Eigentlich wollte ich mich ja völlig frei von jeglicher Fachkompetenz am Thema nachhaltige Mobilität abarbeiten (wenn das Hunderttausende Bundestrainer und Virologen im Netz können, wieso dann nicht auch ich?), allerdings habe ich da keinen Bock zu. Es ist alles gesagt. Ob es stimmt? Wer weiß.
Das Auto – ein Kulturgut
Kurz und knapp: Ich fahre ein 15 Jahre altes SUV mit 300000km auf der Uhr und habe vor es auch für die nächsten 300000 zu behalten. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit in erster Linie dass man Sachen repariert anstatt sie wegzuwerfen. Und ja, es ist auch wirtschaftlich, wenn auch nicht für die Industrie.
Dennoch beschäftigt mich das Thema KFZ, nicht nur weil ich die Dinger einfach liebe sondern weil sie zweifelsfrei ein Kulturgut sind.
Das Auto – ein Gebrauchsgegenstand
Die meisten Leute in meiner Bubble sind eher der Auffassung dass ein KFZ ein Gebrauchsgegenstand ist der einen von A nach B bringen soll und das möglichst günstig, wartungsarm und schnell – seit neuestem auch noch umweltfreundlich oder zumindest mit gutem Gewissen.
Dem ist nichts entgegenzusetzen, schließlich sind z.B. Kleider ja auch in erster Linie dazu da uns vor Witterung zu schützen.
Das Auto – ein Modeartikel
Doch ob wir es wollen oder nicht: Es endet einfach nicht mit der Funktionalität. Kleidung trifft eine Aussage über unseren Geschmack und unseren Status und gelegentlich auch über unsere Rolle und Zugehörigkeit in der Gesellschaft (z.B. Uniformen). Was sich daraus entwickelte war und ist die sogenannte Mode. Diese ist vollkommen akzeptiert als Kunst, als Teil unserer Kultur .
Ist es beim KFZ nicht genau das gleiche komm her? Warum verpönen wir den Umstand dass unser KFZ Auskunft über unseren (vermeintlichen) Status gibt, unseren Geschmack zur Schau stellt und somit über die reine Funktionalität hinaus geht während wir es bei Kleidung tolerieren?
Das Auto – ein Statement
Wo ist der Zusammenhang zwischen dem was das Äußere eines KFZ ausstrahlt und seiner Auswirkung auf das Weltklima? Wo ist der Shitstorm über die Produktionsbedingungen diverser Marken wenn ich zu Fuß durch die Stadt gehe, z.B. in bestimmten Sneakern? Fairerweise muss ich ja zugeben dass es sowas mal gab, nämlich bei Pelz.
Wenn ich das SUV dabei habe ist regelmäßig Schelte am Start. Manchmal auch aus einem alten Wolfsburger Bus der zwar vor dem Hambacher Forst parkend das passendere Bild abgibt, trotzdem aber pro km mindestens die gleiche Menge Dreck in die Atmosphäre pupst wie ein modernes SUV. Ist die Frage des Umweltschutzes nicht eher daran gebunden wie wir unsere KFZ nutzen (und erhalten) als welche Typen KFZ wir besitzen und mögen? Image ist dummerweise wohl eben doch alles. Und leider hindert es uns oft am selbst denken. Willkommen in der Welt der Schubladen.
Das Auto- ein Sündenbock
Ich finde beleidigende „Klimakiller“-Zettel an meinen Scheibenwischern ebenso daneben wie „Eat my Feinstaub“ Aufkleber in Heckscheiben vorbeifahrender Fahrzeuge. Dummes Unreflektiertes Lagerdenken – damit wurde noch nie eine Krise gelöst, auch nicht die Klimakrise. Zugehörigkeit zu einer Blase die einen permanent bestätigt schützt letztlich nicht vor der Realität. Habe ich jetzt doch über nachhaltige Mobilität schwadroniert? Nicht wirklich. Es geht hier um Gefühle, um Toleranz, um Anstand.
Ich stehe dazu, ich liebe mein SUV. Und mein Motorrad. Und manchmal Fleisch (aber diese Büchse der Pandora öffne ich heute nicht mehr). Ich liebe aber auch mein E-Bike, den Wald und das Moseltal, Veggie Burger und Obst. Nein das ist kein Widerspruch.
Liebe Sheriffs aller Lager: erst Fragen, dann Nachdenken, dann Schießen – oder eben nicht.
Euer Senf hierzu interessiert mich natürlich sehr – also kommentiert was das Senfglas hergibt. Mehr Senf von mir gibts hier!
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