Sascha Lobo, Blogger, Buchautor, Journalist und Internetexperte hat in Trier die mögliche Veränderung der digitalen Welt vorgestellt.
Lobo und die Macht des Wissens
Trier. Nach seiner ersten Lesung in Trier 2006 hat sich viel verändert. Damals vor sieben Personen, hält er heute vor einer gut gefüllten Europahalle seinen Vortrag. Zu Beginn seines Vortrages arbeitet Lobo mit viel Angst. Als Beispiel nennt er hierfür Nanoroboter im Gehirn, die direkt mit dem Internet vernetzt sind. Eine Vorhersage für die 2030er von Ray Kurzweil. Und dieser Ray Kurzweil ist Chefforscher bei Google, und hat sich getraut, immer wieder Vorhersagen zu der digitalen Zukunft zu machen. Das Besondere daran, seit den 1990ern hat er fast 150 Vorhersagen getroffen, von denen 86 Prozent eingetroffen sind. Man könne der Zukunft zwar mit Angst begegnen, könne dieser Angst aber mit angehäuftem Wissen und unternehmerisches Handeln bewältigen. Gerade die Geschwindigkeit der Entwicklungen sei beängstigend. Denn ein vergleichbares Produkt wurde vor einigen Wochen an der Universität Boston, eine der wichtigsten Technologie Universitäten der Welt, einen „Bügel“ vorgestellt. Dieser „Bügel“ am Kinn kann Worte auslesen, die man nur denkt und eben nicht ausspricht. Und schon ist die Zukunftsvorstellung, dass Nanoroboter die Gehirnströme auslesen können zur Gegenwart geworden sind Nur noch nicht im Gehirn aber außen dran.
Pokemon Go und der Platformkapitalismus
Doch heute verändern nicht mehr die Technologien die Welt, sondern der Umgang mit diesen. Als Beispiel nennt Lobo Pokemon Go. 750 Millionen Menschen haben Pokemon Go in den ersten eineinhalb Jahren heruntergeladen. Das sind Zahlen, die man nicht verstehen könne. Und hierfür werden Sensoren benötigt. Sensoren, die alles messen können. Und diese Datenströme können sämtliche Branchen auf den Kopf stellen. Und hier ist die Verhaltensveränderung mit dem Umgang eigener Daten zu nennen. Sascha Lobo nennt dies „Datenbegeisterung“. Denn die Menschen lieben es, Daten ins Netz zu stellen und zu teilen mit anderen. Seine These, es gäbe keine natürliche Grenze bei dieser Datenbegeisterung, unterstreicht er mit dem Beispiel einer App mit der man seine Geschlechtskrankheiten veröffentlichen und teilen kann. Und hier zeigt sich, mit der richtigen Motivation werden die Menschen auch das Letzte von sich zu teilen.
Unter „mobiler sozialer Revolution“ versteht Lobo, dass die Menschen zu jeder Zeit mit einander vernetzt sind, das zu „Sozial“. Und „Mobil“, weil im Jahr 2016 sich eine verborgene Revolution ereignet hat, denn der Traffic im Internet wurde ab dann zur Mehrheit von Mobilgeräten verursacht. Ein lustiges Beispiel wäre hier, dass ein Busunternehmen im Schwarzwald seine Kosten, die durch Vandalismus verursacht wurden, auf Null Euro senken konnte, indem es WLAN in die Busse integrierte.

WLAN hilft gegen Vandalismus
Lobo hat das Publikum durch seinen witzig gehaltenen Vortrag häufig zum Lachen gebracht, konnte aber auch zum Nachdenken anregen. Besonders interessant war dieser Abend für diejenigen, die auf Einladung des Veranstalters, der Vereinigung Trierer Unternehmer, in der Europahalle erschienen sind. Die Trierer Unternehmen wollten wissen, wie sie sich für die digitale Zukunft fit machen können. Den maßgeblichen Treiber sieht Lobo in der „digitalen Ungeduld“. Viele werden bereits nervös, wenn sie nicht nach wenigen Minuten eine Antwort auf ihre WhatsApp-Nachricht erhalten. Ähnlich haben sich die Menschen vom Überweisungsträger auf das bequemere Online-Banking eingestellt. Doch für jemanden, der mit Snapchat und Snapcash aufgewachsen ist, sei die Dauer, die Banken heute brauchen, um Überweisungen zu tätigen, nicht interessant, sagt Lobo. Wie es schneller geht, zeigt „WeChat“ in China: Auf der Plattform können nicht nur Nachrichten verschickt oder Telefonate geführt, sondern sofort Überweisungen getätigt werden. Lobo sieht mit genau diesen Unternehmen ein neues Wirtschaftsmodell im Aufschwung: den „Plattformkapitalismus“.
Er beendete den Vortrag mit einem Zitat von Marie Curie: „Man muss nichts im Leben fürchten, man muss nur alles verstehen“.
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