Am 4. und 5. Oktober findet die erste Trierer Handpressenmesse unter dem provokativen wie auch einprägsamen Namen „Schwarzmarkt“ statt. Um die 60 Aussteller werden an diesem Wochenende in den Räumen der Europäischen Kunstakademie ihre Arbeit und ihre Produkte anpreisen.
Es ist nun ungefähr ein Jahr her, als Bernhard Maria Müller, ehemaliger Lehrer und bekannt als Gründer der Treveris Handpresse, mit seiner Idee an die Kulturstiftung Trier herantrat: die Organisation und Umsetzung einer Handpressenmesse in Trier. Und seitdem ist viel geschehen. Seine Idee fand Zustimmung und Anklang und wurde mit großer Unterstützung von vielen Seiten letztendlich umgesetzt. Am heutigen Morgen wurden die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz in den Räumen der Fachhochschule am Paulusplatz vorgestellt. Neben den Hauptorganisatoren Bernhard Maria Müller, David Pensé, Prof. Henriette Sauvant und Prof. Andreas Hogan waren auch die mitverantwortliche Studentin Annika Fusenig, Hiltrud Zock von der Kulturstiftung Trier und außerdem Michael Embach, Leiter der Stadtbibliothek Trier, anwesend.
Von der Idee bis zur Umsetzung…
…ist viel zu tun. Bernhard Maria Müller, der sich mit großer Begeisterung der Handpressendruckkunst widmet, spielte schon länger mit der Idee, eigens für diese Sparte eine Messe ins Leben zu rufen, bei der sich Begeisterte und Kenner austauschen und ihre Werke vorstellen könnten. Mit dieser Idee trat er an David Pensé und anschließend an Hiltrud Zock und die Kulturstiftung Trier heran. Gemeinsam begeisterten sie auch Henriette Sauvant, erst seit kurzem Professorin für Kommunikationsdesign an der FH Trier, und Professor Andreas Hogan, Fachrichtungsleiter Kommunikationsdesign an der FH, die einer Kooperation sofort zustimmten. Er kam mit dieser Idee „genau im richtigen Moment“, wie Henriette Sauvant berichtete, war sie doch gerade neu in Trier und mitten in den Überlegungen für die Projektarbeiten im folgenden Semester. Außerdem sei die Arbeit mit der Handpresse in Trier Teil des Studiums und somit die Aussicht ideal, die Studierenden und ihre Arbeiten in die Umsetzung einzubeziehen, bestätigte ihr Kollege Andres Hogan. So stammen beispielsweise Bildmarke und Schriftzug aus Wettbewerben unter den Studierenden, bei denen sich Annika Fusenig durchsetzen konnte. Als die Projektvorschläge zu Beginn des Semesters bekannt gegeben wurden, fühlte sie sich sofort von der Realisierbarkeit der Messe angezogen, denn das ist nicht bei allen Projekten der Fall. „Es war mein Traum, schon während des Studiums an der Umsetzung eines reellen Projektes beteiligt zu sein. Auch wenn es aufgrund des Termindrucks oft anstrengend war, bin ich jetzt stolz und freue mich sehr auf die Messe“, erzählte sie über ihre Erfahrung.
Die Künstler
Bei der Suche nach den Ausstellern zeigte sich die umfassende Erfahrung des Insiders Bernhard Maria Müller von großem Vorteil. Da es keine einheitliche, umfassende Plattform für entsprechende Künstler gibt, schöpfte er aus dem Fundus seiner Kontakte und Kataloge der zahlreichen Buchmessen, die er in den letzten Jahren besucht hatte. Europaweit fragte er über 100 Künstler an, darunter Buchbinder, Illustratoren, Kalligraphen und auch Papierschöpfer. Die Resonanz war enorm. Aus eigentlich geplanten 50 Ausstellerplätzen wurden schnell 62, und wenn die Räumlichkeiten es hergeben würden, wären es sicherlich mehr geworden. An Interesse mangelte es nicht. Und die Aussteller der nicht-digitalen Buchkunst kommen aus allen Richtungen nach Trier, um hier ihre Werke, ihr Arbeiten und ihre Leidenschaft vorzustellen: aus Weimar, Berlin, München, Hamburg, sogar aus der Schweiz und Belgien, um nur einige zu nennen. Darin zeigt sich die Präsenz, die die scheinbar veraltete Methode der Handpresse auch heute noch in den Interessen vieler Menschen einnimmt, und deren Bestreben, ihr Wissen und Wirken an Dritte weiterzugeben und Erinnerung aufrecht zu erhalten. Besonders erfreulich ist die Teilnahme einer FH-Studentin, die einen eigenen Stand auf der Messe haben wird. Außerdem wird der bekannte Maler und Grafiker Werner Persy mit seinen stolzen 90 Jahren mit von der Partie sein.
Eine gelungene Kooperation mit gemeinnützigem Hintergrund
Schlussendlich betonte Hiltrud Zock noch einmal die gelungene Kooperation mit der FH Trier. Auf diese Weise konnten Studierende profitieren, sich ausprobieren und an einem gemeinnützigen Projekt mitarbeiten. Denn der Erlös aus dem Verkauf des Ausstellungskatalogs, der dieser Tage in den Druck geht und Mitte September erwartet wird, soll der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier e. V. zur Verfügung gestellt werden. Dies war allerdings nicht die Hauptmotivation Michael Embachs für seine Unterstützung und Bereitstellung eines Beitrags für den Katalog. Es ist nicht seine erste Zusammenarbeit mit Bernhard Maria Müller. Er bezeichnet sich und seinen Kollegen lachend als „zwei Protagonisten der analogen Welt“. Ist man erst skeptisch bezüglich der Relevanz und Kurzweiligkeit wenn man von einer „1. Trierer Handpressemesse“ liest, so entwickelt man mit zunehmender Beschäftigung eine Sympathie und Verständnis und ebenso Interesse für ein Vorhaben, das in dieser von schnellen Medien bestimmten Zeit auf die Anfänge der schriftlichen Überlieferung besinnt. So freuen wir uns auf eine spannende Messe, auf zukünftige ähnliche Veranstaltungen und danken allen, die sich teilweise ehrenamtlich für ein größeres Bewusstsein der Menschen einsetzen und solche Projekte möglich machen.
[statistik]Die Handpressenmesse findet am 4. und 5. Oktober in den Räumlichkeiten der Europäischen Kunstakademie statt. Der Eintritt ist frei. Erlöse aus dem Verkauf der Kataloge kommen der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier e. V. zugute.[/statistik]
Kommentar verfassen