Am Dienstag hat der Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter (SPD), und der Ministerpräsident des Freistaates Bayern, Markus Söder (CSU), in einer gemeinsamen Pressekonferenz mitgeteilt, dass das diesjährige Münchener Oktoberfest nicht stattfinden wird. Das Risiko in Coroa-Zeiten sei „schlicht und einfach zu groß“ sagte Bayerns Ministerpräsident Söder. Auf dem Festgelände sei der Mindestabstand nicht gewährleistet und das Tragen eines Mundschutzes dort keine Option.
5vier.de nahm dies zum Anlass, um bei dem Wiesnwirt des Koblenzer– und Rioler Oktoberfestes Hans-Jürgen Lichter nach dem Stand der Dinge zu fragen.

Werden die regionalen Oktoberfeste in Koblenz und Riol stattfinden?
5vier.de: Herr Lichter, das Oktoberfest in München wird in 2020 nicht stattfinden. Dies haben der Münchener OB Reiter und Bayerns Ministerpräsident Söder in einer gemeinsamen Pressemeldung am Dienstag erklärt. Wie sieht es mit den von Ihnen betriebenen regionalen Oktoberfesten in Koblenz und Riol aus? Werden diese in Corona-Zeiten stattfinden?
Hans-Jürgen Lichter: Ich habe schon erwartet, dass München abgesagt wird. Bei einem Fest mit dieser Dimension, wo Gäste aus der ganzen Welt erwartet werden, hat die Politik richtig reagiert.
5vier.de: Was bedeutet dies für die von Ihnen geplanten Oktoberfeste in Koblenz und Riol für 2020?
Hans-Jürgen Lichter: Ob wir unsere Oktoberfeste durchführen werden, ist im Moment noch nicht absehbar. Was als Groß- oder Kleinveranstaltung definiert wird, kann ich jetzt natürlich noch nicht abschätzen. Dies obliegt der Politik.
Es gibt Gespräche und Überlegungen in einigen Bundesländern, wieder Feste bis zu 1000 Gäste zuzulassen. Das sind natürlich Größenordnungen, bei der wir weder das Koblenzer noch das Rioler Oktoberfest durchführen können. Unsere engagierten Kapellen und Stars erhalten schon relativ hohe Gagen für Ihre Auftritte. Vielen von Ihnen habe ich schon eine Anzahlung Ihrer Gage bis zu 55% ausgezahlt, dafür bin ich also schon in Vorlage getreten.
Schon einige tausend Karten verkauft
5vier.de: Der Kartenverkauf für Koblenz und Riol läuft ja schon seit einigen Monaten.
Hans-Jürgen Lichter:Wir haben schon einige tausend Karten verkauft. Insbesondere für Koblenz, da Riol ja später startet. Dadurch werden diese Karten gewöhnlich auch später von den Gästen geordert. Für Koblenz entscheiden wir spätestens im Juli ob es stattfinden wird. Die Entscheidung, ob es ein Oktoberfest in Riol geben wird, treffen wir Ende September. Wir haben also noch entsprechend Zeit.
5vier.de: Können bei einer Absage der Oktoberfeste die Karten zurück gegeben werden, oder wie verfahren Sie hier?
Hans-Jürgen Lichter: Wir haben diesbezüglich mit unseren Künstlern schon Gespräche geführt. Wir werden bei einer Absage dieses Jahr das gleiche Programm in 2021 durchführen. So haben die Kapellen und Künstler, aber auch wir, eine Planungssicherheit. Wir werden mit Gutscheinen arbeiten. Wir wollen uns damit mit anderen Veranstaltern solidarisch erklären und nur den Gästen das Geld zurückzahlen, die dringend darauf angewiesen sind. Die Gutscheine gelten dann für 2021.
5vier.de: Wie hoch beziffern Sie den Ihren finanziellen Schaden bei einer Absage?
Hans-Jürgen Lichter: Der Schaden liegt bei ca. 100.000€ für beide Feste. Die Anzahlung an die Künstler, die Kosten für Marketing, Plakate, Werbung, sowie die laufenden Kosten sind natürlich erheblich und bitter. Bei einer Verschiebung des Programmes nach 2021, können wir das allerdings verkraften.
Schlimm wäre die Absage für die Partner, Aushilfskräfte und Lieferanten
5vier.de Was bedeutet eine eventuelle Absage für Ihre Mitarbeiter?
Hans-Jürgen Lichter: Wir haben ganzjährig Festangestellte im Büro, hier wurden bereits die Stunden reduziert. Schlimm wäre eine Absage für unsere Aushilfskräfte, welche teils von dieser Arbeit leben. Oder die Studierenden, die ihr Studium davon finanzieren. Das ganze betrifft ca. 150 Menschen für beide Veranstaltungen. Hinzu kommen noch unsere Partner, Getränke- und Weinlieferanten, Bäckereien, Caterer und Security, die alle von einer Absage betroffen wären.
5vier.de: Wie hoch beziffern Sie Ihren Umsatzverlust bei einer Absage der Veranstaltungen?
Hans-Jürgen Lichter: Wir rechnen mit einem Netto-Umsatz von 2 Millionen Euro. Setzen Sie dies gleich einem Verlust bei einer möglichen Absage. Hinzu kommen noch unsere Partner, Getränke- und Weinlieferanten, Bäckereien, Caterer, Security, Shuttle-Service und viele weitere. Da hängt sehr viel mehr dran, so dass der Umsatzverlust weit höher zu betrachten ist.
Eine andere Variante der Oktoberfeste denkbar
5vier.de: Kommen wir noch einmal auf das Szenario, Veranstaltungen mit max. 1000 Gästen zurück. Haben Sie hier Veranstaltungen in abgespeckter Form vorgesehen?
Hans-Jürgen Lichter: Wie gesagt, in abgespeckter Form kann es für uns nur eine andere Variante des Oktoberfestes geben. Für max. 1000 Gäste kann ich das große Zelt und auch das Musikprogramm nicht finanzieren. Dafür sind die Kosten einfach zu hoch. Was wir für möglich halten, wäre dann eher eine Oktoberfest-Party. Ich habe ja die Almhütte, an die vielleicht ein kleines Cateringzelt angebaut werden könnte. Aber auch das Musikprogramm müsste dann abgespeckt werden.
5vier.de: Herr Lichter, haben Sie noch einen Wunsch?
Hans-Jürgen Lichter: Wir glauben, dass wir die Krise überstehen. Jedoch weiß ich von vielen Gastronomen und Hoteliers, dass sie finanziell nicht gut dastehen. Ich drücke diesen Kolleginnen und Kollegen die Daumen. Ich baue darauf und wünsche mir, dass die Landes- und Bundesregierung eingreift und unserer Politik die Gastronomen unterstützt. In den Städten und Dörfern muss eine funktionierende Gastronomie bestehen bleiben. Das ist das lebenswerte hier in Deutschland und das muss erhalten werden.
5vier.de: Vielen Dank Herr Lichter. Wir wünschen Ihnen trotz der Corona-Krise weiterhin viel Erfolg. Bleiben Sie gesund.
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Unseren Bericht vom 7. Rioler Oktoberfest findet ihr hier.
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