Von Florian Schlecht
In der Allianz-Arena fiel am Dienstag die letzte Aufstiegsentscheidung zur 3. Liga. Die SV Elversberg setzte sich bei 1860 München II durch. Als Fazit bleibt: Die umstrukturierte Regionalliga sorgt für Ernüchterung. Die jungen Löwen sind mit Hessen Kassel und den Sportfreunden Lotte einer von drei Regionalliga-Meistern, denen durch die Relegationsspiele der Sprung nach oben verwehrt bleibt. Das Nadelöhr, der Viertklassigkeit zu entkommen, wird immer kleiner. Und die finanziellen Risiken immer größer. Die verkorkste Reform stößt bei Medien, Fans und Vereinen auf massive Kritik.
Drei Tage dauerte es nur, da hatte die Facebook-Gruppe „Gegen die Relegation in Liga 4“ schon fast 2.500 Mitglieder. Die Fußballfans zeigen sich solidarisch in ihrer Unzufriedenheit über die Regionalliga-Reform, die jeden Meister in Form von Aufstiegsspielen durch ein weiteres Nadelöhr zur 3. Liga schickt.
Die Bilanz ist nun im ersten Jahr nach den Veränderungen des Deutschen Fußball-Bundes verheerend. Die Sportfreunde Lotte, die im Westen mit 86 Punkten ohne Probleme den ersten Platz einfuhren, scheiterten in der Relegation tränenreich in der Verlängerung an RB Leipzig. Der Brause-Gigant selber hätte im Tecklenburger Land beinahe die Flucht aus der Regionalliga verpasst. Und das, obwohl Leipzig in der Nordost-Staffel kein einziges Spiel verlor. Hessen Kassel stolperte als beste Südwest-Mannschaft an der Hürde der Relegation, weil Nordmeister Holstein Kiel sich in zwei Spielen durchsetzte.
Dafür steigt die SV Elversberg in die 3. Liga auf, die hinter Kassel als Vizemeister einlief. Die Saarländer setzten sich am Dienstag durch ein 1:1 bei 1860 München II durch, das als Titelträger von Bayern ebenfalls am Hindernis „Aufstiegsspiele“ hängen blieb. Allerdings ist hier die Fußnote zu setzen, dass sich die jungen Löwen gegen eine überschaubare Schar aus Anwärtern im Freistaat behaupteten. Spitzenvereine wie Illertissen und Buchbach hatten früh die weiße Fahne gehisst angesichts der finanziellen und infrastrukturellen Herausforderungen, die ihnen mit einem Aufstieg drohten. Wenn nicht die Reserveteams von 1860, dem FC Bayern und dem 1. FC Nürnberg ihre Bereitschaft zu einem sportlichen Aufstieg erklärt hätten, wäre der Platz in Bayern unbesetzt geblieben. Die Reform nach einem Jahr – sie ist ein großes Fiasko.
„Wir können das nicht nachvollziehen“
Auch bei Eintracht Trier, das lange vom zweiten Platz im Südwesten träumte, wird die Entwicklung mit Kopfschmerzen gesehen. Häufig schimpften Verantwortliche, Spieler und Fans über die Idee der Verbände, für die Meister zusätzliche Aufstiegsspiele einzuführen. Nur drei von 93 Regionalligisten schaffen am Ende einer Saison den Sprung in die 3. Liga. „Unsere Haltung ist klar: Wir können das nicht nachvollziehen“, grantelt Geschäftsführer Dirk Jacobs, der das Modell des fairen sportlichen Wettbewerbs mit der Reform ausgehebelt sieht. „Von der Kreisklasse an steigt mindestens der Erste immer auf. Die Regionalliga ist die einzige Liga in ganz Deutschland, in der das nicht zutrifft und in der Meister mit über 80 Punkten auf der Strecke bleiben.“ Die Regionalliga in ihrer momentanen Form – sie war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Über Facebook gibt es nun erste Proteste von Fans und den Wunsch nach einer gerechten Gestaltung der Aufstiegsregelung. So schreiben die Gründer der Seite „Gegen die Relegation in Liga 4″: Hiermit wollen wir nicht nur die Kasseler Fans ansprechen, auch nicht nur die Fans aus Lotte oder die aus München, nein, wir wollen, dass sich alle Fans ambitionierter Regionalliga-Vereine zusammenschließen und etwas gegen dieses ungerechte und undurchdachte System der Regionalliga Relegation unternehmen! Jeder Verein, der Meister wird, sollte das Recht haben, aufzusteigen!“ Alexander Zorniger, der Trainer von RB Leipzig, spendete in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) dem unterlegenen Gegner Trost: „Mein erster Gedanke war, mir tut es im Herz weh für Lotte. Weil ich als Trainer weiß, was dahintersteckt. Da arbeitest du wie ein Bekloppter, hast 86 Punkte und steigst trotzdem nicht auf. Diese Relegation ist widersinnig.“
„Nur noch Spielpartner von U23-Mannschaften“
Auch die Medien sind sich einig. Die „11 Freunde“ hat sich dem Thema bereits angenommen. „Nirgends ist der deutsche Fußball so undurchlässig wie zwischen der dritten und vierten Liga“, schreibt das Fußball-Magazin, das die Ungerechtigkeiten des Systems am Beispiel der Aufstiegsspiele von Lotte und Leipzig hintergründig beschreibt. Die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine befindet die Relegation als „unnötig wie einen Kropf“ und betont zum Scheitern von Kassel: „Aus einer komplett umgebauten Truppe hat Uwe Wolf das Maximum herausgeholt. Sie sind Meister, aber stehen mit leeren Händen da. Das ist schon eine ganz besondere Tragik.“
Dabei gibt es einige Hebel, die in Bewegung gelegt werden könnten. „Es muss eine neue Reform her. Wir müssen erst einmal dahin kommen, dass es aus jeder Liga einen Aufsteiger gibt“, sagt Jacobs. Er plädiert wieder für das alte Modell mit drei Staffeln. „Die Meister gehen direkt hoch in die 3. Liga, die Vizemeister spielen in einer Runde einen weiteren Aufsteiger aus.“
Aber egal, ob drei, vier oder fünf Regionalligen: Für den Geschäftsführer von Eintracht Trier muss diese Staffel auch wirtschaftlichen Reiz versprühen. Derzeit erhalten die Regionalligisten keinen Cent an Fernsehgeldern, wo es vor wenigen Jahren noch sechsstellige Beträge waren. „Wenn hier vom Profifußball gesprochen wird, muss es entsprechende Unterstützung geben, die den Vereinen eine Planungssicherheit gewährt. Eine echte Überlebenschance gibt es unter den derzeitigen Voraussetzungen nicht.“ Dabei verweist er auch auf das Roulette in der 3. Liga, das reihenweise Traditionsvereine nicht mehr durchstehen. Alemannia Aachen, Kickers, Offenbach, VfL Osnabrück, SV Babelsberg – die Schreckensmeldungen von finanziellen Nöten alleine aus dieser Saison sind lang.
Die Trierer sehen die Klassen unterhalb der ersten beiden Bundesligen so generell benachteiligt. Der Relegationsmodus ist da ein zusätzlicher fader Beigeschmack. Aber ein ziemlich kräftiger. „Ich habe den Eindruck, dass wir nur noch dafür da sind, die Spielpartner der U-23-Mannschaften zu sein.“
Die Regionalliga in der Krise: Welche Reform-Ideen schweben euch vor?
Steffen Fischer meint
3. Liga in 2 Staffeln – Nord und Süd teilen je 18 Mannschaften.(je 3 Absteiger) = 6
Regionalliga in 4 Staffeln Nord Süd Ost West (1 Platz: direkter Aufstieg = 4 Aufsteiger ). Die vier 2. jeder Regionalliga spielen die verbleibenden 2 Plätz für Liga 3. aus.
1. Platz der 3.Liga = direkter Aufstieg
Die beiden 2. Platz der 3.Liga (Nord und Süd) = Relegationsspiel gegeneinander. Der Gewinner Spielt gegen den 16. der 2. Liga oder:
16. der zweiten Liga steigt direkt ab und der Verliere des Relegationsspiel spielt gegen den 15. der 2. Liga.
Egal wie das ganze umgesetzt wird aber von einer eingleisen 3.Liga auf eine 5-gleisige Regionalliga zu gehn ist Mmn eine sinnlose Idee , lieber in kleiner Schritten.
1-1-2-4(5) usw.
-> keine Relegationsspiele zwischen der Staffelsieger
Thomas Kuret meint
Es kann nicht sein das ein Meister nicht AUFSTEIGT. 1 und 2 Liga spielen 18 Vereinen und 3 steigen ab. Die 3 Liga besteht aus 20 Vereinen, dann müsse da eben 5 Vereine absteigen, wo ist das Problem.
Alternativ steigen die 3 Punktbesten 4 Ligavereine direkt auf, die anderen beiden müssen 2 Relegationsspiele gegen den 17 und 16 der 3 Liga machen. Wer gegen wen antreten muß wird ausgelost. Wäre immer noch besser als der derzeitige Zustand. Aber eigentlich müsste ein Meister direkt aufsteigen.
Davon abgesehen würde ich eh alle 2 Manschaften aus der 3 Liga raus werfen. In der 4 Liga gibt es jede Menge Traditionsvereine, die die 3 Liga mehr aufwerten würden als die zweiten Manschaften von Dortmund oder Stuttgart. Momentan sind es nur die beiden, da kann man die gleich mal raus werfen und verhindern das neue nach kommen.
AbuAndreas meint
Nach wie vor 5 RL-Staffeln, wobei Baden-Württemberg aus dem Bereich der jetzigen RL Südwest ausscheidet und mit Bayern die RL Süd bildet.
Jede RL-Staffel besteht aus 10 Clubs = 18 Spieltage. Die 5 Ersten und 5 Zweiten spielen anschliessend bundesweit eine Aufstiegsrunde zur 3. Liga aus (erneut 18 Spieltage), die ersten Drei steigen auf.
Die übrigen 8 Clubs jeder Staffel spielen regional eine Abstiegsrunde aus (14 Spieltage), wobei die jeweils 3 letzten in jedem Fall absteigen müssen.
Aus den darunter liegenden 5. Ligen gibt es stets 3 Aufsteiger in die entsprechende RL-Staffel.
Da es bezogen auf eine einzige RL-Staffel im ungünstigsten Fall geographisch 3 Absteiger aus der 3. Liga geben könnte UND gleichzeitig keiner aus der betroffenen Staffel aufsteigt, hätte dies 6 Absteiger zur Folge.
Eine Reorganisation der 5. Liga wäre ebenfalls durchzuführen.
Übersicht:
a) RL NORD über OL Schleswig-Holstein/Hamburg & OL Niedersachsen/Bremen
b) RL WEST über OL Nordrhein & OL Westfalen
c) RL OST über OL Nordost & OL Südost
d) RL SÜDWEST über OL Rheinland-Pfalz/Saar & OL Hessen
e) RL SÜD über OL Baden-Württemberg & OL Bayern
Vorrunde: 5 x 10 Teams, 18 Spieltage, Plätze 1 und 2 in nationale Aufstiegsrunde, Plätze 3-10 in regionale Abstiegsrunden.
Aufstiegsrunde: 1 x 10 Teams, Plätze 1-3 = Aufsteiger zur 3. Liga, Erster = Deutschet Amateurmeister.
Abstiegsrunden: 5 x 8 Teams, Plätze 3-5 = abhängig vom Verlauf in 3. Liga und Aufstiegsrunde, Plätze 6-8 = Absteiger in OL.
Spieltage insgesamt für Teilnehmer an der Aufstiegsrunde = 36, an den Abstiegsrunden = 32.
Vorteile: Klar definierte geographische Zugehörigkeit / aus einer Staffel können 2 Clubs in die 3. Liga aufsteigen / lediglich 9 längere Fahrten zu Auswärtsspielen in der Aufstiegsrunde / Spannung in den 5 regionalen Abstiegsrunden, da neben 3 festen Absteigern 3 weitere Teams vom Verlauf der 3. Liga und der Aufstiegsrunde abhängig sind und um den Klassenerhalt kämpfen müssen / Im umgekehrten Fall (2 Aufsteiger aus einer RL-Staffel, gleichzeitig kein Absteiger aus 3. Liga) können bis zu 5 Teams aus der OL in die jeweilige RL-Staffel aufsteigen.
Nachteile: Bruch mit der Tradition, dass eine Liga mit 16 oder mehr Clubs auf herkömmlichen Weg ausgespielt wird / grenzwertige Planungssicherheit für die Teilnehmer der 5 regionalen Anstiegsrunden, da in ungünstigstem Fall von 8 Teilnehmern bis zu 6 Teams absteigen können.
Es hat mir Spass gemacht, mich mit dem Gedanken einer RL-Reform zu befassen. Wollen wir hoffen, dass der DFB etwas Gescheites auf die Beine stellen wird.
Viele Grüsse eines alten Bayer 05/KFC Uerdingen-Fans 😉
Metropolit meint
Wie wär´s mit:
a) 3 Aufsteiger:
Meister Südwest, Viererrunde der anderen Meister ermittelt zwei weitere Aufsteiger
b) 4 Aufsteiger(nach Beschluss des DFB-Bundestags):
zwei Dreiergruppen mit je zwei Aufsteigern
Alex meint
Mein Vorschlag: Regionalliga Bayern abschaffen und 4 Staffeln a 20 oder 18 Mannschaften regional verteilen. Die aus Bayern müssten dann in den Osten, evtl. ein paar in die Südweststaffel, Kassel in den Norden usw., dann können die mesiten Vereine aus Bayern wieder in einer Oberliga Bayern spielen und gut ist, nur die Zweitvertretungen spielen Regionalliga, weil die anderen wollen das ja sowieso nicht. Bei denen sind die Reisekosten auch egal, so dass sie ruhig im Osten spielen können…