Fluch der Karibik (2003) war ein perfekter Abenteuer-Film. Viele haben mittlerweile bereits vergessen, dass Disney damals für das Projekt belächelt wurde. Ein Film basierend auf einer Disneyland-Attraktion? Johnny Depp mit Make-Up und komischem Akzent? Das tote und vor allem teure Piratengenre? Alles sprach für einen Flop. Vier Fortsetzungen später wissen wir es besser. Johnny Depp hat es mit seinem Jack Sparrow in den Film-Olymp geschafft, wo er mit Luke Skywalker, Marty McFly und Indiana Jones vermutlich auch noch in 100 Jahren auf die Sterblichen hinabblickt.
Die Qualität der Pirates of the Caribbean Reihe nahm nach Fluch der Karibik schnell ab. Die beiden Fortsetzungen waren überladen, überlang und tonverwirrt. Der Mix aus Spaß und Horror aus dem ersten Teil wich politischen Intrigen. Jack Sparrow, der im ersten Teil zwischen den Hauptfiguren Elizabeth Swan und Will Turner eher noch für ein paar komische Einlagen zwischendurch diente, rückte nun in den Mittelpunkt…irgendwann war das alles nur noch anstrengend.
Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten (2011) ruderte dann zurück in die richtige Richtung. Spaß und Grusel kamen zurück, leider war das alles trotzdem ziemlich belanglos. Die neuen Figuren waren uninteressant und Jack Sparrow war einfach nur noch ein betrunkener Hampelmann. Dank des großen Film-Erfolgs in China, darf Depp nun allerdings noch einmal als Pirat antreten. Und auch ein paar andere bekannte Gesichter sind zurück…
Henry Turner, mittlerweile ein junger Mann, will den Fluch der auf seinem Vater liegt, endlich brechen. Will ist nach wie vor auf der Flying Dutchman gefangen und nur ein magisches Artefakt kann ihn angeblich befreien. Unterdessen plant der ehemalige Piratenjäger Salazar seine Rache an Jack Sparrow. Wegen ihm wurde er einst mit einem Fluch belegt und fristet mit seiner Crew ein Dasein als Geist. Jack wiederum kämpft mit einer unzufriedenen Crew…und natürlich mit dem Alkohol.
Pirates of the Caribbean: Salazars Rache macht endlich wieder richtig Spaß. Man merkt dem Film deutlich an, dass das Regie-Team Ronning und Sandberg sich am ersten Teil der Reihe orientiert hat. Der Humor ist manchmal unerwartet und frisch und manchmal altmodisch unanständig, wie das bei Piraten auch sein muss. Für den Horror sorgt Captain Salazar, ein überraschend guter Film-Bösewicht. Wer No Country for old Men gesehen hat weiß, dass Javier Bardem sehr überzeugend den unsympathischen Creep mimen kann.
Die richtige Menge Jack Sparrow hilft dem Film ebenfalls gewaltig. Johnny Depp rückt deutlich in den Hintergrund, während sich die eigentliche Geschichte eher um die neuen Figuren Henry Turner und die vermeintliche Hexe Carina Smyth dreht. Die Ziele aller Figuren sind in dem geschickt geschriebenen Drehbuch alle mit einander verwoben. Noch größeren Respekt verdient es der Film aber für die kleine Backstory, die er seinem legendären Piraten verpasst. Anstatt den üblichen Flashback-Klisches, in denen eine schwere Kindheit und andere dunkle Geheimnisse verraten werden, lernen wir schlicht und ergreifend den Jack, den wir kennen, etwas besser zu verstehen.
Wie soll man es anders sagen: Disney hat seine Hausaufgaben diesmal erledigt. Pirates of the Caribbean: Salazars Rache ist kein revolutionärer Film. Fluch der Karibik wird diese Reihe niemals wieder erreichen. Das erwartet nach vier Sequels aber auch niemand mehr. Salazars Rache macht Spaß, führt eine Hand voll guter, neuer Figuren ein und bringt endlich alle offenen Storystränge aus vergangenen Filmen zu einem befriedigenden Ende.
Jetzt reicht es aber auch wirklich mit den Piraten. Es wird Zeit für Disney zu neuen Ufern aufzubrechen.
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