Von Christian Kramer (Text und Fotos)
Was für eine Achterbahnfahrt! Mit 3:1 führte der Weg des FSV Trier-Tarforst gegen die TuS Koblenz II zunächst steil nach oben, dann gab es den Sinkflug bis zum 3:5 und auf die letzten Meter noch ein Happy-End. Mit 5:5 trennte sich die Mannschaft zum torreichen Auftakt der Fußball-Rheinlandliga von ebenso offensivstarken Gästen. Patrik Kasel gelangen alleine vier Treffer – natürlich zeichnete sich der FSV-Torjäger auch verantwortlich für den Ausgleich in der Nachspielzeit.
Tobias Spruck bekommt in der Nachspielzeit auf der linken Seite den Ball. Er sprintet den linken Flügel runter, hängt seinen Gegenspieler ab und sieht, dass Patrik Kasel in der Mitte aufs Tor zu sprintet. Er spielt einen mustergültigen Querpass in den Lauf des Torjägers, der den Ball locker im Kasten versenkt. Das ist der 5:5-Ausgleich für den FSV Trier-Tarforst gegen die TuS Koblenz II. Der Schlusspfiff des Schiedsrichters ertönt. Die Tarforster Spieler jubeln ausgelassen und die Zuschauer auf der Tribüne springen auf und klatschen Beifall. Sie sind begeistert von der Moral ihrer Mannschaft. Besonders Kasel durfte nach der Achterbahnfahrt feiern – sein letzter Streich war zugleich sein vierter Treffer in einem kuriosen Schützenfest mit Höhen und Tiefen.
Für Tarforst begann alles nach Plan. Die zweite Mannschaft der TuS Koblenz war zwar in den ersten Minuten der Partie die druckvollere Mannschaft auf dem Kunstrasenplatz, aber die Heimelf machte das erste Tor. Lauritz Meis spielte den Ball im Strafraum auf die linke Seite zu Patrik Kasel, der aus spitzem Winkel versenkte (6.). Kurze Zeit später hatte die Heimelf erneut Grund zum Jubeln. Martin Gorges spielte einen langen hohen Ball in den gegnerischen Strafraum zu Kasel, der den Ball mit dem Rücken zum Tor annahm, mit einer Drehung zwei Gegenspieler vernaschte und das Leder flach zum 2:0 im Tor versenkte (8.). Die FSV-Anhänger feierten den furiosen Auftakt auf der Tribüne. Zu diesem Zeitpunkt dachten viele der 182 Zuschauer, dass Koblenz II am Trimmelter Weg eine Klatsche bekommen würde.
Tarforst führt 3:1 – und verpasst die Vorentscheidung
Beide Mannschaften hatten in der Folgezeit viele Torchancen in dem temporeichen Duell. FSV-Torwart Steffen Deuster bewährte sich, als er nach Ecken zwei Kopfbälle der Koblenzer abfing (11., 18.). Bei Tarforst verpasste hingegen Kasel einen lupenreinen Hattrick, als er nach einem schönen Doppelpass mit Meis einen Schritt zu spät kam (11.) und ein 15-Meter-Schuss von Gästekeeper Jan Kramer entschärft wurde (19.). In der 20. Minute landete ein Freistoß von Marcel Löhr bei Edin Ramovic, der aus 16 Metern zum Anschluss traf. Den Dämpfer verdauten die Platzherren jedoch schnell. Kasel baute die Tarforster Führung mit einem Elfmetertor wieder auf 3:1 aus (30.). Der Schiedsrichter hatte Strafstoß gepfiffen, nachdem Gästetorwart Kramer am Ball vorbeigetreten und stattdessen Tobias Spruck getroffen hatte.
Wenige Minuten später hatte der FSV Trier-Tarforst die Möglichkeit, die Führung weiter auszubauen, aber der Distanzschuss von Maximimilian Meyer ging übers Tor. Auch der brandgefährliche Kasel verbuchte erneut eine Riesenmöglichkeit. Zu Beginn des zweiten Durchgangs vergab auch Philipp Hermes das 4:1.“Wenn wir das Tor machen, dann ist das Spiel gegessen. Das war eine hundertprozentige Chance. Ich bin mit unserer Ausbeute nicht zufrieden,“ meinte FSV-Trainer Fries.
Koblenz fühlt sich als Sieger – doch dann trifft Kasel
So kam es ganz anders. Die TuS Koblenz II kam immer besser ins Spiel, während die Tarforster Mannschaft nicht mehr aggressiv in die Zweikämpfe ging und nicht mehr ihr gewohntes Kurzpassspiel aufzog. Auch zwei Wechsel in der Pause beflügelten die Gäste. Der eingewechselte Stürmer Enrico Köppen traf per Kopf erst zum 3:2-Anschluss (55.) und glich nach einer mustergültigen Flanke des ballsicheren Spielmachers Delil Arbursu zum 3:3 aus (75.).
Tarforst war plötzlich von der Rolle. „Durch die Tore waren wir stark verunsichert. Wir haben letzte Saison sehr viele Gegentore bekommen und das ist immer noch in unseren Köpfen drin,“ meinte Verteidiger Spruck. Die Mannschaft von Trainer Dirk Laux dominierte in der Folgezeit klar das Spiel und ging durch ein Elfmetertor des starken Linksverteidigers Alexej Eberhardt mit 3:4 in Führung (79.). Marcel Löhr traf durch einen sehenswerten Freistoß gar zum 3:5 (83.). Der Torschütze und seine Mannschaftskameraden jubelten ausgelassen und fühlten sich wohl schon wie die sicheren Sieger. Doch der späte FSV-Höhenflug durch Tore von Stefan Fleck in der 90. Minute und von Patrik Kasel in der dritten Minute der Nachspielzeit riss die Koblenzer aus ihren Siegesträumen – und sorgte noch für ein spätes Happy-End der Tarforster Achterbahnfahrt.
Statistik
FSV Trier-Tarforst (Trainer: Stefan Fries)
Deuster – T. Spruck, Haubrich, Gorges, Heitkötter – Meis (90. Cartus), Castello, Meyer, Weirich – Kasel, Hermes (60. Fleck)
TuS Koblenz II (Trainer: Dirk Laux)
Kramer – Eberhardt, Löhr, Tan, Tillmanns – Edelmann (46. Köppen), Hadzic, Arbursu, Rinker – Ramovic (82. Güngörmüsz), Akbulut (46. Wagner)
Tore: 1:0, 2:0 Kasel (4. +8.), 2:1 Ramovic (20.), 3:1 Kasel (FE, 30.), 3:2, 3:3 Köppen (54.+ 75.), 3:4 Eberhardt (FE, 79.), 3:5 Löhr (83.), 4:5 S. Fleck (FE, 90.), 5:5 Kasel (90.+3)
Stimmen zum Spiel:
Stefan Fries (Trainer des FSV Trier-Tarforst): „Ich weiß noch gar nicht, ob ich mit der Leistung meiner Mannschaft zufrieden bin oder nicht. Da muss ich erst mal eine Nacht drüber schlafen. Wir haben in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht und gehen 3:1 in Führung. Drei Minuten nach der Pause haben wir eine hundertprozentige Torchance und müssen das 4:1 machen. Wenn wir es gemacht hätten, wäre das Spiel nicht mehr gekippt, aber die Chancenverwertung war heute nicht gut. So dreht Koblenz das Spiel noch und nur unsere späten Tore verhindern, dass wir das Spiel verlieren. Am Ende ist das Unentschieden ein gerechtes Ergebnis.“
Dirk Laux (Trainer der TuS Koblenz II): „Wir haben heute schwer ins Spiel gefunden. Wir liegen nach acht Minuten mit 0:2 hinten, und an beiden Gegentoren ist der Torwart nicht schuldlos. Wir gehen mit einem 1:3 in die Halbzeit. Normalerweise ist bei so einem Rückstand zur Pause bei einem Auswärtsspiel das Spiel gelaufen, aber meine Mannschaft beweist Charakter und dreht in der zweiten Halbzeit auf, so dass wir das Spiel drehen und bis zur 90. Minute 5:3 führen. Dann springt unser Torwart im Strafraum einen Stürmer um und es gibt Elfmeter. Ich wüsste gerne, was er sich dabei gedacht hat. Unsere Mannschaft ist ganz, ganz jung und da kommen natürlich auch mal Fehler vor, aber so viele Fehler wie heute sind zu viel des Guten.“
Alexej Eberhardt (Verteidiger der TuS Koblenz): „Wenn man in der 83. Minute das 5:3-Führungstor erzielt und dann praktisch zwei Eigentore schießt, ist das natürlich sehr bitter. Aber wenn man das ganze Spiel betrachtet, ist es eine gerechte Punkteteilung.“
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