Am Freitag, den 15. November startete die Reihe „One Night Stand“ im Theater Trier einen neuen Anlauf. Bereits in der dritten Spielzeit präsentiert die Talkreihe interessante Themen und Gäste rund um Trier und den Theaterbetrieb. Dieses Mal im Zuge der Weltmusik-Konzertreihe zusammen mit den Klazz Brothers & Cuba Percussion. Thema des Abends logischerweise Salsa, Tango und heiße Rhythmen.
Die Idee ist dieselbe geblieben, nur die Aufmachung hat sich ein wenig verändert. Statt im Astarix, wird die beliebte Talkrunde „One Night Stand“ nun im Foyer des Theaters Trier präsentiert. Man sei nicht böse auseinander gegangen, so der Moderator des Abends Dr. Peter Larsen, vielmehr sei es eine logische Entscheidung gewesen. „Wir wollen die Leute wieder etwas mehr ins Theater selbst ziehen und eine Gastronomie können wir nun auch hier anbieten.“
Passenderweise kann man dazu weiterhin das Ende von Vorstellungen nutzen, dieses Mal das Ausklingen des ersten Weltmusik Konzerts dieser Spielzeit. Zu diesem Anlass kamen auch zum dritten Mal in diesem Jahr die Klazz Brothers & Cuba Percussions nach Trier. „Classic meets Cuba“ hatten den Trierern so gut gefallen, dass man sie für „Classic meets Cuba II“ wieder auf die heimische Bühne bat. Auch dieses Mal wieder ein voller Erfolg, der nicht nur GMD Victor Puhl ein kleines Tänzchen einlegen ließ, sondern auch Vorstand des preisgekröhnten Quintetts Killian Forster. Der erzählte im Talk mit Dr. Larsen von den holprigen Anfängen, damals noch mit der Dresdner Philharmonie. In Havana sollte eine deutsch-kubanische Musik-Begegnung stattfinden, ein kubanischer Chor zusammen mit den Dresdner Philharmonikern. Politische Schwierigkeiten ließen die Idee fast platzen und damit die stattliche Subventionierung. Das wäre teuer geworden. Hätte man sich nicht an diese Zusammenarbeit gewagt.
An die Zusammenarbeit würde auch GMD Puhl sich für seine Weltmusikkonzerte immer wieder wagen, die Mischung machts für ihn. Mal locker-beschwingt, mal melancholisch-träumerisch, soll auch in den kommenden Konzerten wieder für jeden was dabei sein. Mit dem nächsten Konzert erfüllt sich der Generalmusikdirektor einen kleinen Kindheitswunsch: Westernmusik wird das nächste Thema, dem er und sein Orchester sich widmen wollen.
Lebensgefühl Salsa
An diesem Abend stand aber erstmal weiter der Samba-Rhytmus im Vordergrund. Nicht zuletzt wegen den Tanzeinlagen der beiden Salsaschulen: Salsa Locomotiva Trier und Salsacity Trier. Wie der Zufall so wollte, suchten sich beide Tanzschulen unabhängig voneinander „Das Lied Nummer 5.“ von der CD „Classic Meets Cuba II“ der Klazz Brothers aus. Tanzschulenleiter Gregor Finke von der Salsa Locomotiva Trier und seine Tanzpartnerin und Tanzschulenleiterin Sandra Donarska mit ihrem Tanzpartner aus einer Tanzschule in Saarbrücken legten eine heiße Sohle aufs (ausgerollte) Parkett des Theaterfoyers. Beide beschreiben den Salsa nicht als bloßen Tanz, sondern als Einstellung, als Lebensgefühl, für welches Sandra Donarska sogar ihr Innenarchitekturstudium sausen ließ. Auch TV-Journalistin Mandy Radics war schnell infiziert mit dem Salsa-Virus, die als Gast über ihre Erfahrungen berichtete. Spätestens sobald die Musik erklingt, begreift man schnell, was die Tänzer meinen.
Ein weiterer Tänzer war der Mexikaner Reveriano Camil, der bis zur letzten Spielzeit noch im Theater Trier tätig war. Von Mexiko nach Canada, wo er die Freundin des besten Freundes von Chefchoreograph Sven Grützmacher traf. Die erzählte ihm von einem Vortanzen in Berlin, in Berlin wurde er genommen, allerdings sollte er dann nicht in Berlin bleiben, sondern nach Trier gehen. Das war ihm zuerst total unbekannt, hin fand er aber trotzdem und blieb. Seitdem lebt und wirkt er nun in Deutschlands ältester Stadt, seit letzter Spielzeit selbstständig mit eigenen Projekten und Choreographien. Seinen Abschlusstanz möchte er aber dennoch in Mexiko machen, doch ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
Aus Buenos Aires kommt Fernando Gelaf, Tenor des Opernchores, der eigentlich Opernregisseur ist. Nach Europa trieb ihn ein Stipendium für selbiges, das führte ihn erst nach Hamburg. Allerdings hat er schon immer gesungen und wollte sich darin mal ausprobieren. Ein Vorsingen brachte ihn dann nach Trier; das war vor 15 Jahren. Vor einem Jahr hatte er dann einen ganz besonderen Auftritt, während des Musicals „Evita“ verkündete er den Tod derselbigen. Im Libretto steht hierfür ein etwas liebloser Text, er hatte von Regisseur Sven Grützmacher die Erlaubnis sich etwas passenderes dafür zu suchen. Er fand etwas: den Originaltext der Radiodurchsage aus dem Jahr 1952, die er in seiner Muttersprache vortrug.
Heiße Länder – Heiße Rhythmen
In ihrer Muttersprache trugen auch die beiden Opernsänger Carlos Aquirre und Amadeu Tasca an diesem Abend etwas vor: Lieder aus ihren Heimaten. Carlos Aquirre, der im Theater Trier sowohl als Bariton wie auch als Tenor tätig war und ist, stammt aus Mexiko. Vor zwei Spielzeiten entschloss er sich einen Fachwechsel zum Tenor zu machen, mit großem Erfolg. Bariton Amadeu Tasca, der damals für Carlos Aquirre kam, kommt aus Brasilien, genauer gesagt aus São Paulo. Für ihn ist es eine ganz neue Erfahrung in einer kleinen Stadt wie Trier zu leben. Fährt man von Trier aus eine Stunde lang über die Autobahn ist man in Koblenz, sofern kein Stau ist. Fährt man in São Paulo eine Stunde vom äußersten Rand weg, ist man gerade mal in der Innenstadt, sofern kein Stau ist. Nach Deutschland brauchte ihn seine Masterausbildung, deutsch konnte er allerdings vorher schon ein wenig. Neben dem Oktoberfest in München, ist das in São Paulo das zweitgrößte der Welt. Die Anerkennung, die er für seinen Beruf bekommt, ließ ihn erstmal hierbleiben. In Brasilien gibt es keine festen Ensembles, entsprechend schwer ist die Arbeit für Sänger dort.
Auch Carlos Aquirre ist Trier erstmal treu geblieben, gesungen hat er in seiner Heimat auch schon in der Mexico City, damals noch Bariton. Dort eröffnen sich für einen Sänger nochmal ganz andere Probleme. Durch seine hohe Lage und den Smoganteil in der Luft ist ein Auftritt in Mexico City kein einfaches Unterfangen für Sänger. Der Auftritt an diesem Abend war für Tenor Carlos Aquirre allerdings ein sehr sicheres. Erst nach einer Zugabe war das Publikum zufrieden.
Fazit: Schön, dass diese bunte Reihe fortgesetzt wird. Die Gäste waren spannend und unterhaltsam. Nur schade, dass das Platz- und Lautstärkeproblem in Ansätzen auch im Foyer erhalten geblieben ist, aber nach einem Weltmusikkonzert ist das ja zu erwarten.
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