Auf seiner Behandlungs- und Massageliege lag schon so manch großer Name. Die Bekanntheit seiner Patienten breitgefächert und aus vielen verschiedenen Sparten des öffentlichen Lebens, blickt Physiotherapeut Jinan Al-Shok auf eine schöne und unvergessliche Zeit zurück. Eine Zeit – wo er noch selbst als sportlicher Profi seinem Namen alle Ehre machte und auch die Momente, wo er persönlich sportliche Größen und teilweise auch Legenden kennenlernen durfte.
Im Interview mit 5vier.de-Redakteur André Mergener erzählt Jinan Al-Shok nun nicht nur über seine Arbeit als Physiotherapeut, sondern plaudert auch ein wenig aus dem Nähkästchen, wen er alles bisher in dieser Zeit schon massieren, betreuen, behandeln sowie kennenlernen durfte.
Guten Tag Herr Al-Shok! Wann kam für Sie der Entschluss Physiotherapeut zu werden?
Jinan Al-Shok: Als ich zwischen meinem 14. und 16. Lebensjahr Handball in Trier-Ehrang spielen durfte – meine Mutter hat mir dies eigentlich nie erlaubt, habe ich relativ schnell im Handball nicht nur eine Passion gehabt, sondern auch ziemlich schnell und erfolgreich die Jugendzeit durchgezogen. Ich war damals auch in vielen Auswahlmannschaften aufgestellt, unter anderem auch im erweiterten Kader der Jugend-Nationalmannschaft.
Mein Entschluss Handball-Profi zu werden war geboren. Ich wollte groß hinaus – den maximalen sportlichen Erfolg und hatte schon richtige Visionen vor Augen. Doch leider bin ich mit 14 Jahren aber auch größenmäßig stehengeblieben und merkte dann schnell, dass ich mit den größeren Spielern nicht mehr so mitkomme.
Spätestens nach einem Probetraining in Gummersbach war mir endgültig klar, mit der Handball-Profi-Karriere wird es nichts werden – dank meiner Größe. Für die zweite Bundesliga hat es im Alter von 18, 19 und 20 Jahren zwar gereicht – doch mehr war leider nicht möglich. Nach meinem Abitur kam mir dann der Gedanke mit Profis zu arbeiten. Der Beruf des Physiotherapeuten kam mir dann wie gelegen.
Wie sah denn Ihr beruflicher Werdegang aus?
Jinan Al-Shok: Meine Ausbildung war von 87 bis 90 im Brüderkrankenhaus Trier. Dann hat mich mein jetziger Partner und damals mein Ausbilder Peter Reiland gefragt, ob ich 1990 nach meinem Examen Lust hätte bei ihm in der Praxis, die er im gleichen Jahr eröffnet hatte, als Angestellter zu arbeiten. Dieses Angebot nahm ich schließlich sofort an. Das war für mich bis heute auch ein richtiger Glücksgriff. Es ist die beste berufliche Ehe die ich mir vorstellen kann. 1994 ergab sich dann die Möglichkeit die Praxis zu vergrößern. Im August des selben Jahres bin ich dann in die Praxisleitung, gemeinsam an der Seite von Peter Reiland, eingestiegen.
Eines Ihrer Stationen neben dem Praxisalltag, war ferner auch die Beach-Volleyball-Nationalmannschaft (Männer und Frauen) gewesen. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück – wie sehr hat diese Zeit Sie beruflich und menschlich geprägt?
Jinan Al-Shok: Ich bin jetzt einer von drei Physiotherapeuten in Deutschland der die Nationalmannschaft betreuen darf. Geprägt hat mich diese Zeit allemal. Auch das Dazulernen hört nie auf. Alle fünf bis zehn Jahre gibt es schon diverse Veränderungen, Tricks und neue Behandlungsmethoden. Von daher ist es in diesem Bereich immer spannend. Gerade in der Liga wo ich behandle muss man sich immer auf neue Dinge einlassen. Auch Behandlungsmethoden, die man weder in der Ausbildung noch in diversen Fortbildungen erlernt hat. Teilweise sind es sehr exotische Methoden, die wir dann erst an uns erproben und anschließend dann auch in die normale Behandlung mit einfließen lassen. Von daher prägt mich diese Zeit enorm. Ich bin auch sehr dankbar das ich solche Erfahrungen erleben darf.
Wo steht die Beach-Volleyball-Nationalmannschaft denn aktuell?
Jinan Al-Shok: Ein deutsches Herrenteam ist bei Olympia in Tokio dabei. Und da jede Nation zwei Teams stellen darf, kämpfen derzeit noch in Mexiko zwei Damenteams um die Qualifikation für Olympia. Die Chancen für einen Olympia-Startplatz stehen hier auch sehr gut.
Das Sie schon viele Profis und Promis behandeln durften ist ja kein Geheimnis mehr. Aber plaudern Sie doch mal ein wenig aus dem Nähkästchen. Wer lag denn schon alles unter Ihren Händen?
Jinan Al-Shok: Es gibt einige noch sehr bekannte die man auch in der heutigen Zeit nie wieder vergessen kann. Zum Beispiel Boris Becker und Michael Stich, die alle beide hier in der Arena ein Show-Match hatten. Für mich persönlich ein richtiges Highlight. Mit den beiden “Legenden“ hatte ich richtig tolle und lustige Momente in der Kabine gehabt. Aber auch aus der Basketballszene durfte ich mit Dennis Rodman einen richtig großen Sportler kennenlernen und behandeln, der ja auch während seiner Zeit in Trier für mächtig Aufsehen gesorgt hat, nachdem eine Party im Park Plaza so richtig aus den Fugen geraten ist.
So eine richtige Dreckssau-Party? Jetzt will ich Details wissen (lacht)!
Jinan Al-Shok: Ja – kann man so sagen. Eine richtige Dreckssau-Party (lacht). Ich war dort auch eingeladen – machte allerdings nachdem ich gemerkt habe das diese Party immer mehr außer Kontrolle gerät schnell die Biege. Wie man aus bekannten Polizeiberichten dann entnehmen konnte, wurde Dennis Rodman damals auf Höhe von Montabaur von der Polizei gestoppt und durfte noch anschließend ausstehende hohe Geldbeträge Richtung des Park Plaza´s abdrücken. Eine richtige Skandalnacht die ich damals live miterleben durfte.
Wie waren Ihre Eindrücke in der Arena von Dennis Rodman – was bequatscht man mit solch einer Legende in der Kabine?
Jinan Al-Shok: Was wir genau bequatscht haben weiß ich aktuell nicht mehr. Auf jeden Fall waren Dennis Rodman sowie auch Boris Becker sehr redefreudig. Dennis Rodman, der damals mit einem NBA-All-Stars-Team in Trier war, hatte damals sogar seine eigene Kabine, abseits der Mannschaft. Er hatte dies damals dem Veranstalter Wolfgang Esser auferlegt. All diese Personen sind sehr sympathisch, aber halt in einer komplett anderen Welt unterwegs.
Welche sportliche Größen wurden noch behandelt?
Jinan Al-Shok: Fußball-Nationalspieler und FC Chealsea-Star Antonio Rüdiger – kurz nach seinem Kreuzbandriss, war ebenfalls bei mir in Behandlung. Es war kurz vor der EM. Rüdiger kam aus dem Trainingslager und hat schließlich bei mir eine Behandlung erbeten. Der Kontakt kam damals über seinen Halbbruder Sahr Senesie, der ihn ja auch praktisch gemeinsam mit Alexander Bergweiler als Spielerberater betreut. Auch behandelt habe ich damalige Basketballprofis und Teams, die zur damaligen Zeit einen richtig großen Namen hatten.
Haben Sie noch Kontakt – wenn ja mit wem?
Jinan Al-Shok: Ja in Tat zu einigen ehemaligen Basketballern aus Trier. Man tauscht sich halt über WhatsApp aus, schickt sich Geburtstags- oder auch Weihnachtsgrüße. Es sind lose, aber keine persönlichen Kontakte.
Neben Ihrer Arbeit als Physiotherapeut, verfolgen Sie auch ein Projekt für den guten Zweck. Sie gehen in einer besonderen Gruppe wandern und das einige Kilometer. Der Erlös kommt der Nestwärme zu Gute. Wie kamen Sie zu dem Wandern für den guten Zweck?
Jinan Al Shok: Der Erstkontakt über Nestwärme und zur Wandergruppe war mit Eric Naunheim – Gastronom aus Trier, unter anderem Lousiana und Donna Mia, mit dem ich auch schon seit vielen Jahren sehr gut befreundet bin. Er fragte mich mal vor einigen Jahren – ob ich mir vorstellen kann da mitzumachen. Meine Zusage folgte prompt – gerade wenn es auch um den guten Zweck geht.
Was war Ihre erste große Route?
Jinan Al-Shok: Letztes Jahr – als wir von Königsstein eine Alpenüberquerung zwischen Deutschland und Österreich gemacht haben. Das war quasi mein Einstieg in die Wanderwelt und ich kann es jedem praktisch nur empfehlen solche Sachen einmal zu machen. Dieses Projekt hat mich auch mal wieder in die Natur gebracht – lässt seelisch abschalten und tut dem Körper richtig gut. Es bringt einen auf andere Gedanken. Die schöne Natur vor Augen, die Ruhe, einfach herrlich und unvergesslich.
Wann geht es wieder auf die Wanderpiste?
Jinan Al-Shok: Bereits ab dem 24. Mai geht es wieder weiter. Dann steht eine Dolomiten-Überquerung geschrieben von Meran in Südtirol bis an den Gardasee. Eine gewaltige Strecke auf die ich mich schon jetzt richtig freue.
Hat diese Wandergruppe auch einen Namen?
Jinan Al-Shok: Die Gruppe selbst heißt #8Freunde. Nicht immer kann jeder mitgehen. Aber dieses Mal dürften wir alle acht Freunde zusammen haben. Eine richtig tolle Sache wo wir dann versuchen werden, möglichst viel Geld für die Nestwärme zu erwandern.
Von wie viel Kilometern spricht man so?
Jinan Al-Shok: Also jede Tagesetappe liegt so zwischen 15 und 23 Kilometern. Die kürzeren Etappen hatten dann eine Höhendifferenz von bis zu 1100 Metern. Es geht schon richtig zügig hoch und runter. Je mehr Steigung – desto weniger Kilometer. Ist die Router flacher – so gilt es dann auch mehr Kilometer zu erwandern.
Schwenken wir mal auf Ihr Privatleben. Wir wichtig ist Ihnen Familie?
Jinan Al-Shok: Sehr wichtig! Für mich steht dieser Punkt ganz weit oben. Ich stehe in einem ganz engen Verhältnis zu meiner Mutter. Wir machen sehr viel zusammen – Urlaube und sonstige Unternehmungen. Mittlerweile ist sie 78 Jahre alt – aber körperlich und geistig noch voll fit. Wir fahren jedes Jahr zwei bis dreimal in Urlaub. Sie liebt auch die Berge und die Winterwelt und ich habe dank ihrer Hilfe als Dreieinhalbjähriger das Skifahren erlernt.
Deswegen gebe ich ihr jetzt auch sehr viel zurück. Dieses Jahr waren wir gemeinsam wieder im Skiurlaub und sie kann es immer noch. Zwar nicht mehr die ganz großen Schneehänge, aber es klappt noch ganz gut. Aber auch Wochenend- und Städtetouren in ganz Europa machen wir sehr gerne. Ich pflege zu meiner Mutter ein ganz witziges und freundschaftliches Verhältnis und das ist mir auch sehr wichtig.
Welcher Ausgleich in Ihrem Leben ist Ihnen noch wichtig?
Jinan Al-Shok: Ich bin ja in der Woche über extrem lang in der Praxis. Trotzdem gönne ich mir schon viele Jahre lang den freien Freitag. Ein Tag wo ich mich dann um Freunde, aber auch um mich selbst kümmere. Der Freitag ist sozusagen mir sehr heilig geworden. Mein Ausgleichstag wo ich Dinge mache, die an den anderen Tagen leider viel zu kurz kommen. Zudem gebe ich sehr viel Zeit für Urlaube aus. Wintersport mag ich sehr. Ich fahre leidenschaftlich gerne Snowboard, meistens dann auch alleine auf der Piste.
Würden Sie in Ihrem Leben noch einmal alles ganz genauso machen?
Jinan Al-Ahok: Viele Menschen meinen diverse Dinge anders machen zu wollen, könnten sie noch einmal in die Vergangenheit reisen. Das muss jeder für sich selbst wissen. Doch das Leben ist ja nicht nur da um keine Fehler zu machen. Fehler macht man und sie sind menschlich.
Also ich würde mein Leben genauso wieder leben. Sicherlich habe ich öfters mal darüber nachgedacht wie es ist eine eigene Familie und Kinder zu haben. Leider hat es bei mir nie funktioniert. Doch die Traurigkeit darüber ist vorbei und ich bin mit mir im Reinen. Doch das Wichtigste und da klopfe ich dreimal auf Holz, ist meine Gesundheit. Mir geht es gut, ich kann mich bewegen, atmen und bin körperlich fit.
Für alle Probleme gibt es Lösungen und jeder Mensch hat praktisch Probleme, mal mehr und mal weniger. Ich sage mir immer – du hast einen tollen Job und Patienten, denen es viel schlechter geht. Und genau das halte ich mir immer vor Augen. Das Leben ist schön – der Blick nach vorne zählt und das Hier und Jetzt genießen. Für mich nicht nur ein Spruch, sondern viel mehr ein Lebensmotto.
Okay Herr Al-Shok – ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und viel Gesundheit!
Jinan Al-Shok: Danke ebenfalls!
Homepage – Reiland & Al-Shok
André Mergener
Zurück zur Startseite geht’s hier – 5vier.de
Wir suchen Prakikanten (m/w/d) und Redakteure (m/w/d).
Melde dich einfach unter [email protected].
Motivation ist wichtiger als Erfahrung
Alex Zaraki meint
Wirklich erstaunlich, dass Superstars wie Antonio Rüdiger eine Praxis für Physiotherapie besuchen! Gut zu wissen, dass neue exotische Methoden erstmal erprobt werden. Vielleicht sollte ich auch mal eine Behandlung machen lassen, um die Muskeln etwas zu lockern!
Melanie Samsel meint
Vielen Dank für den Artikel! Ich wäre beinahe Profisportlerin geworden, habe mich dann aber verletzt. Daher ist es interessant zu lesen, wie man sich trotzdem in dem Bereich engagieren kann. Ich werde mich mal informieren, wie der Berufsweg in die Physiotherapie für mich aussehen würde.