Trier. Etwa 600.000 Menschen sind hierzulande an Epilepsie erkrankt. Wie unterschiedlich dieses neurologische Krankheitsbild auf das Leben und den beruflichen Alltag der Betroffenen Einfluss nimmt und wie verschieden die Therapieansätze sein können, wurde jetzt wieder bei einer von Chefarzt Professor Dr. med. Matthias Maschke moderierten Informationsveranstaltung im Brüderkrankenhaus Trier deutlich.

Dass ein Mensch von jetzt auf gleich einen schweren Krampfanfall bekommt und währenddessen vollständig die Kontrolle über sich und seinen Körper verliert, ist für viele Nichtbetroffene nach wie vor eine eher befremdliche Vorstellung. Es gelte deshalb, die Erkrankung trotz bereits erreichter Erfolge weiter „raus aus der Tabuzone“ zu führen, erklärte Markus Leineweber, Hausoberer des Brüderkrankenhauses, am vergangenen Samstag zur Eröffnung einer Informationsveranstaltung zum Thema Epilepsie. Zahlreiche Patientinnen und Patienten sowie Angehörige und Interessierte nutzten das Angebot, sich von Expertinnen und Experten über neuere Entwicklungen zu informieren.
Die richtigen Medikamente finden
Den Auftakt bildete MUDr. Julia Vnencakova, Funktionsoberärztin der Abteilung für Neurologie, Neurophysiologie und neurologische Frührehabilitation, die sich der Frage nach Vor- und Nachteilen medikamentöser Behandlungsformen widmete. Es gelte immer abzuwägen zwischen der Wirksamkeit, sprich einer bestmöglichen Anfallskontrolle, sowie der Verträglichkeit, also der Reduktion möglicher Nebenwirkungen, beschrieb die Medizinerin die zentrale Herausforderung für alle Beteiligten. Grundsätzlich gelte: Für jeden Menschen mit Epilepsie finde sich ein passendes Medikament, bei etwa 70 Prozent der Betroffenen lasse sich bereits mit dem ersten Präparat eine Anfallsfreiheit erzielen.
Epilepsie hat viele Ursachen
Dass Epilepsie jeden Menschen treffen kann, machte Oberarzt Dr. med. Sebastian Arnold deutlich. Der Sektionsleiter Neuroradiologie im Zentrum für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin des Brüderkrankenhauses befasste sich in seinem Vortrag mit der Bildgebung bei Epilepsie. Mit dieser lassen sich insbesondere Läsionen im Gehirn fest- und darstellen, etwa infolge eines Tumors, Schlaganfalls oder auch im Nachgang zu einer Infektion. Im Fokus stehe die Ursachabklärung bei einer fokalen Epilepsie, bei der die Anfälle von einer bestimmten und in der Regel lokalisierbaren Stelle im Gehirn ausgehen.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Auf neue Entwicklungen in der Therapie ging Professor Dr. med. Matthias Maschke ein. Hierbei konzentrierte sich der Chefarzt der Neurologie des Brüderkrankenhauses auf drei Präparate und berichtete, dass sich die Zielsetzung der Forschung verändert habe: „Die neuen Medikamente haben nicht mehr so sehr zum Ziel, in jedem Fall Anfallsfreiheit zu erreichen, sondern die Gefahr von Nebenwirkungen zu minimieren“, erklärte Professor Maschke. Er gab zu bedenken, dass ein Medikament, mit dem Anfallsfreiheit erreicht wird, der Patient aber infolge der Nebenwirkungen extrem stark in seinem privaten und beruflichen Alltag eingeschränkt wird, nicht das richtige Präparat sein könne.
Beratung für Betroffene und Angehörige
Offenbar richtig lag das Brüderkrankenhaus mit der Einrichtung einer eigenen und von ihm finanzierten Epilepsie-Beratungsstelle. Wibke Meyer, examinierte Krankenschwester und Epilepsie-Fachassistentin im Patienten-Informationszentrum (PIZ) berichtete jedenfalls von einer großen Nachfrage nach ihrem Angebot. Dieses richtet sich an Betroffene und deren Angehörige, die über medizinische Beratung hinaus Beratungsbedarf haben. Wie etwa zur Vereinbarkeit ihrer Erkrankung mit dem Beruf oder möglichen Folgen wie einem Fahrverbot. Hierbei arbeitet Wibke Meyer auch eng mit der Epilepsie Selbsthilfegruppe Trier (SAAT e.V.) zusammen, deren Vorsitzender Stefan Conrad abschließend die Bedeutung der Selbsthilfe bei dieser Erkrankung deutlich machte.
PM – BBT-Gruppe
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