Heute gibt´s leichte Kost: Irgendwo zwischen Ukraine-Krieg (ja, er läuft noch…), Schulmassakern, der Sexualisierung Minderjähriger für Heidi Klums Karriere, Boris, der im Knast so rum mault dass man ihn verlegen muss,Toni Kroos, dem die Fragen der Journalisten zu unbequem werden, Sprit der teurer ist als eine vergleichbare Menge Supermarktschnaps, dem Versuch, zu erklären warum Amber Heard in Johnny Depps Bett gekackt hat und natürlich Fynn Kliemann, der nach wie vor versucht, die Kuh vom Eis zu bekommen bemerkt man fast nicht, was mich derzeit am meisten bewegt: Es war Kirmes!
Bullerbü mit Bier
Während die eingangs erwähnten schlimmen Nachrichten aufgrund ihrer Dichte so langsam nur noch müdes und hilfloses Schulterzucken verursachten hab ich mich auf die Kirmes echt gefreut. Mann, so ‘ne Kirmes ist Kindheitserinnerung, Dorfkultur, vielleicht sogar Identität. Der Versuch, meinen nicht-deutschen Freunden die Kirmes zu erklären und ihren weiteren Sinn verständlich zu machen scheiterte schon im Versuch. Ich verstehe es selbst auch nicht so ganz, weiß aber dass man dort eine gute Zeit hat und den Leuten näher kommt, die letztlich hoffentlich ein Leben lang um einen herum wohnen. Es ist ein wenig wie Bullerbü mit Bier, Blasmusik und oftmals unfassbar schlechtem Catering. Gut so!
Burger ohne Eile
Ich bin heilfroh dass ich aus einem der kleinsten Dörfer komme, die ich kenne, denn entsprechend klein war auch die Kirmes. Weinstand, Bierstand, Bar, Bänke, feddich. Natürlich gab es eine Wurstbude, diese bewies aber nur wieder dass auf einer Kirmes es immer gut ist wenn die alten Herren aus dem Dorf noch mal den Schwenker aufstellen anstatt einen vermeintlichen Profi zu buchen, der 12 Sorten Burger anzubieten hat, aber dafür sind die Pommes Müll. Pommes sind die Quintessenz von Kirmesfutter – die müssen sitzen. Natürlich wird dort dann traditionell Montags zu Abend gegessen mit Kind und Kegel. Angestanden habe ich zwar eine gute Stunde bis ich endlich dran kam – dafür war das Essen aber auch wenigstens wirklich schlecht. Reine Höflichkeit dem Betreiber gegenüber hielt mich davon ab, eine Sammelbestellung beim Pizzataxi abzusetzen und einfach was auf die Kirmes liefern zu lassen. Sei es drum – es gehört wohl dazu dass man sich erst wehe Füße und dann wehes Gedärm holt auf so ‘ner Kirmes.
Prassen mit Familie
Das Maximum, das eine Kleinstkirmes wie unsere braucht ist eine Hüpfburg. Bitte keine Kotzmaschinen, die einen angetrunken durch die Gegend wirbeln bis einem die Brühe aus allen Löchern schießt. Bitte keine Geräte an denen Halbstarke, die mittlerweile Anfang 40 sind, noch mal zeigen können was sie für Hechte sind. Bitte nichts was blinkt oder Radau abseits der Musik macht. Am besten spielt der Musikverein, danach schön 80er Rock an, jeder mags, keinen juckts. So bleibt die Kirmes auch ökonomisch interessant: Bier und Wurst sind bezahlbar und sonst gibt es nichts. Wenn ich mir da anschaue wie so manche Familie, die wirklich aufs Geld schauen muss, es schafft, hunderte Euronen auf einem Volksfest zu verballern – einfach so, weil man es sich mal gut gehen lässt… verstehen tu ich es nicht , muss ich aber auch nicht. Jedem Tierchen sein Plaisierchen.
Genuss ohne Reue
Ich für meinen Teil freue mich schon aufs nächste Jahr Kirmes, auf schöne Gespräche quer durchs Dorf (zu denen man im laufenden Jahr so selten kommt), auf lecker Gezapftes und eklig Gegartes, auf lautes Getröte und dem Versuch einer Moderation durch die lokale Politprominenz, auf aufgeregte Kinder, für die das ganze dem Oktoberfest gleich kommt – und auf meinen eigenen kleinen Astrid-Lindgren-Moment. Wieder stelle ich fest dass das Dorf die richtige Wahl war!
Ihr Senf hierzu interessiert mich natürlich sehr – also kommentieren Sie was das Senfglas hergibt! Mehr Senf von mir gibt es hier!
Mehr Sempf und weitere Themen von Johannes‘ bekommt ihr in seinem Podcast „Discöföx“, in dem er zusammen mit Philipp Godart das Weltgeschehen kommentiert. „Schier sein Podcast“ ist schier gut. Weitere Infos findet ihr zudem auf den Websites der Boys:
Jöhännes www.johanneschier.de
Philipps: www.philippgodart.de
Kommentar verfassen