Aus Bitburg berichtet
Andreas Gniffke (Text und Fotos)
Es war ein Spiel, über das in Eifel und Westerwald wohl noch lange geredet werden wird. Im Duell der Bezirksligisten setzte sich der FC Bitburg im Elfmeterschießen gegen die SG Herdorf durch. In einem Spiel, das die Eifeler zwischenzeitlich schon aufgegeben hatten. Nun hofft man im Viertelfinale des Bitburger-Rheinlandpokals auf Losglück und einen der ganz Großen.
Ein bitterkalter Wind blies Schneeflocken über den Kunstrasenplatz in Bitburg. Und das Spiel tat in den regulären 90 Spielminuten sehr wenig, um die knapp 70 frierenden Zuschauer zu erwärmen. Doch was dann folgte, ist mit dem Fachbegriff ‚Pokalkrimi‘ nur unzureichend bezeichnet.
Herdorf war von Beginn an die etwas bessere zweier schwacher Mannschaften und Torgelegenheiten waren Mangelware. Vor allem die Angriffsbemühungen der Gastgeber waren häufig zu überhastet und die Fehler im Spielaufbau zum Teil haarsträubend. Die Gäste aus dem Westerwald machten es nicht viel besser, deuteten aber gelegentlich so etwas wie Torgefahr an. In der achten Minute musste Torwart Sebastian Hansjosten mit einer Glanzparade gegen den agilen Steffen Busch klären. Auch in der 23. Minute gewann der Bitburger Torwart das Privatduell gegen seinen Widersacher und mit einem leistungsgerechten 0:0 ging es zum Aufwärmen in die Kabine.
Nach der Pause kamen die Gastgeber etwas besser ins Spiel und zu einer ersten guten Torgelegenheit. Patrick Herres legte sich einen Freistoß am rechten Strafraumrand zurecht, traf aber nur den Pfosten. Es dauerte bis zur 61. Minute, bis der Ball zum ersten Mal im Tor landete. Nach einem Freistoß bugsierte der Herdorfer Simon Imhäuser den Ball an Torwart Sebastian Hansjosten vorbei ins Tor, stand aber knapp im Abseits. Das Tor zählte nicht. Herdorf war nun wieder am Drücker, rückte bei Standardsituation aber etwas zu weit auf. Ein Eckball in der 64. Minute wurde so zum Bumerang und nach einem langen Ball aus der Abwehr standen die Bitburger Sturmbrüder Andreas und Michael Neuerburg nur noch einem Herdorfer Verteidiger gegenüber. Andreas legte ab auf Michael, der den Ball trocken mit der Picke im Tor versenkte. Zu diesem Zeitpunkt stellte das 1:0 den Spielverlauf zwar nicht auf den Kopf, war aber durchaus als glücklich zu bezeichnen. Bitburg überließ Herdorf nun weitgehend die Initiative, die vehement auf den Ausgleich drängten, ohne allerdings zu großen Torgelegenheiten zu kommen. Die beste Chance zum Ausgleich hatte Spielertrainer Andreas Krämer in der 81. Minute. Sein Kopfball aufs lange Eck verfehlte das Tor aber knapp. Bitburg verteidigte die Führung nun mit allem was die personell geschwächte Mannschaft zu bieten hatte. Völlig unverständlich ist es daher, dass Stürmer und Kapitän Andreas Neuerburg trotz klarer Anweisung seiner Bank nicht in der Defensive aushalf, sondern noch in der Nachspielzeit auf den entscheidenden Konter zum 2:0 lauerte. Hier besteht dringender Gesprächsbedarf und überhaupt machte die Mannschaft keinen sehr harmonischen Eindruck. Davon zeugten zahlreiche Streitgespräche und gegenseitige Schuldzuweisungen während der Partie.
So kam es wie es dann doch kommen musste. Im letzten Angriff der regulären Spielzeit kam Andreas Krämer auf halbrechter Position und sträflich allein gelassen zum Schuss und behielt die Übersicht. Sein Schlenzer in der 92. Minute ließ Torwart Hansjosten keine Chance und die Zuschauer mussten sich auf weitere 30 Minuten in der Bitburger Tiefkühltruhe einstellen. Die Gastgeber traten aufgrund großer Verletzungssorgen nur mit Sascha Dücker als personeller Alternative an, der bereits in der 83. Minute ins Spiel gebracht wurde. Eine Verletzung von Timm Istvan Schröder zwang das Trainergespann Herbert Herres und Rüdiger Otte dann zu kreativen Lösungen. Ersatztorwart Andreas Pax wurde als neuer Sturmtank ins Gefecht geworfen und machte seine Sache durch seinen unbändigen Einsatzwillen sehr gut. Dennoch merkte man Bitburg an, dass der Schock des späten Ausgleichs tief saß und Herdorf war nun drückend überlegen und spielte teilweise Katz-und-Maus mit den Gastgebern. Fast schon zwangsläufig erzielte Steffen Busch nach schönem Zusammenspiel mit Michael Adanic und unterstützt von Konfusion in der Bitburger Abwehr das 2:1, zwei Minuten vor dem letzten Seitenwechsel. Die Moral der Eifler schien nun endgültig gebrochen, mit hängenden Köpfen und völlig ausgepumpt schlichen die Spieler über den Platz. Aber manchmal, ja manchmal kommt alles anders als man denkt. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte der Verlängerung versuchte der Herdorfer Bastian Utsch Ruhe ins Spiel zu bringen und spielte den Ball völlig unbedrängt und in hohem Bogen von Höhe der Mittellinie auf seinen verdutzten Torwart Filippos Papadopoulos zurück. Dieser konnte ihn nicht unter Kontrolle bringen und schließlich stand Sascha Dücker samt Ball vor dem leeren Herdorfer Tor und brauchte nur noch einzuschieben.
„Da haben wir selbst nicht mehr dran geglaubt“ fasste Bitburgs Patrick Herres die surreale Szenerie zusammen und Bitburg bekam nun noch einmal die zweite oder gar dritte Luft. Leidenschaftlich verteidigte man nun das Unentschieden und schaffte es, sich ins Elfmeterschießen zu retten. Dort wurde dann Bitburgs Torwart Sebastian Hansjosten zum Pokalheld. Bereits den ersten geschossenen Elfmeter von Herdorfs Tristan Zok konnte er parieren, danach gab sich keiner der Schützen mehr eine Blöße. Den letzten Elfmeter verwandelte Stephan Götzinger für den FCB, der somit ins Viertelfinale des Rheinlandpokals eingezogen ist. Hier hofft man nun natürlich auf einen der Großen, um auch mal mehr als 70 Zuschauer zu einem Pokalkrimi begrüßen zu können.
Erleichtert und glücklich äußerte sich auch Bitburgs Trainer Rüdiger Otte nach der Partie: „So ein Spiel sieht man wirklich ganz selten. Wir waren schon mausetot, aber was die Mannschaft da am Ende kämpferisch geleistet hat, war phantastisch. Wir haben im Moment riesige Verletzungssorgen und die Abgänge in der Winterpause haben uns natürlich auch hart getroffen. Das hier könnte für die Moral der Truppe aber ein sehr wichtiger Sieg gewesen sein. Nun müssen wir mal abwarten, was für ein Los wir erwischen. Trier und Koblenz wären aber natürlich ganz toll.“
STATISTIK
FC Bitburg (Trainer Herbert Herres und Rüdiger Otte):
Hansjosten – Götzinger, Krause, Weins – Adams, Schütz, Schröder (ab 91. Pax), Herres, Hartwick – M. Neuerburg, A. Neuerburg – ab 83. Dücker
SG Herdorf (Spielertrainer Dirk Spornhauer und Andreas Krämer):
Papadopoulos – Spornhauer, Metz (ab 83. Zok), Adanic – Ermert, Utsch, Imhäuser, Krämer, Cichowlas, Lichtenthäler (ab 83. Berwanger) – Busch
TORE
Reguläre Spielzeit und Verlängerung:
1:0 Michael Neuerburg (64.)
1:1 Andreas Krämer (90.+2)
1:2 Steffen Busch (103.)
2:2 Sascha Dücker (105.)
Elfmeterschießen:
Tristan Zok scheitert an Sebastian Hansjosten
3:2 Andreas Neuerburg
3:3 Dirk Spornhauer
4:3 Patrick Herres
4:4 Andre Ermert
5:4 Oliver Adams
5:5 Sascha Cichowlas
6:5 Vitali Krause
6:6 Andreas Krämer
7:6 Stephan Götzinger
Rheinlandpokal Achtelfinale
FC Bitburg – SG Herdorf 7:6
Dienstag, 22.02.2011
Spvgg Burgbrohl – SG Bad Breisig (19.00 Uhr)
Mittwoch, 23.02.2011
SG Osburg – Spfr. Eisbachtal (19.30 Uhr)
SV Dörbach – TuS Koblenz (19.30) – 5vier.de wird ausführlich berichten!
SV Morbach – SV Mehring (19.30 Uhr)
Dienstag, 01.03.2011
SG Malberg – SV Eintracht Trier 05 (19.00 Uhr) – 5vier.de wird ausführlich berichten!
FC Germania Metternich – Spvgg. EGC Wirges (20.00 Uhr)
Mittwoch, 02.03.2011
SV Rossbach/Verscheid – SG 06 Betzdorf (19.30 Uhr)
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