Von Benedikt Rupp
Eintracht Trier hat sich beim Tabellennachbarn Waldhof Mannheim ein 1:1-Unentschieden erkämpft. Die auf mehreren Positionen umgestellte Kiefer-Truppe ging früh in Rückstand. Alon Abelski brachte sein Team per Strafstoß zurück ins Spiel. Doch nach den Platzverweisen gegen Torge Hollmann und Ersatzkapitän Steven Kröner musste der SVE lange Zeit um den Punktgewinn zittern. Andreas Lengsfeld bewahrte die Moselstädter dabei mit zahlreichen Paraden vor einer Niederlage.
Den Schwung aus dem Pokal-Derbysieg gegen Koblenz konnte die Eintracht nicht in den Liga-Alltag mitnehmen. Beim SV Waldhof Mannheim kam die Elf von Trainer Jens Kiefer zu einem 1:1-Remis. Doch die Eintracht hatte mächtig Glück und Andreas Lengsfeld, dass sie in Mannheim nicht verlor oder gar völlig unterging. Nachdem sich Trier beim Stande von 1:1 durch einen Platzverweis von Torge Hollmann selbst schwächte, bewahrte Keeper Lengsfeld seinen Klub mit drei oder vier starken Paraden vor einer Niederlage. Noch vor der Unterzahl hatten sich die Trierer zu wenig Chancen herausgespielt. Mit zehn Mann kam die Eintracht zu keinen nennenswerten Entlastungsaktionen.
Umformierte Eintracht-Elf bekommt eiskalte Dusche
Im Vergleich zum Pokalderby am Mittwoch bei der TuS Koblenz stellte SVE-Coach Jens Kiefer seine Mannschaft auf gleich fünf Positionen um. Kapitän Fouad Brighache, der nach 120 Minuten Pokalfight von Trainer Kiefer eine Verschnaufpause erhielt, wurde durch Thomas Konrad ersetzt. Christopher Spang stand für Matthias Cuntz im defensiven Mittelfeld in der Startelf. Cuntz hatte sich im Heimspiel gegen Baunatal die zehnte Gelbe in dieser Saison eingehandelt.
Auf den beiden Außenpositionen begannen Lars Guenther und Winterneuzugang Kushtrim Lushtaku. Außerdem durfte Fahrudin „Faz“ Kuduzovic von Beginn an ran. Auf der Bank nahmen vorerst die Stammspieler Christoph Anton, Sylvano Comvalius und Marco Quotschalla Platz. Alon Abelski, der normalerweise als kreativer offensiver Mittelfeldspieler fungiert, bildete zusammen mit Kuduzovic das Sturmduo. Auf der Torhüterposition begann wiederum Andreas Lengsfeld für Chris Keilmann – sein erstes Ligaspiel seit dem fünften Spieltag beim 3:2-Auswärtssieg in Pfullendorf.
Fast die halbe Mannschaft tauschte Kiefer also im Gegensatz zu Koblenz aus. Und dies sollte zu Beginn der Partie zunächst einmal richtig in die Hose gehen. Nur vier Minuten waren gespielt, da wurde die Eintracht bereits kalt erwischt – erster Torschuss der Mannheimer, erster Treffer. Der Ex-Saarbrücker Marcel Sökler bekam einen schönen Pass in den Lauf gespielt, setzte sich gegen SVE-Verteidiger Thomas Konrad durch und lochte zum 1:0 für Waldhof ein. Umso bitterer für die Eintracht, dass Lengsfeld das Leder durch die Hosenträger rutschte.
Abelski vom Punkt zum Ausgleich – Roter Karton für Hollmann
Die Eintracht war nun gefordert, eine Reaktion zu zeigen. Doch nach dem Mannheimer Führungstreffer verflachte die Begegnung der beiden Tabellennachbarn zunehmend. Das Geschehen spielte sich überwiegend im Mittelfeld ab. Beide Mannschaften kamen nur zu kleineren Gelegenheiten, Hochkaräter blieben hingegen aus. Sowohl Abelski als auch Lushtaku verfehlten das Waldhof-Gehäuse mit ihren Schüssen aber um mehrere Meter. SVE-Torwart Lengsfeld hatte mit einem weiteren Abschluss des Torschützen Söklers keine Probleme.
Knapp acht Minuten vor der Pause erwachte die Partie wieder und sorgte für mehrere Aufreger. Nach 37 Minuten kamen die Blau-Schwarz-Weißen dann überraschend zum 1:1-Ausgleich. Mittelfeldstratege Abelski tauchte im Strafraum des SVW auf und wurde, mit dem Rücken zum Tor stehend, von Mannheims Yusuf Kasal zu Boden gerissen – klare Sache, Elfmeter für den SVE. Der gefoulte Abelski trat selbst an und verwandelte den Elfer genau so sicher, wie den letzten Strafstoß beim Pokalsieg am Deutschen Eck. Der quirlige Spielgestalter traf damit zum neunten Mal in dieser Spielzeit.
Die Moselstädter waren wieder im Spiel. Allerdings schwächten sie sich nur fünf Minuten später selbst. Vor dem eigenen Sechzehner spielte Christopher Spang einen haarsträubenden Fehlpass in den Fuß eines Gegenspielers und brachte Torge Hollmann in arge Bedrängnis. Dieser kam gegen den Mannheimer zu spät und brachte diesen zu Fall. Schiedsrichter Kai Vonderschmidt entschied auf Notbremse und zeigte Hollmann die Rote Karte – und das ausgerechnet in seinem 100. Regionalligaspiel für die Eintracht. So hatte sich das der Abwehrrecke sicherlich nicht vorgestellt.
Mannheim mit zahlreichen Chancen – Lengsfeld hält alles
Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste Coach Kiefer sein Team aufgrund des Platzverweises neu ordnen. Steven Kröner besetzte Hollmanns Platz in der Innenverteidigung und Kuduzovic wurde vom Angriff ins Mittelfeld beordert. Auf einen Wechsel verzichtete der ehemaliger Trainer der SV Elversberg aber.
In den ersten zehn Minuten des zweiten Spielabschnitts hatten die Hausherren zwar deutlich mehr Ballbesitz als die Trierer, konnten jedoch aus ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit zunächst kein Kapital schlagen. Ab der 57. Minute machten die Waldhöfer dann aber ernst. Ein ums andere Mal wurde es brenzlig für die Kiefer-Truppe. Und einer spielte sich dabei in den Mittelpunkt: Keeper Andreas Lengsfeld, der nach seiner Verletzung im August letzten Jahres seinen Stammplatz an Chris Keilmann verlor.
Zunächst wehrte er den Schuss des völlig freistehenden Ajdin Zeric mit einer tollen Fußabwehr ab (57.), danach konnte er einen Sökler-Hammer gerade noch mit den Fingerspitzen über den Kasten lenken (59.). Drei Minuten später bewahrte Lengsfeld die Eintracht wiederum vor dem 2:1-Rückstand. Einen Schuss des Mannheimers Ismaili lenkte der 27-jährige um den Pfosten.
SVE-Defensive hält in zweifacher Unterzahl stand
Es entwickelte sich nun ein Spiel auf ein Tor. Die Eintracht kam kaum noch zu Entlastungsangriffen und stand tief in der eigenen Hälfte. Der Platzverweis war sichtlich spürbar. Doch die Kiefer-Elf hatte ja Lengsfeld, dem allein es zu verdanken war, dass es eine Viertelstunde vor Abpfiff immer noch 1:1 stand. Und der machte gleich weiter: Parade gegen Sebahattin Öztürk (73.)!
Kiefer brachte dann auch mit Quotschalla, Comvalius und Anton frische Kräfte. Die Eintracht kämpfte weiter verbissen und wollte den Punkt über die Zeit bringen. Mit zwei massiven Viererketten und einem lauernden Comvalius sollte dies gelingen. Kurz vor Schluss dann der nächste Nackenschlag für die Blau-Schwarz-Weißen: Steven Kröner handelte sich wegen Zeitspiels die Ampelkarte ein und musste vorzeitig zum Duschen – der zweite Platzverweis für die Eintracht (87.). Kurz zuvor hatte sich Kröner wegen Meckerns die erste Gelbe Karte eingehandelt – eine äußerst unnötige Gelb-Rote Karte also.
Die Mannheimer warfen in der Schlussphase noch einmal alles nach vorne. Aber die neun Trierer hielten dem Druck stand und brachten das 1:1-Unentschieden über die Zeit. Ein hart erkämpfter Punkt, der vor allem durch einen bärkenstarken Andreas Lengsfeld zustande kam. „Mit dem Einsatz und der kämpferischen Leistung, vor allem nach dem Pokalspiel in Koblenz, bin ich sehr zufrieden. Die Spieler der zweiten Garde konnten sich auch mal zeigen. Es war natürlich kein einfaches Spiel, da die Mannheimer hier eine gute Serie gehabt haben“, sagte Coach Jens Kiefer nach dem Spiel und gab seinen Akteuren die nächsten drei Tage frei.
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Statistik
SV Waldhof Mannheim – SV Eintracht Trier 1:1 (1:1)
Waldhof Mannheim: Broll – Müller, Islamoglu, Ismaili (89. Gallego), Geiger – Kasal, Avdic (57. Bektasi), Mladenovic, Öztürk, Zeric – Sökler (77. Dautaj)
Eintracht Trier: Lengsfeld – Buchner, Hollmann, Konrad, Bender – Kröner, Spang – Günther (61. Quotschalla), Lushtaku (81. Anton) – Abelski (76. Comvalius), Kuduzovic
Tore: 1:0 Sökler (4.), 1:1 Abelski (37., FE)
Zuschauer: 2182
Schiedsrichter: Kai Vonderschmidt
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Torge Hollmann (Notbremse, 42.), Gelb-Rote Karte für Steven Kröner (87.)
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