„Die AfD?“ – „Ja, aber die gute, verdammt noch mal!“ ruft der Rapper der Band dem Publikum zu. Eine emotionsgeladene Show lieferten die vier Jungs aus Merzig am Samstagabend im Studio 30 in Saarbrücken. Verschüttetes Bier und lautes Grölen untermauerten die grandiose Atmosphäre, welche sich den Anwesenden bot. Wie genau sich diese untypische Band zusammengefunden hat, erfragten wir in einem Interview vor der Show:
Ein Bass, eine E-Gitarre, ein Schlagzeug, aber hier spielt nicht die erwartete Garagen-Indie-Rockband. Chris wusste schon seit seiner frühen Jugend, dass die Hip-Hop-Kultur und somit auch der Rap ihn auf besondere Weise berühren. Mit Einflüssen von Rappern wie der alten Antilopen Gang mit NMZS, wurden Worte für ihn immer bedeutender – in ihnen liegt die Kraft des Ausdrucks. Aber nur Texte schreiben reichte irgendwann nicht mehr. Dann kam Andy, der jetzige Gitarrist, mit ins Boot. Die beiden schrieben ihren ersten Song zusammen, der nie veröffentlicht wurde. Doch nur aus Beat und Gesang wird kein Gericht, es fehlte etwas- bis die Brüder Peter und Martin hinzukamen. Martin am Bass und Peter, der mit dem Schlagzeug den Rest perfektioniert – „aus einem Toast mit Schinken wurde also ein Toast Hawaii“.
Die vier Saarländer wollen zeitlose Musik schaffen. Rap mit echten Instrumenten soll dem Publikum eine Alternative zur momentanen Rap-Szene bieten. Besonders sind sie mit ihrer instrumentalen Ausstattung auf jeden Fall, da diese in den Schatten von Synthesizern und Autotune wandert. Ohne klare Linie zwischen den Genres kann man zu ihren Tracks sowohl pogen, als auch mitfühlend das Feuerzeug schwenken.
„Make Deutschrap Great Again!“
Auf die Frage „Wieso der Name?“ antwortete der Bassist locker mit der Gegenfrage „Wieso nicht?“. Es handle sich um eine normale Konstruktion eines deutschen Satzes – lediglich die Bedeutung gäben sie ihr selbst. Seit März 2016, da waren sich die vier einig, wollte man sich „Alternative für Deutschrap“ nennen. Gerne würden die Jungs behaupten, sie wären die erste „AfD“ gewesen, ohne die „Nazisymbolik“. Sie würden häufiger hören, der Name gehöre sich nicht. Dennoch stieße der Name auch auf Anerkennung, da er ein witziges Wortspiel mit Charme sei.
Fresh und arbeitslos geht auch anders
Die Ideen für die Inhalte ihrer Texte seien unterschiedlich und kämen hauptsächlich von Andy und Chris. In den Texten verarbeiten sie Inhalte aus ihrem Leben und ihrer Umwelt, keine fiktiven Szenarien. Ihre Lieblingsthemen seien hierbei Liebe und Gesellschaft, wie in den Tracks „Zu zweit allein“ oder „Auf gute Nachbarn“.
Aber nicht alles ist allzu ernst gemeint: Einer ihrer Songs heißt „Fresh und Arbeitslos“ und handelt vom kläglichen Versuch eines Musikers, erfolgreich zu sein. Chris könne es sich auch vorstellen „einmal mit einer Goldkette aufzutreten“.
Ein Mix aus Humor, Satire und tiefgründigen Gefühlen bietet die vierköpfige Band aus dem Saarland – ein echter Diamant für die Musikszene. Wo genau es hingehen soll, wissen sie jedoch selbst noch nicht. Die Musik mache einen wichtigen Teil ihres Lebens aus und in ihren Träumen verdienen sie Geld mit Auftritten wie dem am Samstagabend. Musik sei das „Feuer im Herzen“, so der Schlagzeuger. Doch bevor die großen Berge erklimmt werden, stehen zunächst einige Festivals auf ihrer Wunschliste. Ebenfalls ist eine EP (Extended Play) für den kommenden Sommer geplant, mit Songs wie „Swagxit“ oder „Loch“, die man bisweilen nur live genießen kann.
Finden könnt ihr die Alternative für Deutschrap auch online auf Twitter und auf Facebook
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