview mit 5vier sprachen sie über ihren unterschiedlichen Werdegang, den großen Namen Toppmöller, ihr Verhältnis zueinander und über den Abstiegskampf in der Oberliga.
5vier: Gibt es im Hause Toppmöller momentan öfters Zoff untereinander?
Tommy Toppmöller: Eigentlich nie. Warum?
5vier: Beim SV Mehring ist Dino nicht nur Spieler, sondern auch Mitglied des Trainerstabs. So muss Tommy ja oft auf die Anweisungen des größeren Bruders hören. Wie kommen Sie mit den neuen Rollen zurecht?
Dino Toppmöller: Ich war in Salmrohr ja auch im Trainerstab drin. Es ist von der Aufgabenverteilung schon was anderes, aber die Konstellation ist nicht ganz so neu für uns.
Tommy Toppmöller: Ich finde es eigentlich ganz gut so. Von wem kann man besser lernen als von dem eigenen Bruder? Er ist schon immer mein Idol, mein Vorbild gewesen. Ich habe bei seinen Spielen in der 2. Bundesliga ständig vor dem Fernseher mitgefiebert.
5vier: War es von Ihnen mal beabsichtigt, gemeinsam in einer Mannschaft zu spielen?
Dino Toppmöller: Wenn man im Trainerstab ist, ist es nicht einfach mit dem Familienverhältnis. Deswegen war ich froh, dass die Initiative schon in Salmrohr von Robert Jung ausgegangen ist. Er hat damals in der Zeitung gelesen, dass Tommy immer seine Tore in Rivenich geschossen hat. Irgendwann sagte er zu mir: ‚Bringe ihn doch mal mit zum Training.‘ Das habe ich gemacht – und Robert wollte ihn danach haben. Das war jetzt in Mehring auch nicht anders.
5vier: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem kleinen Bruder?
Dino Toppmöller: In Salmrohr hat Tommy mich positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ihm der Sprung von der B-Klasse in die Oberliga so schnell gelingt. In neun Einsätzen hat er vier Tore geschossen und vier vorbereitet. Das ist eine super Quote für jemanden, der in diesen Regionen noch nie gespielt hat. Mittlerweile ist er auch ehrgeizig geworden.
Tommy Toppmöller: Das stimmt. Wenn man in den unteren Klassen spielt, trainiert man nur zweimal in der Woche. In den Mannschaften geht es eher ums Feiern. In der Oberliga trainiert man dagegen drei- bis vier Mal. Da will man natürlich spielen – und muss dafür etwas machen.
5vier: Wie gefällt Ihnen der große Bruder in der Trainerrolle?
Tommy Toppmöller: Ich habe bislang noch nicht so viele Erfahrungen mit Trainern gesammelt, dass ich mir ein Urteil bilden kann. Aber er macht die Sache ganz gut, sehr positiv und sachlich. Wenn ihm etwas nicht passt, spricht er es frei heraus an.
Ein Jahrhundertspiel und die Sache mit dem „Holzmichl“

„Ich will selbstständig wahrgenommen werden“, antwortet Dino Toppmölller auf die Frage zu Vater Klaus (im Hintergrund). Foto: Sebastian Schwarz
5vier: Dino ist 32, Tommy 24. Wie ist Ihr Verhältnis zueinander?
Dino Toppmöller: Während meiner Profizeit, wo ich von zu Hause weg gewesen bin, haben wir immer Kontakt gehabt. Natürlich nicht so intensiv, als wenn ich um die Ecke gewohnt hätte. Die Interessen sind auch anders verlagert durch das Alter. Ich habe zwei Kinder – er hat seine Freundin und seine Playstation. Insgesamt haben wir ein gutes Verhältnis und können über alles offen reden.
Tommy Toppmöller: Früher haben wir uns nicht so oft gesehen, weil ich in die Schule musste. Als Dino bei Aue, Frankfurt oder Regensburg war, bin ich häufig mit meiner Mutter zu ihm gefahren. Zu Hause habe ich alle Spiele von ihm am Fernseher verfolgt. Jetzt bin ich natürlich froh, ihn regelmäßig zu sehen. Wir telefonieren fast täglich. Und ich bin der Patenonkel von einem seiner Kinder.
5vier: Was Sie eint, ist der große Name Toppmöller. Ihr Vater Klaus war erfolgreicher Torjäger und Trainer in der Bundesliga. War das für den eigenen Weg Bürde oder Türöffner?
Dino Toppmöller: Ich will dazu eigentlich nichts sagen. Die Frage kann ich Journalisten nicht verdenken – ich würde sie auch stellen. Aber mich nervt sie, weil ich sie schon Millionen Mal gehört habe. Irgendwann will man selbstständig sein und auch so wahrgenommen werden.
Tommy Toppmöller: Bei mir ist es ähnlich. Es gibt immer mal Leute, die einen vergleichen wollen und denken: Der schlägt jetzt ein, weil er ein Toppmöller ist. Das habe ich von vornherein abgesagt. Ich möchte mich mit keinem messen. Weder mit meinem Vater noch mit meinem Bruder. Ich versuche, meine Sache so gut wie möglich zu machen.
5vier: Inwieweit hat Ihr Vater Sie zum Fußball bewegt?
Dino Toppmöller: Vielleicht wurde man unterbewusst geprägt. Ich merke das jetzt auch bei meinen Kindern. Ich brauche die für den Sport nicht großartig bewegen. Wenn sie mich fragen, wo ich hinfahre und ich antworte, dass ich ins Training gehe, interessieren sie sich automatisch für Fußball. Mein Vater hat aber immer etwas gesagt, was ich auch einhalte: Wenn die Kinder keine Lust haben, dann haben sie keine Lust. Die Motivation kam von uns selber.
5vier: Waren die großen Spiele Ihres Vaters immer Familienereignisse?
Dino Toppmöller: Sicher. Im Champions-League-Finale 2002 in Glasgow war ich da, meine Frau war da, meine Mutter auch. Tommy, ich weiß nicht, wie es bei dir war?
Tommy Toppmöller: Ich war nicht beim Endspiel. Ich hatte zwei Klassenarbeiten.
5vier: Der Werdegang unterscheidet sich bei Ihnen stark. Dino, Sie haben von Beginn an auf den Fußball gesetzt. Was waren für Sie die Highlights Ihrer Karriere?
Dino Toppmöller: Im Nachgang auf jeden Fall die Zeit bei Manchester City. Ich war nur ein halbes Jahr dort, aber das war eine andere Welt. Damals noch ohne die Scheich-Millionen von heute. Doch das Trainingsgelände, das Stadion, die Fans – das hautnah mitzubekommen, war natürlich eine tolle Erfahrung. Dann die zwei Aufstiege in die Bundesliga mit Bochum – und ein Jahr später mit Frankfurt, was noch intensiver war.
5vier: Warum?
Dino Toppmöller: Weil ich da mehr auf dem Platz gestanden habe und es dann dieses Jahrhundertspiel am 34. Spieltag gab. Ein 6:3 gegen Reutlingen, wo Mainz mit Klopp in letzter Sekunde scheitert und wir es schaffen. Das war das Schönste.
5vier: Tommy, waren Sie bei großen Spielen Ihres Bruders mal live vor Ort?
Tommy Toppmöller: Meistens habe ich die Spiele im Fernsehen geguckt. In Aue war ich mal zwei, drei Wochen bei ihm. Da habe ich mir jedes Training angesehen. Das fand ich auch schon beeindruckend.
Dino Toppmöller: In Aue war ich das erste Mal Stammspieler bei einem Zweitligaverein. Das war eine Zeit, die mich geprägt hat. Wie das Spiel gegen Cottbus, als es um den Holzmichl-Song ging.
5vier: Bitte erzählen Sie die Geschichte!
Dino Toppmöller: Die Fans in Aue haben immer das Lied vom „Holzmichl“ gesungen. Cottbus hat den Song auch für sich beansprucht. Vor dem Spiel ging es darum, dass dem Sieger das Lied gehören sollte. Alleine die Atmosphäre vor dem Spiel war sagenhaft: Da ist die Band noch beim Warmmachen aufgetreten, das Stadion war eineinhalb Stunden vor dem Spiel voll. Wir haben 1:0 gewonnen, sogar in Unterzahl. Das war hoch emotional.
5vier: Und der Holzmichl gehörte danach Erzgebirge Aue?
Dino Toppmöller: Genau.
„Wir waren bestimmt jeden Tag auf dem Platz in Rivenich“
5vier: Und wenn Sie Urlaub hatten, ging es mit dem kleinen Bruder in der Heimat auf den Platz?
Dino Toppmöller: Das ist schon lange her. Aber das eine oder andere Mal bestimmt, gell?
Tommy Toppmöller: Bevor es mit seiner Karriere losging, waren wir bestimmt jeden Tag auf dem Platz in Rivenich.
5vier: Tommy, für Sie stand der Sport mit 19 Jahren nicht im Vordergrund. Warum nicht?
Tommy Toppmöller: Ich habe eine Ausbildung als Speditionskaufmann gemacht. Beim Fußball hat es sich bei mir leider ergeben, dass ich früh operiert worden bin. Ein Knorpelschaden im Knie, die Kniescheibe war leicht angerissen. Ich habe dann elf Monate ausgesetzt. Von da an habe ich gesagt, dass ich Fußballer nur noch aus Spaß spiele, aus Leidenschaft, ohne konkretes Ziel mehr. Und dann mal schaue, wie hoch ich noch komme.
Dino Toppmöller: Am wichtigsten ist generell für alle Jungs, die in Mehring sind und sich in solchen Klassen bewegen, dass Ehrgeiz und der Spaß am Fußball da sind. Leute, die auf den Platz kommen und einfach gerne trainieren wollen, bewegen sich ganz anders, als diejenigen, die nicht so viel Lust haben Dann kommen die Leistungen von ganz alleine. Die Oberliga ist für Tommy ein Topniveau. Er ist auch realistisch genug: Für noch höher zu spielen, hat er die Zeit halt etwas verschlafen, in der die Weichen gestellt werden. Durch die Verletzung wurde er um zwei Jahre zurückgeworfen.
„Ich will 2014 oder 2015 den Fußballlehrer machen“

Mit Salmrohr stieg Toppmöller in die Oberliga auf. Mit Mehring will er dort die Klasse sichern. Foto: A. Gniffke
5vier: Die Aufgabe in Mehring ist der Klassenerhalt. Wie stehen die Chancen darauf, dass Sie das Ziel erreichen?
Tommy Toppmöller: Von der Mannschaft her sehe ich genügend Potenzial, um hinterher auf einem Nichtabstiegsplatz zu stehen.
Dino Toppmöller: Das Potenzial ist definitiv da. Es kommt aber immer darauf an, was man daraus macht. Wichtig ist, dass jeder einzelne Spieler weiß, dass er was dafür tun muss. Wir werden nicht die Klasse halten, nur weil ich jetzt in Mehring spiele oder ein Erwin Bradasch da ist, der auch seine Qualität nachgewiesen hat, indem er weitaus höher gespielt hat. Wenn jeder begreift, dass er seine Aufgabe erfüllen muss und Verantwortung trägt, dann haben wir sehr gute Chancen, die Klasse zu halten.
5vier: Wohin kann sich Mehring als Verein mit Ihnen zukünftig entwickeln?
Dino Toppmöller: Um die Identität zu wahren, ist es mir wichtig, dass wir es hier mit vielen jungen Spielern versuchen, die aus der Ecke kommen. Wir hatten in Saarbrücken sieben Spieler dabei, die 21 Jahre oder jünger waren. Das ist das Potenzial für die Zukunft. Erstes Ziel ist aber der Klassenerhalt. Dafür können wir keinen Hurrastil spielen, sondern müssen erst einmal hinten sicher stehen. Wenn wir das schaffen, wollen wir mit Jungs aus der Region einen tollen Fußball spielen und uns im Mittelfeld der Oberliga festsetzen.
5vier: Dino, Sie selber sind ambitioniert, was die Trainerkarriere betrifft. Wohin soll der Weg dort noch führen?
Dino Toppmöller:Kurzfristiges Ziel ist es, relativ zeitnah den Fußballlehrer zu machen. 2014 oder 2015 will ich gucken, dass ich da dabei bin. Viel weiter will ich noch gar nicht planen.
5vier: Vielen Dank für das Interview!
+++Oberliga in Kürze+++
Spiel von Salmrohr abgesagt – Das für Mittwoch angesetzte Nachholspiel des FSV Salmrohr beim 1. FC Saarbrücken II wurde aufgrund der Witterungsbedingungen abgesagt.
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