Oli radelt. So einfach lautet der Titel einer Spendentour. Doch um Spenden zu sammeln, muss man ein paar Informationen mehr in die Welt tragen. Also: Wer ist Oli? Warum radelt er? Und was hat das mit Wohltätigkeit zu tun? Das hat uns der Mann mit bewegter Vergangenheit auf seiner Station in Trier berichtet.
Trier. Hinter dem Projekt Oli radelt steckt der Nordrhein-Westfale Oliver Trelenberg. Seit 2015 sammelt er Spenden für wohltätige Einrichtungen. 5VIER.de hat ihn im Posthof dazu befragt, als er in Trier seinen Tagesstopp vollzog. Dabei trafen wir einen zufriedenen, ruhenden und ausgeglichenen Mann. Da konnten auch die dutzenden Kilometer und seine krisenreiche Biografie nichts gegen anhaben.
5VIER.de: Hallo Oli, wie fühlst du dich gerade, nach einem langen Radtrip?
Oli (radelt) Trelenberg: Ich fühle mich gut. Ich bin erst seit einer Woche unterwegs. Bis auf ein wenig Graupelschauer und Regen ist das Wetter angenehm. Wenn man 83 Tage auf einem Rad tourt, hat man natürlich alle Wetter dabei. Ich radel ja für mehr Lebensqualität. Wenn mal ein Tag heißer ist, konzentriere ich mich nicht darauf, sondern fahre einfach, um Spaß zu haben.
Oli radelt sich den Kopf frei
Was geht dir denn so durch den Kopf, wenn du unterwegs bist? Oder machst du dir den dadurch frei?
Genau, ich mach mir den frei. Wenn ich nicht radel, geht mir viel durch den Kopf. Aber auf dem Rad genieße ich einfach. Die Natur, die Zeit – ich bin jetzt von Koblenz aus hier her gekommen, das ist einfach geil. Mal bist du am Wasser, mal in den Weinbergen, das ist ideal um den Kopf frei zu kriegen.
5.000 Kilometer willst du für Oli radelt fahren. Das ist gar nicht so einfach vorzustellen, wie viel das ist. Wo führt dein Weg weiter lang?
Morgen geht es nach Saarbrücken, über die Pfalz nach Stuttgart, zum Bodensee, München, Nürnberg, in den hohen Norden und wieder nach Hagen, meinen Startpunkt. Wie lange das ist, kann ich mir aber ehrlich gesagt auch nicht richtig vorstellen.
Obwohl du ja schon in den letzten Jahren sehr lange Strecken zurückgelegt hast.
Das waren teilweise aber auch Tagestouren, wo ich jeden Abend wieder nach Hause gefahren bin. 2014 hat das begonnen. Seit 2015 sammle ich Spenden, 2016 habe ich begonnen längere Touren zu machen.
Sich alleine aufs Fahrrad zu schwingen und dabei Geld für karitative Zwecke zu sammeln, ist erstmal nur eine ungewöhnliche Idee. Woher stammt sie?
Zunächst einmal: Das Radfahren habe ich durch meine ehemalige Partnerin für mich entdeckt. Das war 2009 (Oli ist Jahrgang 1965, A. d. R.). Sie sagte, dass ich mal mit ihr fahren soll. Erst war ich skeptisch. Aber ich merkte nach einer Weile, was für einen positiven Einfluss das auf mich hat. Und daraus ist eine Leidenschaft entstanden.
Erst spät das Fahrrad für sich entdeckt
2013 bin ich an Kehlkopfkrebs erkrankt. Als ich nach der Behandlung wieder begann, konnte ich nur fünf Kilometer fahren, mehr ging nicht. Als es mir ein Jahr später gelang, durch die Tagestouren insgesamt 5.000 Kilometer zu radeln, dachte ich, dass man das vielleicht mit einem guten Zweck verbinden kann. Im ersten Jahr konnte ich dann dadurch 1.000 Euro Spenden sammeln. Das war damals für ein Kinderhospiz. So viel hätte ich selbst nicht spenden können, also denke ich, dass ich alles richtig gemacht habe. (grinst)
Du gehst offen damit um, dass du dich wirtschaftlich auf Hartz-IV-Niveau bewegst. Auch dass du schon einige Krisen in deinem Leben hattest. Darunter fallen eine schlimme Kindheit, ein fehlender Schulabschluss, abgebrochene Ausbildung, Freiheitsstrafen, einen schweren Arbeitsunfall, Alkoholsucht samt Rückfall und die angesprochene Krebserkrankung. In diesem Jahr wirst du 55 Jahre alt. Wie empfindest du dein Leben zum heutigen Zeitpunkt?
Ich bin zufrieden. Ich starre jetzt nicht Löcher in die Luft wie glücklich ich bin. Aber ich bin einfach zufrieden. Es ist über sieben Jahre her, dass ich den Krebs überstanden habe. Da kriegst du eine andere Sichtweise aufs Leben. Mit dem was ich mache und was ich seitdem erreicht habe – ja, ich bin zufrieden. (grinst) Natürlich gibt es Dinge, die ich nicht so gut finde in meinem Leben. Das Glas ist halb leer oder halb voll… Das Fahrradfahren hält mich im Leben. Wenn ich es nicht täte, wäre ich bestimmt wieder an der Flasche.
Und wenn du keine wochenlange Tour fährst? Was tust du dann um deine Zeit rumzukriegen?
Eigentlich fahre ich immer. Vor der Reise, die diesen Monat gestartet ist, bin ich schon 3.000 Kilometer auf Tagestouren im Ruhrgebiet gefahren. Auch da nehme ich meine Flyer mit und mache auf die Einrichtungen aufmerksam, für die ich sammle. So halte ich mich fit und tue was für mein Immunsystem.
Sportlich aktiv trotz körperlicher Beeinträchtigungen
Wie kommst du denn mit Menschen ins Gespräch darüber? Sprichst du die über Oli radelt während der Fahrt oder auf Pausen an?
Während der Fahrt nicht, aber Radler kommen einfach ins Gespräch. Sie sehen mich zum Beispiel in meinem Trikot und sprechen mich an, worum es da geht. Ich habe 1.000 Flyer dabei, die kriege ich auch immer verteilt.
Du fährst tausende Kilometer Fahrrad im Jahr, obwohl du durch den Krebs kurzatmig bist und nicht richtig schlucken kannst. Wie ist das möglich, sich dann diese Tortur anzutun?
Ich empfinde es nicht als Tortur. Mir fehlt zwar der Kehldeckel und ich habe dadurch oft einen trockenen Mund. Aber ich habe noch meine Stimme, die hätte ich verlieren können.
Möglich ist das, weil ich unter anderen Voraussetzungen fahre. Letztes Jahr war ich 70 Tage unterwegs und musste bei der kleinsten Steigung absteigen. Dieses Jahr fahre ich erstmals mit einem E-Bike, so kann ich auch mal etwas höher fahren. Jetzt sagen Manche, das sei kein richtiges Fahrradfahren. Aber du musst trotzdem strampeln. Und ins Schwitzen kommst du auch. Ich habe 30 Kilogramm Gepäck zu transportieren.
Oli radelt und sammelt transparent Spenden
Jetzt hast du trotz deiner bescheidenen Mitteln Kosten. Unterbringungen, Verpflegung und E-Bike gibt es nicht umsonst. Ganz platt gefragt: Muss ein Spender fürchten, dass er deinen Radurlaub finanziert?
Nein, ich mache das ganz transparent. Es gibt Sponsoren für Oli radelt, die mich unterstützen können und wollen. Das E-Bike zum Beispiel und meine Ausrüstung musste ich nicht zahlen. Auch das Hotel hier habe ich einfach angeschrieben, die haben sich meine Homepage angeguckt, gesehen das ich kein Scharlatan bin und haben gesagt, dass sie mich mit einer kostenlosen Übernachtung unterstützen.
Das Geld wird ausschließlich überwiesen, ich nehme keine Barspenden an. Das Konto ist von der Stadt Hagen. Außerdem dokumentiere ich meine Tour, die Bilder kann man auf meiner Facebook-Seite sehen. Da kann man sehen, dass ich die Strecke auch wirklich mit dem Rad bewältige und mich nicht fahren lasse.
Ich danke jedem, der Oli radelt wie auch immer unterstützt. Ob durch Spenden für die Einrichtung, durch mediale Begleitung, meinen Sponsoren – allen die mir helfen, ein riesiges Dankeschön.
Oli Trelenberg hatte noch viele Anekdoten zu erzählen, die hier leider nicht mehr den Platz gefunden haben. Zum Beispiel warum er auf Anraten der „First Lady“ den Bundespräsidenten auf die Schulter zur Kontaktaufnahme tippen sollte. Daher unser 5VIER-Tipp: Wenn ihr einen älteren Herrn mit vielen Tattoos und blauen Shirt auf einem Rad seht, einfach mal antippen.
Alle weiteren Details findet ihr unter https://www.oli-radelt.de/
- Spendenempfänger: Stadt Hagen
- Geldinstitut: Sparkasse HagenHerdecke
- IBAN: DE23 4505 0001 0100 0004 44
- Verwendungszweck: Spende Flying Hope, Kassenzeichen 800900009620
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