Aktuell wird der Glühwein bei einem Trierer Winzer gemischt – 200 Mitwirkende werden ihn ab dem 23. November am Stand vor dem Modehaus Hochstetter verkaufen.
Glühwein, der sozialen Einrichtungen helfen wird
Trier – Nur noch wenige Wochen hin, dann öffnen schon wieder die Weihnachtsmärkte. Wer durch die Innenstadt geht, kann die Vorbereitungen dazu hautnah miterleben. Auch bei den Rotariern laufen die diesbezüglichen Vorbereitungen. Schon seit vielen Jahren betreiben sie in Höhe des Modehauses Hochstetter einen stark frequentierten Glühweinstand. Das dort erwirtschaftete Geld geht zu 100 Prozent an soziale Projekte. Aktuell wird im Weingut Deutschherrenhof der Glühwein vorbereitet, der hier zum Ausschank kommen wird.
Alle Hände voll zu tun
Sebastian Oberbillig hat alle Hände voll zu tun. Nahezu ohne Unterbrechung transportiert der Inhaber des Weingutes mit seinem Elektrostabler Gitterkisten mit leeren Flaschen ab, bringt palettenweise Wein hinein in die Halle. Hier arbeiten seit diesem Morgen unter der Aufsicht von Tobias Moersdorf Frauen und Männer unterschiedlichen Alters. Die Stimmung ist bestens, es wird bei der Arbeit gescherzt und gelacht. Während die einen Verpackungen aufreißen und Flaschen bereitstellen, entkorken andere die Faschen und stellen sie auf mehrere Tische, die sich gleich neben einem großen Bottich befinden. Zwischen 300 bis 500 Liter Wein können hier drin zu Glühwein angerührt werden. Zwei der Teilnehmer arbeiten hier, haben Zehnliter-Kanister an ihrer Seite, die sie mit der fertigen Mischung einzeln befüllen. In einer anderen Ecke stehen einige Frauen und Männer zusammen, genießen ein ausgiebiges Frühstück. „Das haben die Frauen der Rotarier zur Verfügung gestellt. Wer arbeitet, sollte auch etwas im Magen haben“, schmunzelt Tobias Moersdorf, der sich aber gleich darauf um den Abtransport von leeren Paletten kümmern muss.
Den Anfang machte die Jugendorganisation Rotaract
Dass der Glühwein hier an Ort und Stelle fertig gemischt und zapffertig in Zehnliter-Kanistern abgefüllt wird, war nicht immer so. Sebastian Oberbillig, Mitglied im Rotary Club Trier, kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. Damals war er noch Mitglied bei Rotaract, der Jugendorganisation von Rotary. „Die Idee für den Glühweinstand hatten wir damals, zusammen mit den Mitgliedern von Round Table, einem Service Club, dessen Mitglieder zwischen 18 bis 40 Jahre alt sind. Rotary selbst ist erst einige Jahre später dazu gestoßen.“ Was Oberbillig nicht sagt: Rotary hat das Prozedere in Abstimmung mit allen Mitwirkenden Schritt für Schritt professionalisiert. Doch dazu später.
Gleichbleibende Qualität ist garantiert
„Am Anfang war es noch so, dass die Mitglieder den Wein aus eigener Tasche in unterschiedlicher Qualität gestiftet haben, der an den einzelnen Verkaufstagen am Stand frisch zubereitet wurde“, erinnert sich Oberbillig. Was wegen der unterschiedlichen Qualitäten und Zubereitungsarten aber auch zu ständig neuen Geschmackserlebnissen führte. „Logisch, dass das dem Winzer, der eine möglichst hohe Qualität und einen gleichbleibenden Geschmack sicherstellen wollte, nicht gefallen konnte.“ Die Wende kam, als das Trierer Unternehmen Bernard Massard sich mit den sozialen Zielen der Aktion identifizierte und in großen Mengen qualitativ hochwertigen Wein zur Verfügung stellte. „Da haben wir dann die Vorbereitungen zu uns ins Weingut verlagert und können seitdem auch eine gleichbleibende Qualität garantieren.“
Zentrale Zubereitung ermöglicht ein homogenes Getränk
Logisch, dass sich der Winzer selbst um die geschmackliche Abstimmung kümmert. Ein Grundproblem aber bleibt: Auch Bernard Massard stellt Weine zur Verfügung, die bei Säure, Gerbstoffe und Süße eigene Merkmale besitzen. Um ein homogenes Getränk herzustellen, werden die Weine sortenrein verarbeitet und das Gewürz von dem Winzer jedes Mal auf den jeweiligen Wein abgestimmt. Und was kommt nun in die Würzmischung? Oberbillig lacht. „Das ist weniger, als man vielleicht glaubt. Manche glauben, dass viel viel hilft. Dabei ist es – wenn man wie wir hochwertige Weine haben – genau umgedreht.“ Niemand rückt gerne sein Rezept raus, Oberbillig aber benennt wenigstens seine Zutaten: „Zimt, Nelken, ein wenig Zucker und Orangenschalen.“ Für ihn steht fest: „Wenn die Grundqualität des Weins stimmt, dann ist das keine Hexerei. Wichtig ist, dass die Süße nicht zu hoch und nicht zu niedrig ist.“
„Der beste Glühwein der Stadt“
Dass die Rezeptur stimmt, beobachtet Josef Poll, Mitglied bei Rotary Trier-Porta, schon seit Jahren: „Es gibt viele Menschen, von denen wir erfahren haben, dass sie teils von weit her zu einem Glühwein zu uns kommen und dann – gut aufgewärmt – anschließend den Weihnachtsmarkt auf dem Hauptmarkt und vor dem Dom besuchen. Und die haben uns bestätigt, dass es bei uns den besten Glühwein der Stadt gibt.“ Jetzt befindet sich der Stand der Rotarier, den die Clubs Trier, Trier-Porta, Trier-Hochwald, Saarburg, die Damen-Organisation Inner Wheel und die Jugendorganisation Rotaract sowie der Service Club Round Table zusammen mit dem Kinderschutzbund Trier betreiben, außerhalb des Trierer Weihnachtsmarktes.
Zusammenarbeit mit der genehmigenden Stelle ist ausgezeichnet
Ist es schwer, für den Standort in der Nähe der Porta Nigra eine Genehmigung zu erhalten? Helmut Moersdorf ist der Gesamtverantwortliche des Standes. Seine Aufgabe beginnt beim Einholen der Genehmigung bei der Stadtverwaltung, reicht über den Aufbau und endet mit dem Abbau des Standes. Nein, sagt er, der bürokratische Aufwand sei zwar über die Jahre hin betrachtet etwas aufwendiger geworden. Die Zusammenarbeit mit der genehmigenden Stelle aber sei „ausgezeichnet“. „Die kennen inzwischen die Intention des Standes; wissen, dass die Einnahmen nicht dazu dienen, um die Vereinskasse aufzufrischen, sondern dass wir ausschließlich etwas für andere tun möchten.“
Nutznießer sind unter anderem zwei Trierer Einrichtungen
Andere, das sind immer gleich mehrere Einrichtungen. In diesem Jahr darf beispielsweise das Demenzzentrum mit einem größeren Betrag rechnen: „Allerdings mit der Vorgabe, dass dieses Geld für die Schulung von ehrenamtlichen Betreuern eingesetzt wird.“ Moersdorf weiß, dass diese Gruppe im Gegensatz zu Festangestellten wegen Geldmangels zwangsläufig durch das Raster fällt. Eine weitere Gruppe ist der Trierer Verein Auryn, der sich um die Kinder psychisch kranker Eltern kümmert. „Wenn ein Elternteil mit Depression, Angstzuständen oder einer Psychose kämpft, leiden auch die Kinder“, weiß Moersdorf. Um Kinder geht es auch bei der dritten Gruppe. „Leben lernen, Lesen lernen“ heißt diese bundesweite Initiative, die von Rotary ins Leben gerufen wurde. Schülerinnen und Schüler von Grundschulen erhalten im Rahmen dieses Programms jährlich ein Buch, das im Unterricht gezielt zur Leseförderung benutzt wird. Ergänzt wird das durch das zugehörige Begleitmaterial, das Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung gestellt wird.
Mitglieder greifen ordentlich in die Tasche
Damit diese Gruppen und Institutionen auch mit einer ordentlichen Summe rechnen können, greifen die Mitwirkenden zunächst einmal selbst ordentlich in die Tasche: „Wir haben etwa 300 Mitwirkende, jeder Einzelne hat sich verpflichtet, für 20 Euro rotarische Taler zu erwerben, die am Stand zum Kauf von Glühwein eingesetzt werden können. Das bildet schon mal einen Grundstock in Höhe von 6.000 Euro“, rechnet Helmut Moersdorf vor.
Standbesetzung fast gesichert
Nora Nicolai, amtierende Präsidentin der Jugendorganisation Rotaract, ergänzt: „Viele der Mitglieder erwerben darüber hinaus weitere Taler, die sie an Freunde, Bekannte oder aber auch an Mitarbeiter weitergeben. Rechnet man den Betrag dazu, den Trierer oder Touristen am Stand lassen, indem sie Glühwein oder selbstgefertigte Kekse oder Marmeladen erwerben, dann sind wir schon in der Lage diese Organisationen in dem Maße zu unterstützen, dass sie für ihre Arbeit auch benötigen.“ Und dann kommt Helmut Moersdorf noch einmal auf das Thema „Weiterentwicklung“ zu sprechen. Stolz berichtet er von einer Neuerung, die der Standbesetzung – „200 werden benötigt, über 160 haben sich schon jetzt angemeldet“ – das Leben erleichtern wird: „Wir verfügen über einen elektrischen Durchlauferhitzer, der das Getränk erst über dem Zapfen erhitzt, was zum einen dem Geschmack zugutekommt und durch den das vorherige Rühren und Erhitzen entfallen kann.“
Glühweinstandes öffnet am 23.11.2019
Wer sich nun selbst einen Geschmackseindruck vom rotarischen Glühwein verschaffen möchte, hat ab Freitag, 23. November, vier Wochen lang Gelegenheit dazu. Und eines will Moersdorf nicht unerwähnt lassen: „Auch das gegenüber gelegene Eiscafé Calchera unterstützt uns, indem es unseren Gästen seine Toiletten zur Verfügung stellt.“
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