Ein Kommentar von Andreas Gniffke
Fußballfans sind beileibe keine Engel. Sollte es zu ernsthaften Verfehlungen kommen, ist es die Aufgabe der Polizei, diese zu verfolgen und die Täter zu ermitteln und entsprechend zur Rechenschaft zu ziehen. Das gilt auch für die Vorkommnisse im Umfeld des Auswärtsspiels der Trierer Eintracht in Wuppertal, als zunächst auf der Rastanlage Schneifel zwei Männer mutmaßlich von Anhängern des Vereins attackiert wurden und es auf der Rückreise in Weilerswist zu Widerstandshandlungen gegen die Polizei gekommen sein soll. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, haben die beteiligten Anhänger dem Fußballsport einen Bärendienst erwiesen und müssen mit den entsprechenden Konsequenzen rechnen.
Problematisch erscheint in diesem Zusammenhang allerdings eine Pressemeldung der Trierer Polizei vom Montag, wonach die Auseinandersetzung mit den beiden aus dem Irak stammenden Männern im Alter von 40 und 46 Jahren möglicherweise fremdenfeindlich motiviert gewesen sei. Auch wenn betont wird, dass konkrete Anhaltspunkte oder gar Beweise für eine mögliche fremdenfeindliche Motivation derzeit nicht gesichert seien und den weiteren Ermittlungen insofern nicht vorgegriffen werden könne, wurde der entsprechende Anfangsverdacht an die regionalen und überregionalen Pressevertreter weitergegeben und somit das schlechte Image der Fußballfans als potenzielle Gewalttäter und Unruhestifter noch um das pikante Element „Fremdenfeindlichkeit“ ergänzt. Dass vor allem die regionalen Medien dies umgehend und weitgehend unkommentiert verbreiteten, ohne die eigentlichen Vorkommnisse zu hinterfragen, muss als ähnlich problematisch angesehen werden.
In einer Stellungnahme auf Nachfrage von 5vier.de beruft sich die Sprecherin der Polizei Trier auf die Verpflichtung der Polizei zur objektiven Ermittlung, wozu eben auch die Prüfung der Beweggründe einer Tat gehöre. Das steht völlig außer Frage, man muss sich aber dennoch fragen, ob es zur objektiven Berichterstattung gehört, diesen Stand der Ermittlungen ohne konkrete Anhaltspunkte und Beweise bereits an die Öffentlichkeit zu geben.
Das häufig angespannte Verhältnis zwischen Fans und Polizei dürfte durch ein solches Vorgehen nicht entspannt werden, auch wenn in der Stellungnahme betont wird, dass die Polizei in Trier auf den Dialog mit den Fans großen Wert legt und maßgeblich an der Einrichtung eines Fanprojekts in Trier beteiligt war.
Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, muss selbstverständlich entsprechend durchgegriffen werden und dann wäre auch eine Meldung angemessen. Verlaufen die Ermittlungen im Sande, wird man höchstwahrscheinlich nichts hören. Das öffentliche Urteil wird zu diesem Zeitpunkt aber schon längst gesprochen sein.
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