Wenn die Kaffee-Ecken der Bäcker gegen 8 überraschend leer sind, in ländlichen Gegenden das DSL vormittags kurz vor dem Zusammenbruch steht und Lehrer die Spirituosenläden leer kaufen, dann ist es wieder soweit: Die Sommerferien sind da!

Schüler
Für mich als Schüler hatte der Ferienbeginn immer einen bittersüßen Geschmack. Auf der einen Seite konnte man sich endlich vom Schulstress erholen (,den ich mir zugegebenermaßen eigentlich nie machte), zum anderen brachen aber auch viele soziale Kontakte einfach für mehrere Wochen ab – 6 Wochen, die sich wie Jahre anfühlen konnten, genau so, wie sich es wie ein Abschied für immer anfühlte, wenn ein Freund ins Nachbardorf 5km weiter zog. Beide Probleme sind aber, glaube ich, mit meiner Generation ausgestorben. Dieses neumodische „Internet“ macht es ja möglich. Gut so! Mit zunehmendem Alter wissen die Schüler auch immer mehr, was sie mit der Ferienzeit anfangen sollen. Musste ich mir bei meinem 7 jährigen Sohn noch Gedanken machen, wie ich ihn den ganzen Tag entertained bekommt, so bin ich heute, wo er 14 ist, froh, wenn ich mal eine Audienz zum gemeinsamen Zeit verbringen bekomme. So oder so bleibt der gemeinsame Urlaub, der jetzt nicht mehr nur ums Nachwuchs Entertainment dreht, was definitiv eine Verbesserung darstellt. Hach, sie werden so schnell groß!
Eltern
Für viele Eltern geht hingegen jetzt der blanke Horror los, denn hatte man sich schön an vormittägliche Zeit zum ruhigen Erledigen von Dingen, oder gar Freizeit gewöhnt, so ist das für die nächsten Wochen erstmal Geschichte. Jetzt heisst es Vollzeitjob Mama oder Papa. Das kann eine ganz schöne Belastung für die Nerven und die Eltern-Kind Beziehung, oder gar die Beziehung der Eltern sein. Das große Aufatmen kommt dann mit dem neuen Schuljahr , wenn die Blagen endlich wieder morgens aus dem Haus sind und man mal in aller Ruhe ne Tasse Kaffee trinken kann, bevor man sich um den Haushalt, Einkäufe, die eigene Gesundheit, oder eben einfach mal um die eigene Erholung kümmert. La dolce vita ist zurück. Doch bis dahin heisst es jetzt, die Durststrecke auszustehen. Wohl dem, der ein gutes Ferienlager gebucht hat. Und dabei habe ich ja jetzt noch nicht von den Eltern gesprochen, die die Ferienzeit der Kinder gar nicht mit ausreichend Urlaubstagen gedeckt bekommen.
Lehrer
Ich glaube ja, dass die Lehrer diejenigen sind, die sich (zurecht) am meisten über die Sommerferien freuen. Zurecht deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass es unseren Lehrern nicht gut geht. Ich kenne es sowohl aus elterlicher als auch beruflicher Sicht und ich verstehe jeden Lehrer, der am Ende des Schuljahres mittels ungeniertem Hopserlauf zu seinem Volvo seiner inneren Erleichterung freien Lauf lässt. Mittlerweile sehen sich viele Lehrer mit der stumpfen Forderung der Eltern konfrontiert, ihnen doch die Erziehungsarbeit gleich ganz abzunehmen. Dazu kommen straffe Pläne, schwache Strukturen und oftmals eine Umgangskultur, die den Zusammenhalt der Kollegen in keiner Weise fördert, ganz im Gegenteil. Oft ist der Mobbing-intensivste Ort an der Schule das Lehrerzimmer. Dann natürlich das Dilemma, wie man den Gören denn Stoff beibringen muss, wenn die meiste Zeit dafür drauf geht, ihnen Benehmen und vernünftiges Miteinander beizubringen – etwas, das früher (ja, Opa erzählt vom Krieg) zu Hause passierte, oder zumindest passieren sollte. Dazu kommt der Ruf, ja nur ein paar Stunden die Woche faul abzusitzen und sich auf Beamtenstatus und mit jeder Menge Freizeit einen lauen Lenz zu machen, während Ingo im Tiefbau 8 Stunden am Tag Stahlträger mit der bloßen Hand zerteilen muss. Ich denke nicht dass gute Lehrer das hinbekämen, den Job in wenigen Stunden zu wuppen. Der Job erfordert nach wie vor ein hohes Maß an Idealismus und Leidenschaft, das macht man weder wegen der Kohle, noch wegen der Freizeit. Ja, Lehrer haben selten Schwielen an den Händen, aber dafür oft welche auf der Seele, was Ingo vom Tiefbau natürlich nicht interessiert, wenn er am Stammtisch über sie her zieht. Gut, dass er sich das ganze eh nur 9 Jahre antun musste.
Im Großen und Ganzen
…ist es doch gut, dass dieses Spannungsgefüge mal für ein paar Wochen gelöst wird. Schüler, nutzt die Zeit draussen. Eltern, nehmt Euch Zeit für die Kinder und danach auch für Euch – und seid nett zu den Lehrern, allein schon deshalb, weil ein durchgebrannter Lehrer mit das schlimmste ist, was man seinem Kind antun kann. Lehrer, erholt Euch gut, Ihr seid wertvoll und wichtig, also passt auf Euch auf!
Schöne Ferien Euch allen.
Ihr Senf hierzu interessiert mich natürlich sehr – also kommentieren Sie was das Senfglas hergibt! Mehr Senf von mir gibt es hier !
Mehr Sempf bekommt Ihr in Johannes´ Podcasts „Discöföx“ (zusammen mit Philipp Godart) und „Schier sein Podcast“ – überall wo es Podcasts gibt und auf den Websites der Boys:
Johannes: www.johannesschier.de
Philipp: www.philippgodart.de
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