Die kleinen Fächer an der Uni Trier – Phonetik, Linguistische Datenverarbeitung, Jiddisch, Papyriologie, Ägyptologie sind die Exoten unter den Trierer Studienangeboten. Manche haben noch nie etwas davon gehört – wir berichten, wer dort studiert und was genau man da macht. Diesmal: Phonetik.
Die Phonetiker haben genau einen Raum an der Uni: A337. Betritt man das Phonetik-Labor im A Gebäude, entdeckt man zuerst in der Mitte viele Tische und Stühle, wie in einem normalen Seminarraum. Auf den zweiten Blick merkt man recht schnell, dass hier alles etwas anders ist: direkt neben der Tür wartet ein Skelett, liebevoll „Otto“ genannt. Heute trägt es Schal und Headset, die Accessoires wechseln jedoch nach Saison. Am Rand des Raumes stehen Computer, die Fenster sind abgedunkelt, Wände und Boden sind komplett mit grauem Teppich ausgekleidet. Es riecht ein wenig staubig und versmogt. An der hinteren Wand stehen Glasvitrinen mit allerlei zum Teil rustikalem Gerät, neben anatomischen Modellen.
Es scheint, als würden in diesem Raum Dinge gelehrt, die einerseits etwas mit Technik und andererseits etwas mit dem Menschen auf medizinisch-biologischer Weise zu tun hat. Und genau so ist es auch: „Die Phonetik beschreibt, ordnet und erklärt mit geistes- und naturwissenschaftlichen Methoden die sich im normalen und anomalen Organismus vollziehenden beziehungsweise durch ihn ausgelösten Vorgänge bei der Spracherzeugung, -übertragung und -wahrnehmung.“ So beschreibt die Homepage der Uni Trier den Studiengang Phonetik. Etwas einfacher ausgedrückt bedeutet dies, Phonetiker arbeiten mit der gesprochenen Sprache. Das Fach ist interdisziplinär und bewegt sich im Bereich der Sprachwissenschaft, Psychologie, Medizin, Informatik, Physik, Pädagogik und Musikwissenschaft.
Eine entscheidende Rolle im Leben eines Phonetikers spielt die Technik. Mit Programmen können die Phonetiker auf ihrem PC Stimmen analysieren.
Doch wozu soll das gut sein? Was macht man damit? Eine, die sich damit auskennt, ist Daniela Decker. Sie studiert Phonetik im 10. Semester und hat als zweites Hauptfach noch Französisch.
1. Phonetik ist nicht unbedingt ein Fach, das man aus der Schule kennt – Wo hast du dieses Fach kennen gelernt oder zum ersten Mal davon gehört?
Daniela: Die Schwester einer Bekannten war kurz vor meinem Abi dabei, auf Logopädin umzuschulen, was mich zum ersten Mal mit der Materie in Verbindung gebracht hat. Als dann der Uni-Tag angeboten wurde, habe ich mir die Einführungsveranstaltung zum Fach Phonetik angeschaut und war danach sicher, dass ich das Fach studieren möchte.
2. Was genau hat dich dazu bewegt, Phonetik zu studieren?
Daniela: Die Vielfalt der Möglichkeiten, die dieses Fach den Studierenden bietet. Man ist nicht von vornherein auf einen Beruf oder eine bestimmte Richtung festgelegt, sondern hat mehrere Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen. Zudem ist Phonetik im Vergleich zu den meisten anderen Fächern sehr praxisbezogen, was das Studium als Solches interessanter gestaltet.
3. Was macht besonders viel Spaß im Studium der Phonetik – und was besonders wenig?
Daniela: Besonders viel: die Stammtische! Dadurch, dass das Fach recht klein ist, kennt man sich untereinander und die Stimmung unter den Studierenden ist meist recht gut. Außerdem die Praktika, in denen man das Gelernte umsetzen und anwenden kann. Besonders wenig: Muskeln auswendig lernen.
4. Phonetik ist ein sehr kleiner Studiengang – wie ist denn das Verhältnis unter den Kommilitonen und zu den Lehrpersonen?
Daniela: Wie bereits erwähnt ist das Verhältnis unter den Kommilitonen meistens recht gut, da man sich kennt. Was mir persönlich immer wieder auffällt ist die große Hilfsbereitschaft. Das kenne ich aus meinem anderen Fach leider in der Form nicht. Das Verhältnis zum Lehrpersonal ist auch nicht zu vergleichen mit anderen, großen Fächern. In der Phonetik ist immer ein Lehrender da, den man – zu welchen Themen auch immer – um Rat fragen kann. Und das auch ohne schon Wochen vorher einen Termin für die Sprechstunde haben zu müssen. Insgesamt lässt sich das Verhältnis in der Phonetik sowohl unter den Studierenden als auch zum Lehrpersonal als recht familiär beschreiben.
5. Phonetik als Magisterstudiengang erfordert weitere Nebenfächer – du hast sicher aus einem bestimmten Grund deine Fächerkombination so gewählt – was möchtest du später damit beruflich machen?
Daniela: Ich habe Französisch gewählt, erstens weil mir die Sprache an sich gefällt, aber auch, um vielleicht irgendwann mal etwas mit Phonetik und/oder Französisch in Luxemburg oder Frankreich machen zu können. Sprachen und Phonetik sind ja bekanntlich recht gute Kombinationen.
6. „Phonetik? Ist das was mit Lautsprechern?“ – Kannst du einige lustige Fragen/Anmerkungen Phonetik-Unkundiger zu eurem Fach erzählen?
Daniela: Da fällt mir spontan leider kaum was ein…außer dass kaum einer weiß was Phonetik überhaupt ist…
7. Zu Guter Letzt – würdest du zukünftigen Studierenden dieses Fach ans Herz legen und wenn ja – warum?
Daniela: Auf jeden Fall! Jeder, der sich für gesprochene Sprache näher interessiert und keine Lust hat, in der Uni immer nur theoretisch zu arbeiten, liegt mit Phonetik richtig!
Infos zum Studiengang | |
Professur | Prof. Dr. Angelika Braun |
Wissenschaftliche Mitarbeiter | Dr. Herbert Masthoff
Astrid Nauke M.A Peter Knopp M.A |
Anzahl der Studierenden | 160 |
Abschluss | Magister, momentan ist keine Neueinschreibung in das erste Semester mehr möglich |
Geeignete Nebenfächer | Sämtliche Philologien, Linguistische Datenverarbeitung, Psychologie, Informatik, Pädagogik |
Mögliche Arbeitsbereiche eines Phonetikers | Sprachbeschreibung (z.B. Mitarbeit an Aussprachewörterbüchern)
Sprachtechnologie (z.B. Sprachsynthese, Spracherkennung) Ausspracheschulung (z.B. Deutsch als Fremdsprache) Forensik (z.B. Sprechererkennung und Identifikation) |
Studienberatung | Dr. Herbert Masthoff |
Alena meint
Hallo,
Phonetik hört sich echt interessant an. Hatte bis vor kurzem auch gar nicht gewusst, was das ist, bis ein Berufstest das bei mir als Ergebnis ausgespuckt hat. Aber was genau kann man damit anfangen? Ich weiß nur, dass es etwas mit Sprechen zu tun hat,mit Fremdsprachen, Naturwissenschaften und Musik. Ist das ein gutes Studienfach, wenn man gut in Fremdsprachen ist?
Liebe Grüße!